Das Gehäuse für Micro-ATX Systeme nicht immer teuer sein müssen, hat uns das Thermaltake Core V21 gezeigt. Mit dem Anidees AI-4B ist bereits seit einiger Zeit ein weiteren Micro-ATX-Ableger erhältlich, der neben einem guten Preis auch mit einer hochwertigen Verarbeitung und interessanten Features auftrumpfen möchte. Das Case in Desktop-Form bietet beispielsweise eine Front-Tür, Aluminium-Elemente und drei vorinstallierte Lüfter. Ob das Gesamtpaket überzeugen kann? Mehr in diesem Testbericht, viel Spaß beim Lesen.
Anidees wurde im Jahre 2013 gegründet und bietet seitdem PC-Gehäuse aller Art an. Mittlerweile umfasst das Portfolio neben Midi-Towern auch Cases für kleinere Mainboard-Formfaktoren oder sogar Cube-Modelle. Der Hersteller möchte bei seinen Produkten "simple, elegant and Quality" ausstrahlen und schafft dies mit einem schlichten Design und wertigen Aluminium-Elementen am Äußeren der Gehäuse. Mittlerweile finden sich auch USB-Ladegeräte oder Gehäuse für den Raspberry Pi in der Produkt-Riege von Anidees, die neuste Kreation ist das AI Crystal. Ein Gehäuse mit Panelen aus gehärtetem Glas. Das AI-4B war direkt im "Start-Jahr" dabei und folgte direkt dem Einstandsmodell Anidees AI-6B. Unser vorgestelltes Muster ist nun bereits seit drei Jahren erhältlich und scheint in einen wenigen Punkten in die Jahre gekommen, was aber nicht unbedingt das Gesamtergebnis schmälern muss. Im Laufe des Artikels werden diese Punkte herausgearbeitet und aufgezeigt.
Die Spezifikationen
Der Lieferumfang fällt recht dünn aus, so sind neben dem Gehäuse lediglich eine kleine Bedienungsanleitung und vier Tüten mit Schrauben dabei. Geliefert wird das Gehäuse in einem braunen Karton.
Anidées AI-4B im Überblick | |
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Mainboard-Format(e) | Micro-ATX, Mini-ITX |
Bezeichnung | Anidées AI-4B |
Formfaktor | Micro ATX Case |
Preis | ca. 50,- EUR |
Hersteller-Homepage | www.anidées.com |
Sonstige Eckdaten | |
Laufwerke | 2x 5,25 Zoll (extern) 4x 3,5 / 2,5 Zoll (intern) |
Lüfter | vorinstalliert: 2x 120 mm (Front), 1x 120 mm (Heck) möglich: 2x 120/92/80 mm (Front), 1x 120/92/80 mm (Heck) |
Frontpanel | 2x USB 3.0 2x USB 2.0 1x HD-Audio Lüftersteuerung (1 Kanal, 3 Lüfter, 3 Stufen) |
Erweiterungssteckplätze | 5 |
Gewicht | 5 Kg |
Maße | 186 x 429 x 420 mm (B x H x T) |
Farbe | Schwarz |
Materialien | Stahl, Kunststoff, Aluminium |
Impressionen Außen
Vom Design her hat sich Anidees an seinen bisherigen Modellen orientiert und ein schlichtes, rundliches und simples Design entwickelt. Man setzt auf viele Linien, die von der Front bis zum Deckel verlaufen und so dem Cases einen Leitfaden geben. In der Mitte ist das AI-4B mit Aluminium-Abdeckungen versehen, die für eine hohe Wertigkeit sorgen.
Nur selten sieht man ein Micro-ATX-Gehäuse, das eine Front-Tür bietet. Hinter ihr zeigt sich Meshgitter vor den Front-Lüftern, sowie zwei externe 5,25"-Laufwerks-Plätze. Öffnen lässt sich die Tür zu beiden Seiten hin, hierfür muss man lediglich vier Schrauben am Scharnier abnehmen, dann kann man die Fronttür umkehren. Das Frontpanel befindet sich auf der Oberseite und ist mit zwei USB 3.0 sowie zwei USB 2.0 Ports gut für externe Medien ausgestattet.
