Speicherlösungen auf Basis von Halbleitertechnik erfreuen sich steigender Beliebtheit, sodass jeder Hersteller, der Produkte zum Speichern von Daten anbietet und etwas auf sich hält, über diese Art der Speichermöglichkeit nicht hinweg sehen kann. Erstmals zeigen wir eine SSD aus dem Hause Seagate, die auf den Namen 600 SSD hört. Wie sie in unseren Tests abschneidet zeigen wir auf den folgenden Seiten.
Weltweit ist Seagate (an der Zahl verkaufter Festplatten gemessen) einer der drei führenden Hersteller für Festplatten und Speicherlösungen. In Erscheinung traten die Kalifornier dabei bisher mit Festplatten auf Basis von Magnetscheiben. Seit wenigen Jahren treibt Seagate die Entwicklung von SSHD (solid state hybrid disk) enorm voran, was wir bereits in unserem Testbericht zur Desktop SSHD deutlich gemacht haben. Im letzten Jahr (2013) zeigte Seagate eine SSD für Desktop-Anwendungen, welche unter der Bezeichnung 600 SSD im Portfolio platziert wurde.
Für unseren Test hat uns Seagate freundlicherweise ein Testmuster der 600 SSD mit 240 GB Speicherkapazität zur Verfügung gestellt. Dafür und für das damit entgegengebrachte Vertrauen bedanken wir uns recht herzlich.
Autor: Martin Nürnberger
Seagate setzt - anders als viele andere SSD-Hersteller - nicht auf einen SandForce-Controller, sondern auf den LAMD LM87800 aus dem Hause „Linked A Media Device“. Die darauf arbeitende Firmware ist eine Eigenentwicklung von Seagate, was der 600 SSD einen erheblichen Leistungsschub verschaffen soll. Unterstützt wird der Controller bei der 240 GB Version durch zwei 128 MB große DRAM Cache Speicher. Als Halbleiter wurden acht (statt wie üblich 16) Module von Toshiba’s 19 nm MLC NAND Flash verwendet, welche über acht NAND Kanäle angebunden sind. Auf eine Hardware-Verschlüsselung verzichtet der Controller was den Eindruck entstehen lässt, dass dieser schon etwas in die Jahre gekommen ist. Die Garantiezeit gibt Seagate mit drei Jahren an, was dem Durchschnitt derzeit erhältlicher SSDs entspricht.
Das Gehäuse der Seagate 600 SSD ist leicht und dennoch sehr robust. Der aus Aluminium-Guss bestehende obere Teil, welcher gleichzeitig zur Ableitung von Wärme genutzt wird, umfasst das PCB vollständig und wird an der Unterseite durch ein Aluminiumblech verschlossen. Statt durch Schrauben wird dieses Blech durch Krallen festgehalten, was deutliche Spuren beim Öffnen des Laufwerkes hinterlässt, den Verlust der Garantie bedeutet und somit ausdrücklich nicht empfohlen wird. Die schwarze Oberfläche ist gekörnt und dadurch sehr griffig. Das gesamte Laufwerk kommt auf ein Gewicht von gerade einmal 77 g, was es für die Verwendung in Notebooks prädestiniert.
Technische Daten
Seagate 600 SSD | |
Modellbezeichnung | ST240HM000 |
Schnittstelle | SATA mit 6 Gbit/s |
verfügbare Kapazitäten | 120 / 240 / 480 GB |
Spezifikationen | |
Controller | LAMD LM87800 |
NAND-Speicher | 19nm Toshiba MLC-NAND |
Formfaktor | 2,5 Zoll |
Verschlüsselung | keine |
Garantie durch Hersteller | 3 Jahre oder bis zum Erreichen des Schreibvolumens (TBW) von 72 TB (typische Client-Anwendungen) |
Strommanagement | |
Betrieb | 2,97 W |
Leerlauf | 1,05 W |
Abmessungen und Gewicht | |
Breite x Höhe x Tiefe (mm) | 100,45 x 7 x 69,85 |
Gewicht | 77 g |
Datenträger Testsystem vorgestellt
Auf der Basis eines aktuellen Testsystems mit möglichst hohem Praxisbezug stellen wir die Messergebnisse der Seagate 600 SSD mit 240 GB vor. Wir verwenden dabei bewusst das Ende Oktober 2012 erschienene Microsoft Windows 8 als Betriebssystem, da es zukünftig auf den meisten PC-Systemen zum Einsatz kommen wird. Die ausführliche Konfiguration kann im Artikel zum Datenträger Testsystem für SSDs nachgelesen werden.
Intel Z77-Datenträger-Testsystem | ||
Prozessor: | Intel Core i7-3770K (Retail) | |
Mainboard: | Gigabyte Z77MX-D3H | |
Kühlung: | EKL-Stock Kühler | |
SSD: | Seagate 600 SSD (LM87800) - 240 GB | |
RAM: | 2 x 4 GB Kingston HyperX (KHX1600C9D3/4G) @ 1600 MHz | |
Netzteil: | beQuiet Pure Power L8-CM 430W | |
Grafikkarte: | Sapphire Vapor-X HD4890 1 GB | |
Betriebssystem: | Microsoft Windows 8 Pro x64 | |
Die SSD wird wie üblich am SATA3-Port des Mainbaords angeschlossen und bei allen Test als Systemfestplatte verwendet. Eine Ausnahme bildet jedoch der Dauertest mit IO-Meter über 12 Stunden. Hierfür geht das Laufwerk unpartitioniert und per secure-erase zurückgesetzt an den Start.
