Der Markt an NVMe SSDs wächst immer weiter an. Oft handelt es sich bei den Modellen nur umgelabelte "Standard-Laufwerke" - das ist beim vorliegenden Datenträger nicht der Fall. Bei der Curcial P5 stammen alle Komponenten vom Hersteller selbst. Wie sich das Laufwerk gegen die Konkurrenz schlägt, zeigt der folgende Test.
Natürlich stammt die verbaute Hardware der P5 nicht von Crucial selbst, allerdings ist Crucial ein Tocherunternehmen vom Hersteller Micron, von welchem die Bauteile stammen. Das macht das Logo auch schon deutlich. Die Crucial P5 ist das dritte NVMe-Laufwerk aus diesem Hause und wird als Performance-Produkt vermarktet.
Crucial mit 1TB im Detail
Die Crucial P5 setzt auf ein schlichtes schwarzes PCB und kommt ohne Kühler daher. Ein Kupfer-Sticker kommt ebenfalls nicht zum Einsatz. Was man auch schnell erkennt ist der Umstand, dass die M.2 2280 PCIe 3.0 x4 SSD nur einseitig bestückt ist. Das ist auch bei den Modellen der Fall, also auch bei der 2TB Variante. Ermöglicht wird dies durch die verschieden großen NANDs, wodurch fasst alle Modelle der P5 ein ähnliches Leistungsspektrum abrufen können. Nur das 250GB Modell liefert eine geringe sequentielle Schreibleistung.
Erhältlich ist sie mit 250GB, 500GB, 1TB sowie 2TB, was in Anbetracht der einseitigen Bestückung schon etwas erstaunlich ist. Schaut man sich das Datenblatt der Serie an, dann kann man schon sagen, dass man theoretisch mit den "typischen" Lösungen mit Silicon Motion- oder Phison Controller mithalten kann. Die TBW fällt im Vergleich zu bspw. der Seagate FireCuda 510 und Samsung 970 EVO Plus ähnlich aus, sowie auch die sequentiellen Werte, nur bei den zufälligen Zugriffen kann die P5 scheinbar nicht mithalten. Ob das praktisch auch der Fall ist, wird sich im Praxistest dann zeigen müssen.
Crucial P5 | ||||
Kapazität | 250 GB | 500 GB | 1 TB | 2 TB |
Schnittstelle | PCIe 3.0 x4 | |||
Lesen | 3400 MB/s | |||
Schreiben | 1400 MB/s | 3000 MB/s | ||
IOPS 4K | 210k/355k | 210k/500k | 390k/500k | 430k/5000k |
Speicher | 3D-NAND TLC, Micron, 96 Layer | |||
Controller | Micron DM01B2, 8-Channel | |||
Cache | 512MB LPDDR4 | 1GB LPDDR4 | 2GB LPDDR4 | |
TBW | 150 TB | 300 TB | 600 TB | 1.2 PB |
Preis | 48€ | 73€ | 142€ | 300€ |
Anders als bei ADATA XPG (z. B. Spectrix S40G) oder Viper (z. B. VPR100 RGB) findet man auf der Crucial P5 tatsächlich auch Bauteile vom Hersteller selbst auf dem PCB wieder - und das sogar ausnahmslos. Das war bzw. ist aber selbst bei Crucial nicht immer der Fall. Crucial darf als "Brand" von Speicherriesen Micron angesehen werden, was man als Aufdruck dann auf den Bauteilen dann wieder findet. Wie man anhand der folgenden Tabelle erkennen kann, hat der Hersteller bei der P1 und P2 noch Controller von anderen Herstellern eingesetzt. Das ist bei der P5 nicht mehr so. Das eingesetzte Modell hört auf die Bezeichnung Micron DM01B2. Was dieser kann, lässt man allerdings nicht verlauten. Dieser soll allerdings acht Kanäle besitzen und hat eine Art Heatspreader verbaut. Beim NAND wird auf 3D TLC mit 96 Layern gesetzt. Die beiden Chips sind mit der Bezeichnung NW969 bedruckt, was laut der Suche von Micron auf mit MT29F4T08EQLCEG8-R:C gekennzeichnete NANDs schließen lässt. Hier kann man ablesen, dass es sich um 4Tb (=500GB) Modelle handelt, was bei einem 1TB mit zwei Chips auch logisch ist. Der LPDDR4 DRAM-Cache misst bei der vorliegenden Größe 1GB und taktet mit 4266 MHz.
