be quiet! nutzt das Jahr 2021, um mehreren Kühlern aus dem eigenen Sortiment ein Update zu verpassen. Dazu gehört auch der be quiet! Dark Rock TF 2, welcher in mehreren Punkten verändert wurde. Es bleibt aber dabei, dass es sich um den leistungsstärksten Top-Blower-Kühler des Herstellers handeln soll. Der folgende Test klärt, wo sich der CPU-Kühler mit zwei 135 mm Lüftern im Sortiment einordnet.
Der be quiet! Dark Rock TF 2 folgt natürlich auf den Dark Rock TF. Grundsätzlich hat der Hersteller das Konzept der ersten Generation beibehalten, aber in manchen Punkten optimiert bzw. verändert. Als weitere Top-Blower hat der Hersteller noch den be quiet! Shadow Rock TF und Shadow Rock LP im Programm. Diese sind entgegen dem vorliegendem Modell jeweils nur mit einem Lüfter bestückt und verfolgen im Fall des Shadow Rock LP auch ein anderes Konzept. Denn für einen Top-Flow Kühler ist der Dark Rock TF 2 mit 134 mm Höhe einer der größeren Modelle mit dieser Bauart. Der Shadow Rock LP ist z. B. fast halb so hoch.
Dass der Kühler so groß ausfällt, macht bzw. soll sich auch bei der Leistung bemerkbar machen. 230W TDP soll er bewältigen können. Damit liegt er deutlich über dem Shadow Rock TF (160W) und findet sich zwischen dem be quiet! Dark Rock 4 (200W) und Dark Rock Pro 4 (250W) ein. Um diese Leistung erreichen zu können, setzt der Hersteller sechs Heatpipes ein, welche sich zum Teil über zwei Finnen-Bereiche erstrecken. Die äußeren beiden verlaufen nur zum größeren, oberen Bereich, während die mittleren vier auch noch zum kleineren unteren Bereich führen. Vorhanden sind oben 64 und unten 62 Lamellen.
Die Abwärme der CPU wird über eine vernickelte Kupferbodenplatte aufgenommen. Der Rest des Kühlers ist, wie die anderen aktuellen Dark Rock Modelle auch, mit einer speziellen Beschichtung mit Keramikpartikeln versehen. Der Vorgänger war noch mit vernickelten Heatpipes und dunkel vernickelten Finnen versehen. Optisch passte er damit auch schon nicht mehr in die aktuelle Dark Rock-Serie.
Die beiden Lüfter messen zwar beide 135 mm, die Lüfter selbst sind aber nicht identisch. Bei einem handelt es sich um einen Silent Wings 3, er besitzt also auch den trichterförmigen Lufteinlass. Zudem baut er mit 25 mm etwas dicker als der zweite Lüfter mit 23 mm. Unterschiede gibt es auch bei der maximalen Drehzahl. Der Silent Wings 3 dreht bis 1300 U/min, der Silent Wings bis 1400 U/min.
Lieferumfang & Kühlermontage
Der Lieferumfang des be quiet! Dark Rock TF 2 ist beinahe identisch zu dem des be quiet! Dark Rock Pro 4. Das Montage-Material ist gleich, bis auf die Montagebrücke samt Schrauben bereits am Kühler befestigt ist. Der Y-Adapter für die beiden Lüfter ist aber ebenfals enthalten. Die Menge der Wärmeleitpaste kommt hier etwas größer vor. Unterschiede gibt es bei den Lüfterklammern, welche hier nicht schwarz lackiert sind. Zudem liegt kein Schraubendreher bei.
- Intel: LGA1200, LGA1151, LGA1150, LGA1155, LGA2066, LGA2011(-3)
- AMD: AM4, AM3(+)
Montage auf Sockel AM4
Die Montage auf dem Sockel AM4 erfolgt mit der Backplate von AMD. Man muss also zunächst die beiden Halter demontieren und kann dann erst mit dem Aufbau des be quiet! Systems beginnen. Angefangen wird hier dann mit den schwarzen Distanzhülsen, welche auf die rausstehenden Gewinde gesteckt werden. Hat man alle vier aufgelegt, werden die Brücken benötigt. Sie werden dann mit den beiliegenden Schrauben fixiert. Danach kann man bereits den Kühler aufsetzen und anschrauben. Im Gegensatz zu der Montage auf einem Intel System, kann man die Orientierung nur in zwei, statt vier Richtungen wählen. Beim RAM und dem ersten PCIe Slot gibt es auf dem MSI B450 Tomahawk Max dennoch keinerlei Probleme.