Hinzu kommt eine Lüftersteuerung, die einen Kanal bietet, bis zu drei Lüfter aufnehmen kann und in drei Stufen eingestellt wird. Auch die üblichen HD-Audio-Ports sind mit dabei. In den letzten Jahren ging der Trend dazu über, dass Netzteil unter dem Mainboard zu verbauen, beim AI-4B wird dieses noch "klassisch" unter dem Deckel platziert, was eben auch wohl schon den Entwicklungsstand des Chassis geschuldet ist.
Für Zusatzkarten stehen fünf Erweiterungsslots zur Verfügung. Der Boden ist recht unspektakulär, lediglich die vier Füße aus Gummi sind erwähnenswert.
Impressionen Innen
Im Inneren finden sich ein strukturiertes und kompaktes Layout, das vor allem durch die Position des Netzteils überraschen könnte. Da dieses oben verbaut wird, muss man das Mainboard darunter installieren.
Im oberen Bereich der Front finden zwei externe Laufwerksschächte ihren Platz, beispielsweise für ein CD/DVD/BluRay-Laufwerk. Darunter ist Platz für ein Speichermedium im 3,5" oder 2,5" Format. An einer entnehmbaren Schiene gibt es die Möglichkeit zwei weitere HDDs oder SSDs zu befestigen. Der vierte Platz ist auf dem Boden. Die drei Letzt genannten Optionen sind zudem durch Gummiringe entkoppelt. Doch dazu mehr im Hardware-Einbau.
Rechtsseitig vom Mainboard-Tray findet man Klammern, die Kabel halten sollen und so für ein geordnetes Kabel-Management sorgen sollen. Da das PSU oben montiert wird, hängen die Kabel sonst wahllos nach unten, so können sie wenigstens etwas geführt werden. Für die Belüftung verbaut man einen 120mm-Rotor im Heck sowie zwei 120mm-Lüfter in der Front. Weitere Lüfterplätze sind nicht verfügbar, man kann die ab Werk verbauten Modelle lediglich durch andere Fans in den Größen 80,92 oder 120mm ersetzen. Im Deckel oder Boden besteht keine Möglichkeit.
Weiter geht es mit dem Einbau des Test-Systems und anschließend den Benchmarks.
Hardware-Einbau
Begonnen wurde mit dem Netzteil, welches als erste Komponente mit dem Lüfter nach unten eingebaut wurde. Da der Platz unter dem Deckel wirklich eng ist, muss der Stromversorger wirklich passend sein. In unserem Fall hatten wir kleinere Probleme mit dem be quiet! Straight Power 10, da dieses Modell kein gewöhnliches Lüftergitter hat und stattdessen auf längliche Streben setzt.
Diese ragen zusätzliche 1-2 mm aus dem Gehäuse heraus, wodurch das Netzteil etwas von den ATX-Normen abweicht. Daraus resultieren verschobene Schraubenlöcher am Befestigungsausschnitt des Gehäuses. Mit ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl kann man aber auch dieses Netzteil dort unterbringen. Anschließend ging es mit dem Einsetzen des Mainboards weiter, wofür wir das Gehäuse auf die rechte Seite gelegt haben. Die noch nicht angeschlossenen Kabel wurden währenddessen nach Außen gelegt, um im Inneren die volle Freiheit zu haben.
Da die Hauptplatine quasi "passgenau" in das AI-4B eingebaut werden kann, ist nur wenig Platz für die Kabel über. Besonders der 8-PIN ATX-Stecker ist nur schwer zu erreichen. Alle restlichen Kabel konnten durch drei Halterungen geführt und angeschlossen werden. Nutzer mit viel Feingefühl sollten bei der Verkabelung keine großen Probleme haben. Alle überschüssigen Leitungen können, beim Verzichten auf ein externes Laufwerk, im Laufwerksschacht untergebracht werden. Ansonsten würde sich ein modulares Netzteil lohnen.
Nach Anschluss der Frontpanel-Ports kann nun die Grafikkarte eingesetzt werden. Daraufhin, und zu guter Letzt, wird die Festplatte verbaut. Sie kann sowohl unter den 5,25"-Schächten, auf dem Boden oder, wie im gezeigtem Falle, an der entnehmbaren Schiene installiert werden. Diese bietet sich dahingehend an, da so die Festplatte genug Luft bekommt aber auch der Luftstrom zur Grafikkarte nicht sonderlich gestört wird.