Wie man gut erkennen kann, soll die P5 wirklich mehr Leistung als die P1 und P2 bieten und ebenso auch bei der Schreibrate zulegen. Allerdings muss man auch sagen, dass der Hersteller sich dies auch bezahlen lässt. Während die "langsameren" Modelle mit 1TB den Preisvergleich anführen, findet man die P5 erst weiter hinten im Feld an. Bis zu ~50€ mehr muss man berappen, was sich dann auch beim Kapitel Preis-Leistung negativ niederschlägt. Allerdings gibt es mit der Crucial Storage Executive sowie Acronis True Image praktische Software kostenlos mit dazu.
Unser Datenträger Testsystem für die Messungen
Um die Corsair Force MP600 richtig testen zu können, musste der Unterbau getauscht werden. Das ASUS Prime B350-Plus wurde durch das MSI MEG X570 ACE und der AMD Ryzen 3 1300X durch den AMD Ryzen 7 3700X ersetzt. Dieser Wechsel wurde zunächst beibehalten, da die Änderungen zum vorherigen Plattform nur gering ausfallen.
AMD AM4 Testsystem | ||
Prozessor: | AMD Ryzen R7 3700X (Retail) | |
Mainboard: | MSI MEG X570 ACE | |
Kühlung: | NZXT Kraken X62 | |
RAM: | Corsair Dominator Platinum RGB 4x 8GB | |
Storage: | Crucial 1TB (PCIe 3.0 x4) | |
Netzteil: | NZXT E850 (850W) | |
Grafikkarte: | MSI GTX 970 OC | |
Betriebssystem: | Windows 10 x64 (1903) |
Cache- und Temperatur-Test
Für den pseudo SLC-Cache- sowie Temperatur-Test wird AIDA64 verwendet. Mit einer Blockgröße von 128kB wird das Laufwerk linear beschrieben.
Wie man sieht gibt es scheinbar einen statischen und einen dynamischen SLC-Cache. Bis 30% Füllung kann die SSD ihre eigentliche Leistung voll abrufen, was als gut einzustufen ist. Danach bricht sie ein, um dann ab 50% Füllung noch eine Stufe langsamer zu werden. Hier fängt dann die Schwankung der Messung ein, was für den statischen Cache spricht. Dieser wird immer wieder geleert, sodass man die vorherige Leistungstufe immer wieder kurz ankratzt. Im Mittel ist die Leistung dann hier aber schon deutlich geringer als zu Anfang.
Interessant ist, dass es zu Beginn zu keiner Temperatur-Drosselung kommt. Bevor die Grenze von 70°C erreicht wird, ist der dynamische SLC-Cache bereits am Ende, sodass es eh schon zu einer Drosslung kommt. Die folgenden Tests wurden dennoch wie immer mit aktiver Kühlung vollzogen, damit der Idealfall dargestellt wird. Aktiv heißt hier, dass der M.2-Heatspreader des Boards montiert wurde, welche noch mit einem Lüfter angepustet wurde.
Crucial Storage Executive
An Software wird Crucial Storage Executive bereitsgestellt, mit der dann das Laufwerk überwacht, S.M.A.R.T.-Werte ausgelesen und auch die Firmware aktualisiert werden kann. Zudem lassen sich der Momentum Cache und Over-Provisioning aktivieren. Der Momentum Cache nutzt DRAM als Zwischenspeicher (bis zu 4GB), wenn die SSD als Bootlaufwerk installiert ist. Da der DRAM noch schneller arbeitet, können Daten noch schneller geschrieben werden. Vom RAM werden die Daten dann folgend auf die SSD geschrieben. Flex Capacity soll ähnlich wie Over-Pricisioning arbeiten, ist aber nur auf Micron Produkten verfügbar. Mit OP kann man dem Controller Platz auf der SSD zusprechen, wodurch Wear Leveling und Garbage Collection reibungsloser ablaufen sollen. Bei hoher Last soll die Wahrscheinlichkeit verringert werden, dass die SSD langsamer wird.








Benchmark: AS SSD
Kommen wir nun zu einem interessanten Test, der für die Durchführung zufällige Daten verwendet. Dadurch lässt sich die Leistung, die der Nutzer im Alltag erwarten kann, schon eher messen. Doch vorher ein kurzes Wort zum AS SSD Benchmark, der ausschließlich für die Bestimmung der Leistung von SSDs gedacht ist.
Neben der Messung von Lese- und Schreibgeschwindigkeiten zufälliger Daten (nicht besonders gut komprimierbar), steht noch ein Kopier-Benchmark zur Verfügung, der drei Szenarien abbildet: ISO, Programm und Spiel. In jedem Fall werden die Dateien (ISO: 2 große Dateien; Programm: viele kleine und wenige große Dateien; Spiel: viele große und wenige kleine Dateien) gleichzeitig auf der SSD geschrieben und gelesen. Weitere Infos zu diesem Benchmark kann man auf unserer Datenträger Testsystem Seite nachlesen.