Montage auf Sockel LGA1200
Beim Intel System braucht es die Backplate des Lieferumfangs. Sie ist ein alter Bekannter und wird mittlerweile eigentlich bei allen be quiet! Kühlern verwendet. Sie wird wie immer vorbereitet und auf der Rückseite des Mainboards aufgelegt. Auf der Vorderseite werden dann die Abstandsgewindehülsen eingedreht. Auf diese legt man die Brücken, wobei man hier auf die spätere Orientierung des Kühlers achten muss. Beim vorliegenden Biostar Z590I Valkyrie ging nur die zu sehende Ausrichtung, da sonst der RAM mit den Heatpipes kollidiert wäre. Angeschraubt wird er übrigens durch die Lamellen. Ein passender Schraubendreher liegt nicht bei.
Testsystem vorgestellt: Hardware
Um valide Ergebnisse bei den Kühler-Tests aufzeigen zu können, kommt immer dasselbe System zum Einsatz, an welchem keine Veränderung getroffen werden. Die Basis stellt das Corsair Carbide 678C dar. Dieses bietet sehr viel Platz für große Radiatoren oder Luftkühler und ist bereits ab Werk mit drei ML140 Lüftern bestückt. Diese kommen bei den Luftkühler-Tests auch immer zum Einsatz, bei den Tests einer Wasserkühlung wir der Lüfter in der Front demontiert. Zudem wird im Top das Mesh-Gitter eingesetzt, statt der Dämmplatte. Genaueres zum Gehäuse kann man im zugehörigen Test nachlesen.
Eingezogen ist hier ein AMD AM4-System. Konkret befindet sich ein AMD Ryzen 7 1700X mit einer TDP von 95W im Sockel des MSI B450 Tomahawk Max, welcher mit fixierten 3,5GHz bei 1,25V betrieben wird. Dadurch wird die automatische Übertaktung mittels XFR umgangen und dennoch in etwa die typische Wärmeabgabe des Achtkerners erreicht. Der CPU zur Seite steht ein 16 GB RAM-Kit. Die beiden Riegel der Corsair Vengeance LPX bauen relativ flach, womit zu keinem Zeitpunkt mit Kompatibilitätsproblemen zu rechnen ist. Damit das Grundsystem als leise bezeichnet werden kann, kümmert sich um die Bildausgabe eine MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X, bei welcher sich die Lüfter ohne Grafiklast nicht drehen.
Mit Energie wird das System durch ein Corsair RM650 versorgt. Das Netzteil ist mit einer 80 PLUS Gold Effizienz zertifiziert und mit einem 135 mm Lüfter versehen. Dieser springt aber nur dann an, wenn er benötigt wird, ansonsten ist der Energiespender komplett lautlos. Ergänzt wird das Netzteil durch ein Corsair Pro PSU Cable Kit mit einzeln ummantelten Kabeln. Das Betriebssystem nimmt Platz auf einer Corsair MP510 mit 240 GB. Durch den Einsatz einer M.2 SSD werden weitere unnötige Kabel eingespart. Neben Windows 10 Pro ist eigentlich nur iCUE und Prime 95 als Software zu nennen. Denn als Lüftersteuerung kommt ein Corsair Commander Pro zum Zuge. Dieser kann Lüfter nicht nur mit PWM oder Spannung drehzahlgenau regeln, sondern bietet zudem auch externe Temperatursensoren. Weiterhin lassen sich in der Software die Temperaturwerte der Hardware darstellen und auch loggen.