Ob diese Idee aufgeht, erfahrt wird auf der nächsten Seite im Lautstärke- und Temperaturen-Test geklärt.
Lautstärke- und Temperaturmessung
Wir möchten für die Leser unserer Testberichte die nötige Transparenz herstellen und beschreiben daher ganz genau, wie bei dem Test eines Micro-ATX-Gehäuse alles mit beachtet und durchgeführt wird. Nachfolgend wollen wir auf die Testmethodik und die zum Einsatz kommenden Geräte eingehen. Das Setup selbst wird bei jedem Gehäuse neu eingebaut. Abgesehen von der Grafikkarte, bleiben die Komponenten unangetastet, so dass der Anpressdruck des CPU-Kühlers sich nicht verändert und dementsprechend auch nicht die Temperaturen. Als Betriebssystem gehen wir den konservativen Weg und bleiben Windows 7 inkl. SP2 (x64) treu. Detailliert betrachtet haben wir unser Micro-ATX-Testsystem auch nochmal aufgelistet.
Intel Z97 µATX-Gehäuse Setup | ![]() ![]() ![]() | |
Prozessor: | Intel Core i5-4670K (Retail) | |
Mainboard: | ASUS Maximus VII Gene | |
Storage: | Kingston HyperX SSD - 240GB | |
Kühlung: | Noctua NH-L12 | |
RAM: | 2x4GB Kingston HyperX Beast @ 2400MHz | |
Netzteil: | be quiet! Straight Power 10 500W | |
Grafikkarte: | ASUS GTX 760 DirectCU mini | |
Betriebssystem: | Windows 7 x64 | |
Grafiktreiber: | - |
Lautstärkemessung
Wie schon beim ATX-Pendant, übernimmt die Schallpegelmessung auf dem Stativ montiertes Messgerät. Wir haben uns für ein PCE-318 Schallpegelmessgerät entschieden. Dieses misst die Lautstärke 50 cm entfernt von der Gehäuseoberkante. Der von uns genutzte Messraum liegt unter 30 Dezibel Grundlautstärke und ist subjektiv beurteilt, mit absoluter Stille zu bezeichnen. Um die Dämmung oder Geräuschentwicklung eines Gehäuses erfassen zu können, haben wir die Grundlautstärke unseres Testsystems in einem offenen Aufbau gemessen.
{fusionchart id="53" # Micro-ATX # Lautstärkemessung}
Die Lüfter im AI-4B konnten an die interne Lüftersteuerung angeschlossen werden. Diese kann bis zu drei Lüfter in drei verschiedenen Stufen betreiben. Für die Benchmarks wurden sowohl die niedrigste als auch höchste Stufe der drei verfügbaren ausgewählt. Leider ist nicht bekannt, mit welcher Spannung die Fans dann betrieben werden bzw. wurden.
Im Lautstärke-Vergleich schneidet das Anidees AI-4B sehr gut ab, besonders im Low-Modus sind das Gehäuse bzw. die verbauten Komponenten angenehm ruhig und nur noch leicht wahrnehmbar. Doch selbst in der höchsten Stufe werden die Lüfter nicht zum Triebwerk und bleiben mit 42 db(A) ausgesprochen leise (im direkten Vergleich).
Temperaturmessung
Um unser Testsystem auf Temperatur zu bringen, kommen die Programme AIDA 64, Furmark und Prime95 zum Einsatz. Prime95 läuft im Blend- und der Furmark 1.9.5 im Xtreme Burning Modus gleichzeitig 30 Minuten lang. Anschließend werden die Werte mittels AIDA 64 notiert. Natürlich ist auch eine solche Datenmenge nicht vor Messtoleranzen gefeit und so sind Schwankungen im Bereich von 0,5 Grad Celsius bei den gemessenen Temperaturen möglich.
