Als die be quiet! Pure Loop das Licht der Welt erblickte, hatten wir das Modell mit 280 mm Radiator im Test. Die anderen drei Modelle mit 120 mm Lüftern sollen nun auch noch einmal den Test durchlaufen. Somit kann man sich ein komplettes Bild der Wasserkühlungs-Serie machen und die Leistung der Kühlungen mit 120 mm, 240 mm und 360 mm Radiator ebenfalls einordnen.
Da der Marktstart der be quiet! Silent Loop unmittelbar bevor steht, macht ein ausgiebiger Test der Pure Loop Serie auch zu diesem Zeitpunkt noch Sinn. Denn so kann man sich ein Bild davon machen, ob das höherpreisige Modell in jeder Größe auch einen Vorteil bietet bzw. die Mehrkosten mit mehr Laufruhe oder mehr Leistung ausgeglichen werden.
Viele Worte braucht es zur Eiunstiegs-AiO-Wasserkühlung des Herstellers eigentlich nicht mehr. Wer genauere Details zur Technik erfahren will, der kann sich auch im Artikel der Pure Loop 280 noch einmal informieren. Folgend baer noch einmal die wichtigsten Fakten. Die Pure Loop setzt auf eine ausgelagerte Pumpe, welche sich hier direkt zwischen den Schläuchen befindet. Erreicht werden soll damit eine geringere Lautstärke, durch weniger Vibrationen. Dadurch fälllt der Kühler leichter aus, als bei der Konkurrenz.
Fast schon typisch für den Hersteller ist der Einsatz einer vernickelten Bodenplatte. Allerdings setzt man wie die meisten auf einen Aluminium-Radiator, sodass ein Materialmix auch hier vorhanden ist. Positiv kann man nennen, dass man einen Einfüllstutzen integriert hat und auch die passende Flüssigkeit mitliefert. Als Lüfter kommen wie bei der Silent Loop Pure Wings 2 PWM zum Einsatz. Hier hat man sich also für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis entschieden.
Wie man die Kühler verbaut, wird in diesem Artikel nicht weiter thematisiert. Daher gehts direkt zum verwendeten Testsystem sowie der -Methodik.
Testsystem vorgestellt: Hardware
Um valide Ergebnisse bei den Kühler-Tests aufzeigen zu können, kommt immer dasselbe System zum Einsatz, an welchem keine Veränderung getroffen werden. Die Basis stellt das Corsair Carbide 678C dar. Dieses bietet sehr viel Platz für große Radiatoren oder Luftkühler und ist bereits ab Werk mit drei ML140 Lüftern bestückt. Diese kommen bei den Luftkühler-Tests auch immer zum Einsatz, bei den Tests einer Wasserkühlung wir der Lüfter in der Front demontiert. Zudem wird im Top das Mesh-Gitter eingesetzt, statt der Dämmplatte. Genaueres zum Gehäuse kann man im zugehörigen Test nachlesen.
Eingezogen ist hier ein AMD AM4-System. Konkret befindet sich ein AMD Ryzen 7 1700X mit einer TDP von 95W im Sockel des MSI B450 Tomahawk Max, welcher mit fixierten 3,5GHz bei 1,25V betrieben wird. Dadurch wird die automatische Übertaktung mittels XFR umgangen und dennoch in etwa die typische Wärmeabgabe des Achtkerners erreicht. Der CPU zur Seite steht ein 16 GB RAM-Kit. Die beiden Riegel der Corsair Vengeance LPX bauen relativ flach, womit zu keinem Zeitpunkt mit Kompatibilitätsproblemen zu rechnen ist. Damit das Grundsystem als leise bezeichnet werden kann, kümmert sich um die Bildausgabe eine MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X, bei welcher sich die Lüfter ohne Grafiklast nicht drehen.
Mit Energie wird das System durch ein Corsair RM650 versorgt. Das Netzteil ist mit einer 80 PLUS Gold Effizienz zertifiziert und mit einem 135 mm Lüfter versehen. Dieser springt aber nur dann an, wenn er benötigt wird, ansonsten ist der Energiespender komplett lautlos. Ergänzt wird das Netzteil durch ein Corsair Pro PSU Cable Kit mit einzeln ummantelten Kabeln. Das Betriebssystem nimmt Platz auf einer Corsair MP510 mit 240 GB. Durch den Einsatz einer M.2 SSD werden weitere unnötige Kabel eingespart. Neben Windows 10 Pro ist eigentlich nur iCUE und Prime 95 als Software zu nennen. Denn als Lüftersteuerung kommt ein Corsair Commander Pro zum Zuge. Dieser kann Lüfter nicht nur mit PWM oder Spannung Drezahlgenau regeln, sondern bietet zudem auch externe Temperatursensoren. Weiterhin lassen sich in der Software die Temperaturwerte der Hardware darstellen und auch loggen.
