High-End Kopfhörer aus Deutschland? Den meisten sollte hier direkt der Name beyerdynamic in den Sinn kommen. Aber nicht nur gewöhnlich Kopfhörer laufen beim Hersteller vom Band, auch Gaming Headsets werden produziert. Das Topmodell hat derweil ein Update erfahren und muss sich nun den kritschen Augen bzw. Ohren stellen. Die Erwartungen an das neue beyerdynamic MMX 300 (2. Generation) waren hoch. Ob diese erfüllt wurden, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten.
Auch wenn der Hersteller aus Heilbronn das HS400 Pilotenheadset als Vorbild nennt, ist es eigentlich kein Geheimnis, dass das beyerdynamic MMX 300 der zweiten Generation auf dem legendären beyerdynamic DT770 Pro basiert. Nicht nur, dass man somit auf ausgereifte und erprobte Komponentenzusammenstellung setzt, das Headset dürfte damit auch vom Start weg einen besonders guten Ruf genießen. Für die Unwissenden, beim beyerdynamic DT770 Pro handelt es sich um einen geschlossenen Studiokopfhörer, welcher mit unterschiedlicher Impedanz erhältlich ist. Das MMX 300 setzt auf die 32 Ohm Variante, wodurch es gleichermaßen für Mobile-Devices, Konsolen und PCs nutzbar ist.
Beim kürzlich angekündigten beyerdynamic Creator Pro ist das DT770 Pro ebenfalls enthalten, wird aber mit dem externen Fox Mikrofon gebundelt. Beim MMX 300 setzt man ebenfalls auf ein Kondensatmikrofon, jedoch am Schwanenhals fest montiert. Kleiner Haken an der Geschichte, das MMX 300 kostet ~300€. Damit liegt es sogar noch über dem bereits kostspieligen Sennheiser GSP 550.
Lieferumfang
Der Kartoninhalts des MMX 300 ist alles andere als spärlich bzw. vielleicht auch einfache der Preisklasse angemessen. Neben dem Headset findet man zwei Satz Kabel und einen Adapter vor. Die Kabelsätze erlauben es, dass man es am PC (2,5m Y-Kabel mit 3,5mm Klinke mit Fernbedienung), an der Konsole (1,5m Kabel 3,5mm Klinke) sowie dem Verstärker (6,35mm Adapter) betreiben kann. Für die sichere Verstauung liegt zudem eine Transporttasche bei.
Das Headset im Überblick | |
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Typ | Stereo Gaming-Headset |
Bezeichnung | beyerdynamic MMX 300 |
Preis | ~ 300 € |
Homepage | www.beyerdynamic.de |
Frequenzrate | 5 Hz bis 35 kHz |
Treibertyp | 40 mm |
Impedanz | 32 Ohm |
Empfindlichkeit | 96 dB bei 1 kHz |
Verbindung | 1x 3,5mm Klinke (1,2m) 2x 3,5mm Klinke (2,5m) 1x 6,35mm Adapter |
Gewicht | 294 g |
Besonderheiten |
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Das Äußere - Design und Features
Das beyerdynamic MMX 300 lebt sozusagen vom Understatement. Auch wenn es ein High-End-Gaming Headset sein soll, sieht man dies nicht sofort an. Aber auch beim genaueren Blick gibt es eigentlich keien Hinweise auf die Zielgruppe. Liegen könnte dies wieder an der Verwandtschaft zum DT770 Pro, wobei der Studiokopfhörer mit den seitlichen Logos un den hellgrauen Posltern (bei den hochohmigen Modellen) sogar etwas auffälliger ist. Vermutlich ist aber auch, dass man sich dem ganzen "Gaming Bling Bling" entzieht und einfach ein extrem gutes sowie unspektakuläres Headset anbieten möchte.
Das MMX 300 hingegen ist in allen Bereichen Schwarz gefärbt. Das seidenmatte Finish steht dem Kopfhörer aber auch ausgesprochen gut. Mit dem Preis von ~300€ fällt es auch eher in den Preisbereich von "ausgewachsenen" Gamern und weniger in die jugendliche RGB-Fraktion. Ansonsten bleibt sich der Hersteller auch bei der Konstruktion treu. Ein schnörkeloser Kopfbügel verbindet die beiden Gehäuse. In ähnlicher Weise verwendet auch Corsair dieses Desig bspw. beim HS50 bzw. HS70. Wie diese, handelt es sich um ein Over-Ear, also ohrumschließendes Headset.