Kühlertestsystem im Detail vorgestellt | ||
Prozessor | AMD Ryzen 7 1700X | ![]() ![]() ![]() ![]() |
Mainboard | MSI B450 Tomahawk Max | |
Storage | Corsair MP510 240 GB | |
RAM | 16 GB Corsair Vengeance LPX DDR4-3200 | |
Netzteil | Corsair RM650 | |
Grafikkarte | MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X | |
Gehäuse | Corsair Carbide 678C | |
Controller | Corsair Commander Pro | |
Wärmeleitpaste | Arctic MX-4 | |
sonstiges | ||
Testverfahren Hardware
Damit die CPU in jedem Test gleich beansprucht wird, kommt Prime 95 v29.8b6 mit Custom Einstellungen zum Einsatz. Gewählt wird 8K FFT, was die höchste Heizleistung erzeugt. Zudem wird immer der gleiche Speicherbereich getestet, also ein Haken bei FFTs in-place gesetzt. AVX2 sowie AVX werden deaktiviert. Die Zeit wird auf 120min eingestellt, sodass genügend Zeit für den Run zur Verfügung steht.
Während die Gehäuselüfter bei 600 U/min fixiert werden, wird die Drehzahl der Lüfter oder die Lüfter auf dem Kühler oder Radiator variiert. Zunächst wird die höchste Drehzahlstufe eingestellt und das System eingeheizt. Ändert sich die Temperatur der CPU nicht weiter, wird mit dem Loggen der Messwerte begonnen. Nach etwa einer Minute wird die Drehzahl um 200 U/min gesenkt und diese Stufe wieder so lange beibehalten, bis sich die CPU-Temperatur nicht weiter verändert. Auch dieser Zustand wird dann ~1min geloggt. Insgesamt wird der Prozess so lange durchgeführt, bis die Lüfter keine Veränderung mehr zulassen. Zu jeder Zeit wird auch die Raumtemperatur mit zwei externen Sensoren ermittelt und ebenfalls geloggt.
Insgesamt erhält man somit einen Datensatz, aus dem sich die Differenz zwischen Raum- und Prozessor-Temperatur sehr genau bestimmen lässt und das für ein breites Drehzahl-Spektrum. Für jede Stufe wird auch der Schalldruckpegel ermittelt, allerdings werden hierfür auch Gehäuselüfter noch weiter gedrosselt und zudem die Front-Tür des Gehäuses geschlossen, welche während des Testdurchlaufs sonst offen steht.
Messwerte: Temperatur
Wie bereits eine Seite zuvor geschrieben, wurden alle Kühler unter identischen CPU-Bedingungen getestet. Die ermittelten Testergebnisse entsprechen ausschließlich denen der Komponenten unseres Testsystems. Abweichende Konfigurationen dieser Hardware-Zusammenstellung haben unausweichliche Änderungen, der von uns erzielten und dargestellten Messwerte zur Folge. Neben der Fixierung des Takts sowie der Spannung des Prozessors, wurde auch die Drehzahl der Lüfter im Gehäuse auf 600U/min fixiert, so ergibt sich eine ideale Vergleichsgrundlage aller Modelle.
Im unteren Drehzahlbereich kann der be quiet! Dark Rock TF 2 noch eine recht gute Figur machen bzw. wird er seiner Leistungseinstufung gerecht. Den be quiet! Dark Rock 4 lässt er bspw. hinter sich. Das gilt aber nur bis 800 U/min, denn ab 1000 U/min wendet sich das Blatt. Die Leistung nähert sich dann eher dem be quiet! Shadow Rock 3 und be quiet! Dark Rock Slim an, welche beide eine geringere TDP Einstufung haben. Auch andere Kühler mit 120 mm Lüfter ziehen dann an dem Koloss vorbei. Die großen Dual-Tower können ebenfalls einen großen Abstand aufbauen.
Messwerte: Lautstärke
Gemessen wird mit einem Schallpegelmessgerät "PCE 318" und aus 50 Zentimeter Abstand zum linken Seitenteil des Gehäuses. Dabei wird die Front-Tür geschlossen. Die drei im Gehäuse verbauten 140 mm Lüfter werden auf 400 U/min fixiert. Die Lüfter auf der Grafikkarte sowie im Netzteil stehen still.