Bei den sequentiellen Tests schlägt sich die Curcial P5 besonders gut. Beim Lesen agiert sie auf dem Level der anderen Laufwerke Phison E12 Controller und TLC NAND - konkret der Seagate FireCuda 510, Corsair MP510 und Viper VPR100 RGB. Beim Schreiben kann sie sich sogar vor die genannten Datenträger setzen und erreicht einen neuen Bestwert für eine PCIe 3.0 SSD. Nur die Corsair MP600 mit PCIe 4.0 Interface kann im Testfeld noch schneller schreiben.
Bei den zufälligen Zugriffen, also dem 4K lesen und schreiben, lässt die Curcial P5 allerdings Federn und landet im Mittelfeld. Die Leistung ist hier dann ziemlich ähnlich zur ADATA XPG S8200 Pro 512GB bzw. insgesamt eher auf dem Niveau von Datenträgern mit weniger Fassungsvermögen.
Mit größerer Warteschlange kann sich die P5 wieder etwas von den kleineren SSDs absetzen, holt den Abstand zu den anderen Datenträgern im Testfeld mit 1TB aber nicht wirklich wieder auf.
Die vorherigen Ergebnisse spiegeln sich bei den Kopierbenchmarks auch wieder. Beim Verarbeiten der ISO-Datei, also einem großen File, erreicht sie den zweiten Platz hinter der FireCuda 510. Beim Kopieren des Programms zeigt sich, dass sie mit den kleineren Files etwas schlechter umgehen kann und hält dadurch nicht mehr ganz mit den anderen 1TB NVMe SSDs mit. Ähnliches zeigt sich auch beim Kopieren des Spiels.
Benchmark: Crystal Disk Mark
Ergänzend zum AS-SSD Benchmark setzen wir den Benchmark Crystal Disk Mark ein. Mit Crystal Disk Mark kann jede Art von Datenspeicher getestet werde. Nach Belieben kann man dabei zwischen gut komprimierbaren Daten und zufälligen Daten wählen. Ein Unterschied zum AS-SSD Benchmark ist die wählbare Größe der Testdatei, wodurch man beispielsweise wunderbar unterschiedliche Größen bei USB Speicher Sticks bedienen kann. Weitere Infos zu diesem Benchmark kann man auf unserer Datenträger Testsystem Seite nachlesen.
Wie beim AS SSD Benchmark, erreicht die Crucial P5 auch im CrystalDiskMark beim sequentiellen Arbeiten sehr gute Werte. Sie übertrifft hier sogar die Werksangaben - und das beim Schreiben mit 3298 MB/s sogar deutlich (3000 MB/s angegeben). Erneut zeigt sich also, dass die P5 für das Transferieren von großen Dateien sehr gut geeignet ist und sich nicht hinter einer Seagate FireCuda 510 oder Corsair MP510 verstecken braucht.
Aber auch hier zeigt sich beim 4K Datentransfer ein ähnliches Bild. Beim Lesen kann sie immerhin noch recht gut mithalten und erringt die selbe Leistung wie die Viper VPR100 RGB und VPN100, wohingegen sie beim Schreiben dann sogar von einigen SSDs mit halb so großem Volumen (z. B. ADATA Spectrix S40G RGB 512GB und WD Black NVMe SSD 500GB) überholt wird.
Eine längere Warteschlange verbessert das Ergebnis dann aber auch hier wieder. Sie findet sich dann hijnter den Top-Laufwerken wieder bzw. im vorderen Mittelfeld.
Benchmark: PCMark 8 Storage
Wer kennt ihn nicht – den PCMark 8 von Futuremark. Mit ihm lassen sich praxisnahe Benchmarks durchführen, wobei die Ergebnisse weltweit auf der Webseite von Futuremark mit anderen Systemen verglichen werden können. Für unsere Messungen verwenden wir nur einen Teil der zur Verfügung stehenden Optionen, und zwar den Bereich system storage suite.
Die gute Alltagsleistung zeigt sich auch im PCMark 8 Storage Benchmark. Beim Score kann sich die Crucial P5 hinter der Viper VPR100 RGB den zweiten Rang sichern. Bei der Bandbreite wird mit der Corsair MP510 und ADATA XPG Spectrix S40G gleichgezogen und nur die VPR100 RGB arbeitet noch schneller. Insgesamt also auch hier ein sehr gute Leistung.
Benchmark: IOmeter mixed workload
Wir sind der Überzeugung, dass es zukünftig nur noch schwer möglich sein wird die Leistung von SSDs anhand einfacher Benchmarks wie AS SSD, ATTO oder Crystal Disk Mark ermitteln zu können. Viel zu komplex sind die Arbeitsweisen moderner Halbleiterlaufwerke geworden, sodass die Ergebnisse mit zuvor genannten Benchmark-Programmen zwar einen grundlegenden Vergleich verschiedener Modelle zulassen, jedoch wenig Aussagekraft bezüglich Langzeitnutzung und Arbeitsleistung im Alltag bieten.