Lediglich die Markenschriftzug auf der Seite bricht das dunkle Gesamtbild. Wie angesprochen sind die Seitendeckel einfach glatt, was die Muscheln ziemlich groß wirken lässt. Auf der linken Seite befindet sich das Mikrofon, welches fest, aber drehbar montiert ist. Die Drehung ist nicht ganz um 360° möglich, vermutlich damiit man die internen Anschlüsse nicht verdreht werden. Der Hersteller weist auch explizit darauf hin, dass man es am runden Teil drehen soll und nicht am Schwanenhals.
Bis auf das leicht filigrane Mikrofon, ist das Headset ansonsten ziemlich robust. Aus dem Kopfbügel ragen die massiven, gebürsteten Edelstal Träger. Wenn man penibel ist, spührt man an diesen an der Innenseite einen leichten Grat. Positiv ist, dass viele Elemente verschraubt sind, somit auch also auch eine Reperatur erlauben. Ebenfalls solide ist auch die Kabelführung gestaltet. Die Kabel selbst, als auch ihre Anbringung wirkt durabler als beim Teufel Cage.
In den großen Gehäusen werkelt je ein 40mm Treiber in geschlossener Weise. Diese sollen ein Frequenspektrum von 5 Hz bis 35 kHz abdecken können. Wie angesprochen wählt man beim MMX 300 die 32 Ohm Variante. Der Grund liegt darin, dass mit der 80 und vor allem 250 Ohm Variante einige Soundkarten im anversierten Einsatzgebiet überfordert wären. Ganz geschlossen sind die Muscheln allerdings nicht. Hinter den Gelenken befindet sich pro Seite eine Bassrefelx-Öffnung. Ansonsten sollen die Polster mit Mikrofaser Bezug passiv bis zu 18 dB wegisolieren. Die Treiber werden mit 96 dB Kennschalldruck angegeben.
Wie eine Seite zuvor gezeigt, werden zwei Kabel mitgeliefert. Eines ist etwas kürzer und mit einem mehrpoligen 3,5mm Klinke Anschluss ausgestattet. Dieses bietet sich also für Konsolen und Mobile-Devices an. Das andere ist über einen Meter länger und mit zwei 3,5mm Anschlüssen versehen. Hier ist der PC der favorisierte Zuspieler. Beide Kabel weisen eine Fernbedienung vor, welche zur Lautstärkeregelung, Stummschaltung und Anrufannahme sowie Mediensteuerung benutzt werden kann. Weiterhin ist ein 6,35mm Adapter enthalten, sodass auch ein Betrieb am Verstärker ermöglicht wird.
Bedienung, Sitz und Praxis
Dass es beim MMX 300 was auf die Ohren gibt, ist nicht ganz korrekt. Denn es gibt eigentlich ausschließlich was in die Ohren. Der Tragekomfort ist wirklich hervorragend. Die extrem großzügigen runden Polster umschließen die Ohren sanft und sind so weich gepolstert, dass zu keiner Zeit ein Unwohlsein eintritt. Insgesamt lässt sich zwar nicht viel anpassen, aber das braucht es auch gar nicht. Das Gewicht liegt mit 294 g (ohne Kabel) im mittleren Bereich, wirkt sich aber ebenso unauffällig aus, wie beim leichten Lioncast LX30. Im Vegleich zu diesem behalten die Polster ihren Komfort auch über einen längeren Zeitraum. Der Preis macht sich also durchaus bemerkbar.
Hoch anrechnen muss man dem Hersteller auch, dass man die Polster an den Ohren und auch am Kopfband demontieren kann und sogar Ersatz bekommt. Sollten die Polster also doch mal schlapp machen oder abgenutzt sein, kann man diese selbst revidieren bzw. sich neue im beyerdynamic Online-Shop kaufen. Auch was die Hygene angeht lobenswert.
Klangcheck
Gaming steht beim beyerdynamic MMX 300 ganz vorne auf der To-Do Liste. Angespielt wurde CS:GO, welches eine gute Ortung voraussetzt, sowie Far Cry 5, was viel Dynamik im Klanggeschehen auffahren kann. Fangen wir mit dem Shooter an. Das Detailreichtum des MMX 300 macht sich hier besonders bemerkbar. Seien es Schritte, Schüsse oder auch nur das Nachladen der Waffe, alle Geräusche werden sehr präzise wiedergegeben. Dabei wird insgesamt eine gute Räumlichkeit erreicht und das ohne virtuell emulierte Klänge. Die Ortung klappt damit eins a. Ist der nötige Skill gegeben, könnte das Headsset den entscheidenen Vorteil zum Sieg bringen.
