Würde man die Namensgebung von PC Komponenten analysieren, so ghört "Gaming" sicherlich zu einem der häufigsten verwendeten Zusätzen der letzten Jahre. Dicht auf den Fersen dürfte mittlerweile aber auch "RGB" sein. Die bunte Beleuchtung ist ein nicht mehr wegzudenkender Trend, welcher durch den Einzug der adressierbaren RGB-Dioden noch mehr Funktionalität erhält. Das Lian Li Strimer besitzt diese Form der LEDs ebenfalls. Nachdem das leuchtende Verlängerungskabel bei der Vorstellung die Meinungen teilte, wollten wir uns selber ein Bild machen. Bühne frei für das Farbfeuerwerk, oder doch nicht?
Im aktuellen RGB-Trend noch einmal gesondert aufzufallen ist schon ein schweres Unterfangen. Fast jeder Hersteller bietet mittlerweile sogar verschiedene RGB-Lüfter, Kühler und sogar Netzteile an. Das Lian Li Strimer setzt beim letzt genannten an und bringt die Kabel zum Mainboard zum leuchten. So ganz richtig ist dies natürlich nicht. Bei der Vorstellung während der Computex 2018 gab es daher in der Community auch etwas Unstimmigkeiten, um was es sich nun genau handelt und wie es funktioniert.
Einfach gesagt handelt es sich um eine 24-Pin Verlängerung, welche mit Lichtleitern samt RGB LED Platine ergänzt wird. Um die Dioden zum leuchten zu bringen, braucht es entweder ein Mainboard mit 3-Pin RGB Header, der mit WS2812B ICs umgehen kann oder den beliegenden Controller. An Mainboards sind dies eigentlich alle, die mit einem digitalen RGB Header bzw. addressierbaren Header werben (z. B. ASUS ROG Strix B350-I Gaming oder MSI X470 Gaming M7 AC).
Lieferumfang
In der Verpackung findet man die einzelnen Bestandteile speriert vertütet vor. Man muss die Verlängerung also noch "zusammenbauen" bevor man sie verwenden kann. Obwohl, verwenden könnte man sie natürlich auch ohne Beleuchtung. Konkret enthält die Verpackung also die Verlängerung mit weißen Sleeves, die Lichtleiter mit Anschlusskabel, den Controller, welcher in einem Slot montiert werden kann sowie die Zuleitung zum Strimer und zum Controller. Ob ~50€ hierfür angemessen sind, muss jeder für sich selber entscheiden. Da es sich um ein optisches Highlight handeln soll, kann man den Preis sicherlich nicht am Nutzen messen.
Detailansicht - der Lichtleiter
Bevor es an den Zusammenbau geht und die Funktionalität überprüft wird, wollen wir noch einmal in Kürze die einzelnen Bauteile begutachten. Den Anfang macht der Lichtleiter. Nicht wie Anfangs teilweise fälschlicherweise angenommen wurde leuchten die Kabel selber. Der Lichteffekt wird durch einen zusammenschluss von Lichtleitern erzeugt. 12 dieser flexiblen "Stäbe" sitzen nebeneinander und werden jeweils von einer RGB LED beleuchtet. 12 daher, weil die Lichtleiter über der Verlängerung platziert werden, die untere Reihe des 24-Pin Kabel geht also leer aus. Die Länge beträgt in etwa 17cm von Terminal zu Terminal. Damit ist der Lichtleiter etwas kürzer als die Verlängerung selber.
Die Dioden befinden sich logischerweise dort, wo die Kabel herausgeführt werden. Das Gehäuse ist aus schwarzem Kunststoff gefertigt, damit das Licht nur in die Leiter imitiert wird und nicht an anderer Stelle zu sehen ist. Im Inneren ist es so umgesetzt, dass die LEDs senkrecht stehen und die Lichtleiter direkt davor sitzen. Diese werden durch das Zusammenschrauben einfach eingeklemmt.
Auf der gegenüberliegende Seite ist die Aufnahme deutlich unauffälliger, was in Hinblick auf die Ausrichtung auch Sinn ergibt. Denn am Mainboard würde ein weiterer "schwarzen Kasten" nicht so gut aussehen. Was uns gut gefällt, theoretisch sind die Lichtleiter austauschbar, sollte sich hier ein Defekt ergeben. Der Anschluss erfolgt, wie angesprochen, über drei Pins. 5V, Masse und Daten, mehr braucht es für die "intelligenten LEDs" nicht. Der Stecker am Strimer ist mehr oder weniger auch für diese Dioden genormt. Die beiliegende RGB-Strippe des ASUS ROG Strix X299-XE Gaming hatte diesen ebenfalls und auch an den Silverstone LS03 sind diese Stecker vorhanden.