Das Kühler-Setup | ||
Prozessor: | AMD Ryzen 7 1700X | |
Mainboard: | MSI B450 Tomahawk Max | |
Storage: | Corsair MP510 240 GB | |
RAM: | 16 GB Corsair Vengeance LPX DDR4-3200 | |
Netzteil: | Corsair RM650 | |
Grafikkarte: | MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X | |
Gehäuse: | Corsair Carbide 678C | |
Controller: | Corsair Commander Pro | |
Wärmeleitpaste | Arctic MX-4 |
Testverfahren Hardware
Damit die CPU in jedem Test gleich beansprucht wird, kommt Prime 95 v29.8b6 mit Custom Einstellungen zum Einsatz. Gewählt wird 8K FFT, was die höchste Heizleistung erzeugt. Zudem wird immer der gleiche Speicherbereich getestet, also ein Haken bei FFTs in-place gesetzt. AVX2 sowie AVX werden deaktiviert. Die Zeit wird auf 120min eingestellt, sodass genügend Zeit für den Run zur Verfügung steht.
Während die Gehäuselüfter bei 600 U/min fixiert werden, wird die Drehzahl der Lüfter oder die Lüfter auf dem Kühler oder Radiator variiert. Zunächst wird die höchste Drehzahlstufe eingestellt und das System eingeheizt. Ändert sich die Temperatur der CPU nicht weiter, wird mit dem Loggen der Messwerte begonnen. Nach etwa einer Minute wird die Drehzahl um 200 U/min gesenkt und diese Stufe wieder so lange beibehalten, bis sich die CPU-Temperatur nicht weiter verändert. Auch dieser Zustand wird dann ~1min geloggt. Insgesamt wird der Prozess so lange durchgeführt, bis die Lüfter keine Veränderung mehr zulassen. Zu jeder Zeit wird auch die Raumtemperatur mit zwei externen Sensoren ermittelt und ebenfalls geloggt.
Insgesamt erhält man somit einen Datensatz, aus dem sich die Differenz zwischen Raum- und Prozessor-Temperatur sehr genau bestimmen lässt und das für ein breites Drehzahl-Spektrum. Für jede Stufe wird auch der Schalldruckpegel ermittelt, allerdings werden hierfür auch Gehäuselüfter noch weiter gedrosselt und zudem die Front-Tür des Gehäuses geschlossen, welche während des Testdurchlaufs sonst offen steht.
Messwerte: Temperatur
Wie bereits eine Seite zuvor geschrieben, wurden alle Kühler unter identischen CPU-Bedingungen getestet. Die ermittelten Testergebnisse entsprechen ausschließlich denen der Komponenten unseres Testsystems. Abweichende Konfigurationen dieser Hardware-Zusammenstellung haben unausweichliche Änderungen, der von uns erzielten und dargestellten Messwerte zur Folge. Neben der Fixierung des Takts sowie der Spannung des Prozessors, wurde auch die Drehzahl der Lüfter im Gehäuse auf 600U/min fixiert, so ergibt sich eine ideale Vergleichsgrundlage aller Modelle.
Wie man gut sehen kann, liefern sich die be quiet! Pure Loop 360 und 280 ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Verwunderlich ist das nicht. Die Größe der Radiatoren unterscheidet sich kaum. Die beiden Kontrahenten liegen insgesamt zwischen der Alpenföhn Gletscherwasser 360 und der NZXT Kraken X73, also ebenfalls Modellen mit 360 mm Radiator. Vor allem hinten raus bieten die Wasserkühlungen mit größerem Radiator einen Vorteil. Die beiden 280er AiOs von Corsair liefern hier aber noch immer die beste Leistung im Testfeld. Die Pure Loop 240 bietet sich ein Battle mit der Cooler Master MasterLiquid ML240L V2 RGB und kann erst mit steigernder Drehzahl an die Alpenföhn Gletscherwasser 240 mit ebenfalls 240 mm Radiator heranreichen. Die Pure Loop 120 ist weit von allen anderen Modellen abgeschlagen. Der kleine 120 mm Radiator ist in der Aufnahme der Wärmemenge einfach technisch beschränkt und der einzelne Lüfter ist nicht in der Lage sie schnell genug abzuführen. Viel besser als ein Luftkühler dürfte sie nicht abschneiden. Der Einsatz ist also eher was für Speziallösungen, in denen ein Lüftkühler eventuell nicht verbaut werden kann.