In AAA Titeln wie Far Cry 5 ist der Sound nicht der entscheidende Faktor, verbessert aber bei entsprechender Wiedergabe den Spielspaß. Und genau das trifft mit dem MMX 300 ein. Dank des breiten Frequenzbereichs, welcher sogar über das Menschliche Gehör hinausgeht, kann theoretisch jedes Signal verarbeitet werden, was die beiden 40mm Neodym-Treiber auch subjektiv machen. Von satten Bässen bei Explosionen bis hin zu feinem Gezwitscher der Vögel, kein Ton geht verloren, wobei aber auch keiner überbetont wird. Natürlich funktioniert auch hier die Ortung super, hinzukommt aber, dass man die ganze Welt mehr in sich aufsaugt. Nach mehreren Minuten Spielzeit versinkt man förmlich und die Spielzeit verfliegt.
Auch ein Einsatz an einer Konsole sollte nicht fehlen. Praktischerweise lässt sich das Headset dazu mit den zweiten Kabel direkt am Controller der Sony PS4 anschließen. Alle Funktionen bleiben hierbei behalten, was auch auf den Klang zutrifft. Die Soundkarte des Controllers ist zugegebenermaßen nicht annähernd der Güte des Headsets gereccht, Spiele machen aber auch hier wirklich Spaß. Ob man in Red Dead Redemption 2 durch die Prärie reitet oder sich im alten Ägypten von Assassin's Creed: Origins herumschlägt, das MMX 300 macht auch hier eine sehr gute Figur. Eigentlich wäre hier ein Betrieb über den AVR oder einen DAC vermutlich sinnvoller, jedoch würde man dann die Funktion des Mikrofons verlieren bzw. dessen Einsatz kompliziert machen.
Musik auf dem MMX 300? Gar kein Problem! (...) Vorausgesetzt, man hat einen vernünftigen Zuspieler. An einem low Budget Codec (z. B. ALC887) des Mainboards kann der Kopfhörer einfach nicht sein volles Potential ausschöpfen. Sind die richtigen Voraussetzungen geschaffen, dann trifft ein sehr ausgewogener, leicht warmer Klang auf die Ohren. Durch das geschlossene Bassreflex-System werden Tiefen zwar etwas betont, aber nicht in der Form, dass es zum Verlust anderer Details kommt. Das interessante daran ist, dass das MMX 300 erstaunlich frei aufspielt, obwohl es auf eine geschlossene Bauweise setzt. Damit macht es dem Sennheiser GSP 550 das Leben schwer. Denn dieses kann in Sachen Dynamik durch die offene Bauweise natürlich voll mithalten. In anderen Punkten hat es dann aber das Nachsehen. Zum einen schrimt das MMX 300 natürlich deutlich besser Außengeräusche ab und zudem, kann man theoretisch auch Klanganpassungen vornehmen.
In der Summe erhält man mit dem MMX 300 wohl die aktuell beste Kombination aus Kopfhörer mit Mikrofon. Die Abstimmung ist sowohl für das Zocken geeignet und ebenso vollwertig auch für das Musikhören. Bzw. macht es auch beim Videogucken eine sehr gute Figur und ist somit, zumindest klanglich, die eierlegende Wollmilchsau unter den Headsets.
Mikrofontest und Soundfiles
Wer sich fragt, warum das MMX 300 deutlich teurer als das DT770 Pro ist, der findet seine Antwort beim Mikrofon. Es handelt sich dabei nicht um einen günstigen Anbau, sondern um ein professionelles Kondensat-Mikrofon mit Nieren Richtcharakteristik.