{fusionchart id="54" # Micro-ATX # Temperatur: CPU}
{fusionchart id="55" # Micro-ATX # Temperatur: GPU}
{fusionchart id="56" # Micro-ATX # Temperatur: HDD}
{fusionchart id="57" # Micro-ATX # Temperatur: Mainboard}
Wie schon im Lautstärke-Test können sich die Ergebnisse des AI-4B auch im Temperatur-Benchmark sehen lassen. Besonders die Festplatte und das Mainboard profitieren vom Luftstrom im Inneren. Die beiden Frontlüfter und der Heck-Fan arbeiten da super zusammen. Auch die Positionierung der Festplatte wird da seinen Anteil haben. Nichts desto trotz, die Messwerte des Prozessors und der Grafikkarte sind auch gut, unter High kommt das Gehäuse unter die Spitzenplätze und selbst mit Low-Einstellungen der Lüftersteuerung erreicht man Werte im Mittelfeld. Lediglich der Pixelbeschleuniger sackt etwas ab, wenn man unter Last zur niedrigsten Lüfter-Stufe greift.
Insgesamt zeigt sich das Anidees AI-4B klasse, die vorinstallierten Lüfter machen einen wunderbaren Job und trotz der Fronttür erreicht das Case tolle Werte im oberen und mittleren Bereich. Der Nutzer muss also keine zusätzlichen Lüfter kaufen, um die Kühlleistung zu steigern - die Werte sind so schon durch die drei ab Werk verbauten Modelle toll. Nutzt man den PC für normale Aufgaben, kann man im Low-Modus arbeiten - steigt die Last, beispielsweise beim Zocken, nimmt man den High-Modus und fährt immer noch mit guten Temperaturen und einer angenehmen Lautstärke. Separate Lüfter können logischer Weise nochmal komplett die Leistungswerte verändern. Auf der nächsten Seite folgt das abschließende Fazit.
Fazit
Das AI-4B von Anidees kann mit einer gelungenen Verarbeitung glänzen, das ist uns schon beim ersten Eindruck aufgefallen. Die Aluminium-Elemente an Front und Deckel machen das Gehäuse wertiger und geben ihm zudem den einzigartigen Look mit der gebürsteten Oberfläche. Durch die Fronttür bekommt das Case den schlichten und einfachen Look, für den Anidees stehen möchte. Nicht nur im Äußeren, auch das Innere kann mit drei vorinstallierten 120mm Lüftern, Halterungen für die Kabel sowie vier HDD- und SSD-Plätzen auftrumpfen. Der Hardware-Einbau verläuft weitestgehend einfach, allerdings muss man beispielsweise bei der Montage der Laufwerke auf Werkzeug zurückgreifen - also keine Thumbscrews oder Einschub-Adapter. Das Netzteil wird direkt unter der Decke und über dem Mainboard verbaut, je nach Modell kann es hier ordentlich eng werden. Bei unserem be quiet! Netzteil gab es anfangs kleinere Schwierigkeiten, die allerdings mit Feingefühl und viel Geduld überwunden werden konnten.
Durch die ab Werk verbauten Lüfter erreicht das AI-4B tolle Werte bei den Temperaturmessungen, besonders in Sachen Lautstärke kann sich das Gehäuse sehen lassen. Auch in der höchsten Stufe der Lüftersteuerung ist das Case noch angenehm ruhig, bei der kleinsten Einstellung ist es kaum wahrnehmbar. Auch die Entkopplung der Datenträger oder die vier Gummifüße tragen dazu bei. Einzig die Grafikkarte brauch unter Last dann doch etwas mehr Luftstrom, weswegen wir die "High"-Stufe beim Zocken empfehlen.
Preislich liegt das Anidees AI-4B bei gerade mal 50,- EUR, was in Hinsicht auf die Verarbeitung, die Leistung in Punkto Temperatur und Lautstärke und die angebotenen Features ein toller Preis ist. Zwar bekommen wir zu diesem Preis auch das Thermaltake Core V21, dort setzt man allerdings auf ein kubisches Design mit noch mehr Lüfterplätzen und etwas mehr Freiheit beim Hardware-Einbau. Ebenfalls interessant könnte das Node 804 von Fractal Design sein, welches ebenfalls tolle Werte erreicht dafür jedoch nochmal etwas teurer ist.
Anidees AI-4B | ||
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Pro | Contra | ![]() |
+ tolle Verarbeitung | - Netzteil-Position nicht unbedingt zeitgemäß |
Weitere interessante Testberichte:
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