Messwerte: Lautstärke
Gemessen wird mit einem Schallpegelmessgerät "PCE 318" und aus 50 Zentimeter Abstand zum linken Seitenteil des Gehäuses. Dabei wird die Front-Tür geschlossen. Die drei im Gehäuse verbauten 140 mm Lüfter werden auf 400 U/min fixiert. Die Lüfter auf der Grafikkarte sowie im Netzteil stehen still.
Während die Pure Loop 280 schon etwas negativ aufgefallen ist, machen es die Modelle mit den Pure Wings 2 PWM 120 besser. Vor allem die kleine Pure Loop 120 mit nur einem Lüfter schlägt sich richtig gut. Die Pure Loop 240 und 360 sind in etwas gleich laut bzw. leise und liegen auf dem Niveau der Cooler Master MasterLiquid ML240L V2 RGB, welche subjektiv schon als leise bezeichnet werden kann. Die NZXT Kraken X53 mit ebenfalls 120 mm Lüftern kann aber bspw. noch leiser arbeiten. Hier wird sich bspw. zeigen müssen, ob die Silent Loop 2 einen besseren Job leistet.
Zusammenhang von Lautstärke und Kühlleistung
Die beiden vorherigen Seiten liefern zwar schon Messwerte, aber so richtig interessant wird es erst, wenn man die Messung der Temperaturen mit den gemessenen Lautstärke-Werten in Zusammenhang bringt. Hier offenbart sich sozusagen die Effizienz der Kühler. Folgend wird also die Kühlleistung bzw. die Temperaturdifferenz zwischen CPU und Raumluft über der erzeugten Geräuschkulisse aufgetragen.
Die Auswertung der Effizienz der Pure Loop Varianten ist besonders interessant. Bei der Leistung waren die Pure Loop 280 und 360 Konkurrenten, bei der Lautstärke waren die 240 und 360 Kontrahenten. Und genau das zeigt sich nun auch bei der Gegenüberstellung von Lautstärke und Leistung. Denn hier kann sich das Modell mit 360 mm Radiator doch deutlich vor die anderen AiOs aus eigenem Hause durchsetzen und landet auf dem Niveau der Alpenföhn Gletscherwasser 360 und MSI MAG CoreLiquid 360R. Die Leistung ist also nicht besonders hervorzuheben, aber insgesamt geht sie in Ordnung. Die NZXT Kraken X73 macht es bspw. besser. Durch die hohe Lautstärke misst sich die Pure Loop 280 auf einmal mit der Pure Loop 240, welche sich ebenfalls auf dem Level anderer 240 mm AiOs eintrudelt. Nennen kann man bspw. die Alpenföhn Gletscherwasser 240 und SilverStone Permafrost PF240. Besser macht es auch hier die NZXT Kraken X53. Die geringe Lautstärke der Pure Loop 120 verhilft ihr bei der Effizienz nicht zu einer besseren Einstufung. Insgesamt bleibt sie einfach krass abgeschlagen.
Fazit
Die be quiet! Pure Loop 280 hat im Test eine gute Figur gemacht, konnte aber nicht komplett überzeugen. Die Pumpe wurde als leise identifiziert, allerdings konnten die Lüfter nicht auf dem selben Niveau arbeiten. Das ist bei den Modellen mit den kleineren be quiet! Pure Wings 2 PWM 120mm besser. Hier stimmt die Lautstärke der Lüfter und passt damit insgesamt besser zu Auslegung. Eine besonders hohe Leistung stand bei der Entwicklung nämlich wohl eher nicht an, sondern eine solide Performance bei angemessener Lautstärke. Das können die Pure Loop 240 und 360 auch so abliefern. Sie schwimmen damit aber im Meer anderer All in One Wasserkühlungen mit und setzen sich nicht wirklich von diesen ab.
Vorteil kann sein, dass man die Wasserkühlungen nachfüllen kann, aber das müsste ein echter Langzeittest klären. Als positiv kann man die simple Montage nennen und die gute Verarbeitung. Das sind aber ebenfalls Punkte, die man auch bei der Konkurrenz findet. Die Preise der Kühler haben sich schon etwas nach unten korrigiert, sind aber zum Teil immer noch etwas höher als bei anderen Modellen. Nennen kann man hier vor allem die AiOs von Cooler Master, wie bspw. die ML240L V2 RGB.
In der Summe liefern sie eine solide Leistung ab, aber können sich eigentlich in keiner Kategorie besonders hervorheben. Von einem Kauf kann nicht abgeraten werden, aber so richtig als Empfehlung stellen sich die Modelle der be quiet! Pure Loop Serie auch nicht heraus.
be quiet! Pure Loop