Die Verlängerung
Eine Netzteilverlängerung ist jetzt nicht so etwas besonderes, dass man hier groß drauf eingehen muss. Sie ist 20cm lang (Stecker zu Stecker) und mit weißem Sleeve versehen. Die Verarbeitung des Sleeve sowie dessen Qualität sind super, jedoch sind die Adern sehr steif. Liest man davon, dass das Strimer schwer zu verlegen ist, dann liegt es an der Verlängerung, nicht am Lichtleiter.
Kabelkämme sind bereits angebracht. Nicht nur wegen der aufgeräumten Optik hat der Hersteller diese verbaut. Sie sind auch die Aufnahme des Lichtleiters. Dazu auf der nächsten Seite noch einmal mehr.
Der Controller
Die Platine des Controllers ist extrem aufgeräumt. Eigentlich befindet sich dort nur ein IC, drei Taster sowie die beiden Buchsen für die Zuleitung. Das liegt daran, dass die 5V und Masse mehr oder weniger durchgeschleift werden. Einzig der Data-Pin leitet Signale an die einzlen ICs der Dioden. Welcher Chip hier genau zum Einsatz kommt, konnten wir nicht ausfindig machen.
Die Platine kann in einem freien Slot untergebracht werden, wobei sich Modder an dieser Methode stören könnten. Denn die Kabel müssen auch dorthin geführt werden und diese werden in den Innenraum geführt und nicht etwa so, dass man sie sehr gut verschwinden lassen kann. Mit etwas handwerklichem Geschickt kann man die Platine aber auch vom Slot-Blech befreien und sie wo anders montieren.
Vorbereitung
Bevor man das Strimer verbauen kann, muss man es noch kurz vorbereiten. Dies würden wir außerhalb des Gehäuses machen, auch wenn der Vorgang nicht sonderlich schwer ist. Man kommt aber einfach besser an die einzelnen Bauteile.
Im ersten Schritt wird der Lichtleiter über den vordere Teil des ersten Kabelkamms (Richtung Mainboard-Stecker) geschoben. Das erfolgt ohne viel Wiederstand und hält erst einmal nicht sehr stark. Danach klippst man die Lichtleiter nacheinander in die folgenden Kabelkämme. Vorteilhaft ist es, wenn man die Verlängerung zuvor schon in Form gebracht hat wie sie verwendet werden soll.
Hat man dies erledigt, klemmt man den schwarzen Teil des Lichtleiters zwischen die beiden letzten Kabelkämme. Fertig! Man kann jetzt immer noch etwas feinjustieren und die Kämme etwas hin und her schieben. Wir finden es schade, dass die Lichtleiter nicht die ganze Verlängerung abdecken. Der schwarze "Kasten" bleibt somit entweder in Sicht oder das andere Ende muss weiter vom 24-Pin Stecker entfernt werden.
Wie man hier schon gut sieht, könnte die Zuleitung zum Strimer gerne etwas länger sein. Hinter dem Tray verlegt wird es schon etwas knapp. Man ist aber ja nicht unbedingt darauf angewiesen, den Controller zu nutzen. Wir haben daher auf das MSI X470 Gaming M7 AC gesetzt, da dieses auch einen passenden Header bereitstellen könnte.
Einbau
Um den Controller zu befestigen bleiben einem zwei Optionen, damit dieser nicht zu sehr ins Auge fällt. Entweder im unteresten Slot, damit man die Kabel besser verlegen kann oder direkt unter der Grafikkarte, damit man den Controller nicht sieht, aber vermutlichh die Kabel. Wir haben uns für den ersten Weg entschieden. Aufgefallen ist uns dabei, dass das Slotblech für das verwendete Corsair Gehäuse scheinbar zu kurz ist. Gehalten wird es daher eigetnlich nur über die Schraube, was ja nicht Sinn und Zweck ist.
Beim Verbauen des Strimers waren wir zunächst sehr vorsichtig was den Radius angeht. Die Angst eines Bruchs war aber eigentlich unbegründet. Dennoch würden wir dazu raten, Vorsicht walten zu lassen. Wir konnten das Kabel so zurechtformen, dass die erste Durchführung genutzt werden konnte. Hinter dem Tray verläuft der Stecker dann beinahe parallel zu diesem. Dennoch braucht es hier schon Platz, denn am Strimer hängt ja auch die "Beleuchtungsbox" sowie die Kabelkämme und Lichtleiter.
Beleuchtung
Bevor wir die Bilder sprechen lassen wollen, noch kurz ein paar Infos zum verwendeten System.