Wie erwartet, schneidet der Kühler auch bei der Lautstärke nicht besonders gut ab. Erwartet wurde das eher schlechtere Ergebnis, da die beiden 135 mm Lüfter von sich aus schon lauter sein müssen, als ein 120 mm Lüfter bei gleicher Drehzahl. Zudem sind die Lüfter mit der Nabe Richtung Messgerät ausgerichtet, was ebenfalls für einen höheren Messwert sorgen kann. Insgesamt misst sich der be quiet! Dark Rock TF 2 am Ende des Drehzahlbands mit dem Noctua NH-D15 chromax.black, welcher ebenfalls große Lüfter verwendet. Bis dahin arbeitet nur der Zalman CNPS20X lauter. Rein subjektiv ist der Kühler aber leise und die Messergebnisse können nicht ganz den persönlichen Eindruck wiederspiegeln.
Zusammenhang von Lautstärke und Kühlleistung
Die beiden vorherigen Seiten liefern zwar schon Messwerte, aber so richtig interessant wird es erst, wenn man die Messung der Temperaturen mit den gemessenen Lautstärke-Werten in Zusammenhang bringt. Hier offenbart sich sozusagen die Effizienz der Kühler. Folgend wird also die Kühlleistung bzw. die Temperaturdifferenz zwischen CPU und Raumluft über der erzeugten Geräuschkulisse aufgetragen.
Dass der Kühler in beiden vorherigen Disziplinen keine echten Bestmarken setzen konnte, rächt sich auch bei der Effizienz. Sie fällt nicht wirklich gut aus für einen Kühler diesen Formats. Selbst die be quiet! Shadow Rock Slim 2, Cooler Master MasterAir MA620M und Cooler Master Hyper 212 Black Edition schneiden etwas besser ab. Nicht vergessen darf man aber hier, dass der be quiet! Dark Rock TF 2 flacher als die drei genannten aufbaut und damit eine höhere Kompatibilität an den Tag legt. Zudem liegt sein Luftstrom nicht in dem der Gehäuselüfter.
Fazit
Der be quiet! Dark Rock TF 2 ist für seine Bauart ein wahrer Koloss. Denn eigentlich sind Top-Flow-Kühler darauf ausgerichtet kompakt und platzsparend zu sein. Der vorliegende Proband ist dies aber nicht. Aufgrund seiner großen Oberfläche, den sechs Heatpipes und den beiden 135 mm Lüftern attestiert der Hersteller dem Kühler eine Leistung von 230W TDP. Im unteren Drehzahlbereich macht er auch eine entsprechend gute Figur. Allerdings kann er dies mit steigender Drehzahl nicht beibehalten und landet im vorliegenden Testaufbau nur auf dem Niveau von vermeintlich schwächeren Kühlern mit 120 mm Lüfter.
Bei der Lautstärke konnte sich der Kühler auch nicht besonders positiv hervortun, zumindest in den reinen Messergebnissen. Subjektiv ist der Kühler als leise zu bezeichnen. Eigentlich sollte er sich auch auf dem Niveau der anderen Kühler des Herstellers mit 135 mm Lüfter einfinden, hat er aber faktisch nicht gemacht. Somit schrumpfen die Vorteile des Dark Rock TF 2 zusammen. Ein Vorteil bleibt, dass durch die Bauart auch die Komponenten um den Sockel gekühlt werden und er im Vergleich mit Single- oder Dual-Tower-Kühlern flacher ausfällt, somit auch flexibel in der Nutzung ist.
Der Preis (UVP) des be quiet! Dark Rock TF 2 beträgt ~85€, was in Anbetracht der Leistung zu hoch ausfällt. Hier wissen wir bereits aus der Vergangenheit, dass be quiet! immer vergleichsweise hohe UVPs ansetzt, die vereinzelt auch nochmal deutlich nachgeben. Pauschalisiert werden kann dies aber nicht direkt. Eine Empfehlung gibt es nur dann, wenn der Bauraum eingeschränkt ist. Ansonsten gibt der Markt viele Alternativen mit ähnlicher oder besserer Performance her und das zu einem besseren Kurs.
be quiet! Dark Rock TF 2