Die Sprachaufnahme wurde mit dem Standard Windows Audiorecorder durchgeführt und nicht weiter bearbeitet. Es fand lediglich eine Umwandlung zur MP3-Datei statt. Der Klang der Aufnahme ist in der Tat sehr verständlich. Man könnte dem Mirkofon anlasten, dass es etwas dumpf klingt, was allerdings auch am Schutz liegen sollte. Im Vergleich zu den klarer wirkenden LX30 oder GSP 550 muss zudem erwähnt werden, dass diese integrierte USB DACs nutzen, welche in der Regel die bessere Aufnahme garantieren, als die Mainboard Soundkarte. Hier werden wir nachbessern und gegebenfalls das Soundfile mit entsprechender Qualität nachreichen. Im jeden Fall spielt es schon in einer höheren Liga als so manches andere Headset-Mikrofon aus der unten stehende Liste.
Demo Sprachfile |
beyerdynamic MMX 300 |
Damit ihr einen besseren Vergleich zu anderen Headset-Mikrofonen habt könnt ihr in der folgenden Liste die bisher getesteten Geräte noch einmal hören.
Demo Sprachfiles in der ÜbersichtTeufel CageCorsair Gaming Void Pro Surround |
Fazit
Erfahrung zahlt sich aus. Das zeigt sich beim beyerdynammic MMX 300 der zweiten Generation wieder mal eindeutig. Denn was die Kopfhörer des Herstellers bereits seit Jahren positiv ins Rampenlicht rückt, trifft auch vollends auf das Gaming Headset zu. Die Vorlage des HS 400 Pilotenheadsets bzw. das DT770 Pro als Basis stehen dem MMX 300 zumindest ausgezeichnet. Dies zeigt sich nicht nur an der stabilen Konstruktion und Materialien, sondern vor allem auch bei der Ergonomie. Vom ersten Moment an, sitzt das Headset butterweich auf dem Kopf und schmiegt sich trotz recht straffer Polster, butterweich an diesen an. Das Gewicht wird auch nach längerer Verweildauer nicht störend. Die neue Kabelfernbedienung erleichtert einem den Gebrauch und ist eine stimmige Ergänzung für den Gaming Betrieb. Toll ist auch, dass man die Bezüge bzw. Polster entfernen kann und noch besser, dass beinahe für alles Ersatzteile angeboten werden. Schaut man sich die Verweildauer der Kopfhörer an, dürfte man mit einer sehr langen Ersatzteilversorgung rechnen, so unsere Vermutung.
Die Erfahrung von beyerdynamic in Pucto Herstellung zeigt sich aber auch vor allem bei der Leistung des Kopfhörer-Mikrofon-Bundles. Klanglich sucht das MMX 300 unter den Headsets seines gleichen. Es erwartet einen ein ausgewogener, leicht warmer Klang, der zugleich sehr präzise ist. Der Hang zur Bassbetonung verwäscht dabei keine Details. Und auch trotz geschlossener Bauweise kann ein hohes Maß an Dynamik vorgefunden werden. Gehobene Qualität findet man auch beim Mikrofon vor, welches eine hervorragende Stimmübertragung liefert. Der Haken an der Geschichte ist aber, dass man für den vollen Genuss auch einen dementsprechenden Zuspieler benötigt bzw. Aufnahmegerät braucht. Der Audio Ausbau des Mainboards liefert gegebenfalls einfach nicht die nötige Qualität, was sich hier auch bei unserem Soundfile zeigte. Durch den Lieferumfang kann das Headset zumindest direkt an einem HiFi-Verstärker betrieben werden. Für eine komplette Ausnutzung des Mikrofon-Potentials braucht es allerdings in den meisten Fällen auch eine dedizierte Soundkarte.
Und damit sind wir auch beim nächsten positiven Aspekt. Der Lieferumfang ist dem Preisniveau bzw. der Lesitungsklasse wirklich angemessen. Verschiedene Kabel plus Adapter und vor allem auch Transporttasche ergänzen das Headset ideal. Zuguterletzt fehlt noch die Preisfrage. Sind 300€ angemessen? Man kann die Frage durchaus mit "Ja" beantworten. Denn in der Summe gibt es eigentlich am Headset selbst wirklich nichts auszusetzen, weshalb es also auch durchaus teurer als die Konkurrenz sein darf, auch als das nicht wirklich günstige Sennheiser GSP 550. Kann man das MMX 300 vernünftig befeuern, empfehlen wir auf jeden Fall eine Hörprobe. Die Gefahr ist dabei jedoch, dass man danach 300€ weniger auf dem Konto hat.
beyerdynamic MMX 300 2. Generation | ||
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Pro | Contra | ![]() |
+ exzellenter Klang in allen Disziplinen | - erfordert guten Zuspieler |
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