Test-Setup | ||
Prozessor: | AMD Ryzen 7 2700X (Retail) | |
Mainboard: | MSI X470 Gaming M7 AC | |
Storage: | Samsung 960 Evo 250GB | |
Kühlung: | AMD Wraith Prism | |
RAM: | Corsair Vengeance RGB PRO 16GB DDR4-3600 | |
Netzteil: | be quiet! Dark Power Power Pro 11 550W | |
Grafikkarte: | MSI GeForce GTX 970 | |
Gehäuse: | Corsair Carbide SPEC-Omega RGB | |
Lüfter: | Corsair HD120 |
Angesteuert haben wir das Lian Li Strimer auf den folgenden Bildern mittels Controller, da uns die Effekte außerordentlich gut gefallen haben und es hier ja auch eben um das Strimer gehen soll. Am Board wäre es aber ebenfalls möglich gewesen. Somit hätte man alle verbauten RGB-Produkte, inklusiv Corsair Lüftern und RAM, mit der MSI Mystic Light App bedienen können. Nun sollen aber wirklich die Bilder sprechen.
wandernde Doppelstreifen (zufällige Fabe)
breite wandernde Streifen (zufällige Farbe)
wandernde Streifen (zufällige Farbe)
Zu den gezeigten Effekten kommen noch weitere hinzu. So kann man den Auffüll-Effekt auch mit bestimmter einfarbiger Farbe laufen lassen. Ebenso lassen sich statische Farben einstellen. Um noch mal den Einsatz im realen Szenario zu simulieren, haben wir die andere Beleuchtung im Regenbogen-Modus hinzugeschaltet. Der Kenner wird nämlich bereits erkannt haben, dass die Vengeance RGB PRO bislang nur im Visier-Modus liefen und die Lüfter ausgeschaltet waren.
Wie man erkennen kann, ist das Strimer nicht ganz so leuchtstark wie die Corsair Lüfter oder gar die RAMs. Corsair ist hier aber auch ganz vorne mit im Rennen. Besser als die Ausleuchtung des Rotors des AMD Wraith Prism fällt das Strimer aber schon aus.
Fazit
Fangen wir mit der Verarbeitung an. Diese ist insgesamt okay. Nicht sehr gut, aber auch nicht schlecht. Was uns z. B. negativ aufgefallen ist, ist, dass in den klaren Kabelkämmen Lufteinschlüsse/Bläschen zu sehen sind und die Abdeckung der RGB-Dioden nicht wirklich bündig schließt. Positiv kann man nennen, dass die Sleeves sehr sauber verarbeitet sind und optisch als auch haptisch ordentlich was her machen. Dass die Kabel zunächst etwas steif ausfallen, ist dem Umstand geschuldet, dass das Konstrukt seine Form auch beibehalten muss. Sonst würde man keinen Spaß mit dem Strimer haben. Wir finden es auch gut, dass die einzelenen Teile verschraubt sind, womit man das Strimer sogar reparieren könnte.
Der Zusammenbau und Einbau gestaltete sich unkompliziert. Es war sogar ein relativ enger Radius möglich, was wir am Anfang gar nicht für möglich gehalten hatten. Unserer Meinung nach hätten die beiden Kabel aber länger sein dürfen. Der Controller bietet tolle Effekte, die wir so auch sonst noch nicht gesehen haben. Das man weitere Strippen etc. anscchließen kann ist eine nette Option. Leider hat Lian Li die Slotblende etwas kurz gestaltet. Bei uns wollte sie nicht richtig im Slot sitzen. Ob man den Controller überhaupt verwendet, hängt aber auch von der Wahl des Mainboards ab. Denn mit 3-Pin bzw. WS2812b Header könnte man sich ein paar Kabel sparen und auf eine Softwaresteuerung setzen.
Die Beleuchtungs des Strimers ist schon genial. Die Lichtspiele kommen gut zur Geltung und verleihen einem RGB-System noch mal mehr Umfang. Im Vergleich mit anderen RGB-Produkten ist die Leuchhtkraft allerdings etwas geringer. Für uns aber jetzt nicht so der starke Kritikpunkt.
Unser Test wird sicherlich nicht dazu führen, dass sich ein sogennanter RGB-Hater nun für diese Stilrichtung begeistern wird. Wer sich aber noch unsicher war, ob das Lian Li Strimer eine sinnvolle Ergänzung für das eigene farbenfrohe System ist, der sollte auf seine Kosten gekommen sein. Wir finden zumindest, dass es genau das ist: ein weiterer Eyecatcher. Wem also normal gesleevte Kabel schon zu schnöde sind, der wird sich am Strimer sicherlich erfreuen. Einziger wirklicher Haken, 50 EUR für ein beleuchtetes ATX-Kabel sind wirklich wenig...
Lian Li Strimer | ||
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+ hochwertig umgesetzte Kabel-Sleeves | - etwas wenig Leuchtkraft |