Benchmark: AS SSD
Kommen wir nun zu einem interessanteren Test, der für die Durchführung zufällige Daten verwendet. Dadurch lässt sich die Leistung, die den Nutzer im Alltag erwartet, schon eher messen. Doch vorher ein kurzes Wort zum AS SSD Benchmark, der ausschließlich für die Bestimmung der Leistung von SSDs gedacht.
Neben der Messung von Lese- und Schreibgeschwindigkeit zufälliger Daten (nicht besonders gut komprimierbar) steht noch ein Kopier-Benchmark zur Verfügung, der drei Szenarien abbildet: ISO, Programm und Spiel. In jedem Fall werden die Dateien (ISO: 2 große Dateien; Programm: viele kleine und wenige große Dateien; Spiel: viele große und wenige kleine Dateien) gleichzeitig auf der SSD geschrieben und gelesen. Als letztes Werkzeug steht ein Kompressions-Benchmark zur Verfügung. Dieser verdeutlicht anschaulich wie hoch die Lese- und Schreibraten sind, wenn die Daten schlecht komprimierbar (X-Achse: 0%) bis sehr gut komprimierbar (X-Achse: 100%) sind. Weitere Infos zu diesem Benchmark kann man auf unserer Datenträger Testsystem Seite nachlesen.
Benchmark: Crystal Disk Mark
Ergänzend zum AS-SSD Benchmark setzen wir den Benchmark Crystal Disk Mark ein. Mit Crystal Disk Mark kann jede Art von Datenspeicher getestet werde. Nach Belieben kann man zwischen gut komprimierbaren Daten und zufälligen Daten wählen. Ein Unterschied zum AS-SSD Benchmark ist die wählbare Größe der Testdatei, wodurch man beispielsweise wunderbar unterschiedliche Größen bei USB Speicher Sticks bedienen kann. Weitere Infos zu diesem Benchmark kann man auf unserer Datenträger Testsystem Seite nachlesen.
Benchmark: PCMark 7 Advanced Edition
Wer kennt ihn nicht – den PCMark 7 von Futuremark. Mit ihm lassen sich praxisnahe Benchmarks durchführen und dessen Ergebnisse weltweit auf der Webseite von Futuremark mit anderen Systemen vergleichen. Für unsere Messungen verwenden wir nur einen Teil der zur Verfügung stehenden Optionen, und zwar den Bereich system storage suite. Weitere Infos zu diesem Benchmark kann man auf unserer Datenträger Testsystem Seite nachlesen.
Benchmark: IOmeter (12h)
In Anbetracht dessen, dass Ergebnisse in bisherigen Benchmarks nur noch gering auseinander gehen und eine Einschätzung der Qualitäten nicht immer ganz leicht ist haben wir uns für die Aufnahme eines weiteren Benchmark entschieden, der zudem über eine Dauer von 12 Stunden durchgeführt wird. Die größten Schwächen und Unterschiede zwischen den Laufwerken zeigen sich derzeit in der Schreibleistung, weshalb wir diese explizit in Augenschein nehmen werden.
Wir verwenden für diesen Test das Programm IOmeter, um die Abnahme der Anzahl von Schreiboperationen deutlich zu machen. Da Hersteller lediglich die maximalen IOPS ihrer Produkte angeben und nicht an der Darstellung der Operationen auf Dauer interessiert sind wollen wir diese für unsere Leser sichtbar machen. Es wird sich schnell zeigen, ob den Laufwerken frühzeitig die Puste ausgeht oder ob die Leistung über einen längeren Zeitraum gehalten werden kann.
Dabei sei erwähnt, dass diese Werte relativ theoretisch zu betrachten sind, da im Alltag derartig starke Belastung nach genau unserem Schema wahrscheinlich nicht anzutreffen sind.
Der Test läuft so ab, dass für die Dauer von 12 Stunden in fünf Minuten Intervallen zufällige Daten mit der Größe von 4 KB geschrieben werden. Die Arbeitstiefe (QD) beträgt dabei 64, was die Anzahl gleichzeitiger Operationen bedeutet.
Fazit
Die Seagate 600 SSD mit 240 GB ist ein solider Halbleiterspeicher mit guten Leistungswerten, die sich stets im Mittelfeld unserer bisher getesteten SSDs befindet. Ihre Verarbeitung hinterlässt ebenfalls einen guten Eindruck und erfüllt unseren Anspruch an Ästetik dank Aluminiumgehäuse allemal. Einzig die preisliche Einordnung wirkt bei der Seagate 600 SSD etwas unglücklich, da man im Online-Handel derzeit mindestens 145,- Euro für die 240 GB - Variante ausgeben muss. Eine (nach unseren Messergebnissen) leistungsstärkere OCZ Vertex 460 oder Vector 150 (welche ebenfalls aus dem letzten Jahr stammt) sind für etwa 10,- Euro weniger bzw. mehr zu erstehen. Erhältlich ist die SSD unter anderem bei Amazon.
Seagate 600 SSD - 240 GB Solide SSD von Seagate mit guter Leistung und Verarbeitung, doch leider etwas teuer; 10.04.2014 | ||
Datenträger Testberichte | Hersteller-Homepage | Im Geizhals-Preisvergleich ab: 145,90 EUR |
Pro | Contra | ![]() |
+ gute Leistung | - etwas teuer |
Da die Seagate 600 SSD insgesamt als gelungener Einstand in den Desktop-Anwendungsbereich zu sehen ist und die Leistung stimmt verleihen wir ihr unseren begehrten Silber-Award.
Test: Seagate Portable Slim (500GB)
Test: Seagate Desktop SSHD (2 TB)
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