In unseren Tests wollen wir jedoch genau diese Eigenschaften möglichst detailliert untersuchen, was uns zu einem weiteren Benchmark mittels Iometer auffordert. Dabei wollen wir den sogenannten „mixed workload“ betrachten. Darunter versteht man die erbrachte Leistung einer SSD bei der Belastung mit unterschiedlichen Verhältnissen von Lese- und Schreibzugriffen im selben Moment.
Je nach Art des Einsatzes variiert das Verhältnis von Lese- und Schreiblast auf eine SSD, was hiermit nachgestellt wird. Ein normaler workload während des Surfens im Internet könnte bei 65%/35% (Lesen/Schreiben) liegen, wobei ein Action-Shooter eher in Richtung 95%/5% (Lesen/Schreiben) geht. Kopiert man eine Datei, wobei die Quelle und das Ziel auf demselben Laufwerk liegen, entspricht dies einer 50%/50% Belastung, denn dieselbe Datenmenge, welche geschrieben werden muss, wird zuvor gelesen.
Die Messung wird in mehreren Schritten durchgeführt, wobei mit einer 100%igen Leseleistung ohne Schreibleistung begonnen wird. Die darauf folgenden Schritte stehen dann im Verhältnis von 95% zu 5%, 65% zu 35%, 50% zu 50%, 35% zu 65% und 5% zu 95%, bis der abschließende Schritt mit 0% Leseleistung zu 100% Schreibleistung erreicht wurde. In Iometer werden vier Worker angelegt, die gleichzeitig auf die SSD zugreifen. Die Summe der Leistung aller Worker ergibt das dargestellte Ergebnis in unserem Graphen.
Die Leistung einer SSD kann schlussendlich als gut bezeichnet werden, wenn das Verhältnis zwischen Lesen und Schreiben, das dem selbst definierten Einsatz entspricht, möglichst hoch ist. Dafür muss sich der Nutzer aber im Vorfeld darüber im Klaren sein, wie dieser Einsatz aussieht. Die ideale SSD, die jedem Bedürfnis gerecht werden könnte, würde demnach von Anfang bis Ende eine gleichbleibende Gerade bilden, was aus technischer und ökonomischer Sicht (Kunden und Hersteller) jedoch nicht vorkommen wird.
Beim I/O-Meter Benchmark zeigen sich wieder Eindrücke, welche man zuvor schon gewinnen konnte. Beim Lesen arbeitet die Crucial P5 schon ordentlich und kann bei der Verschiebung mit mit Schreibeinsatz noch zulegen und den Abstand zu den anderen Top-Laufwerken (Seagate FireCuda 510, Corsair MP600, MP510 und MP400, Viper VPRN100 RGB) noch einmal deutlich verringern. Man kann sie also zu diesen zählen.
Fazit
Die Crucial P5 ist aktuell die schnellste NVMe SSD des Herstellers und setzt dabei nur auf Komponenten von Micron. Das zeigt sich im Test nicht als Nachteil - die P5 zählt auch im Testfeld zu den schnelleren Modellen. Insbesondere aber dann, wenn es sich um sequentielle Zugriffe handelt. Somit ergeben sich beim Kopieren von großen Datein schnelle Lese- und Schreibwerte. Den Alltagstest mittels PCMark 8 Storage bewältigt sie ebenfalls sehr gut. Weitere Pluspunkte sammelt das Laufwerk beim Kapitel (pseudo) SLC-Cache, da dieser recht großzügiog dimensioniert ist. Auch die Software kann als sehr brauchbar bezeichnet werden. Vor allem erweist sich Acronis True Image beim Datenträger-Wechsel als sehr nützlich.
Den Hitzetest konnte sie bei uns ebenfalls gut absolvieren, wenn auch sie bei anderen Tests (anderer Redaktionen) scheinbar recht schnell ins Temperaturlimit lief. Da immer mehr Mainboards jeden M.2-Steckplatz mit einem Heatspreader versehen, sollte dies aber nicht zu kritisch betrachtet werden. Ein Luftstrom in Richtung des NVMe-Laufwerks ist aber nie verkehrt - auch nicht bei der Crucial P5.
Insgesamt zeigt sich die Crucial P5 also schon stark - beim Preis nicht ganz so sehr. Die ADATA XPG S8200 Pro ist bspw. ~20€ günstiger, bietet aber auch nicht den Software-Umfang. Eine ähnlich schnelle Patriot Viper VPN100 und Samsung 970 EVO Plus kosten allerdings in etwas das selbe. Somit fällt der Preis im Vergleich fair aus.
Crucial P5 1TB