Angekündigt wurde er auf der Computex 2018 und nun ist der da. Der be quiet! Dark Rock Pro TR4 ist der erste dedizierte Luftkühler von be quiet! für die AMD Threadripper Prozessoren. Man kann nicht abstreiten, dass es sich beim TR4-Kühler nicht um eine komplette Neuentwicklung handelt, dies wird bereits aus der Namensgebung deutlich. Es handelt sich also um einen Dual-Tower mit zwei Lüftern, welche auf unterschiedliche Größe setzen. Zudem kommen sieben Heatpipes zum Einsatz. Neuerung? Sie führen die Abwärme von einer sehr großen Bodenplatte zu den Finnen.
So lange ist es noch gar nicht her, dass wir den be quiet! Dark Rock Pro 4 einem Test unterzogen haben. Warum der Hersteller also nicht auch gleich mit dem Start der neuen Dark Rock Generation auch den Dark Rock Pro TR4 eingeführt hat wissen wir nicht. Wie dem auch sei, nun steht er final auf dem Tisch und ist bereit für den nachfolgenden Leistungstest.
Dass sich der Hersteller einen anderen Kühler als Basis herangezogen hat, um diesen für Threadripper zu portieren, sollte man nicht negativ betrachten. Ist die Basis sehr gut, macht es sogar mehr Sinn so vorzugehen. Denn man kann auf Erfahrungswerte zurückgreifen und auch die Produktion kann sicherlich günstiger ablaufen. In unserem Threadripper-Kühler-Roundup hat sich gezeigt, dass dieses Vorgehen beim Noctua NH-U14S TR4-SP3 gut aufgegangen ist. Schwächere Kühler wie der Arctic Freezer 33 TR4 hingegen krankten am zu schwachen Ausgangsprodukt. Wir waren also umso gespannter, ob der Dark Rock Pro 4 TR4 seine attestierte Kühlleistung von 250W auch tatsächlich umsetzen kann.
Lieferumfang / Technische Daten
Aber fangen wir zunächst mit dem Kartoninhalt an. Dieser fällt insgesamt dünner aus als beim normalen Dark Rock Pro 4. Begründet wird dies damit, dass hier nur ein Sockel bedient wird und somit deutlich Montagematerial eingespart werden kann. Dies schlägt sich auch bei der Anzahl der Anleitungen nieder. Statt für jede Sprache ein "Heft" beizulegen, sind hier zwei Sprachen auf einemm Zettel untergebracht. Ansonsten ist der Inhalt eigentlich wieder identisch. Während der Silent Wings 3 120mm PWM vormontiert ist, wird der zweite Silent Wings (3) 135mm PWM seperat geliefert. Ein zusätzliches Lüfterklammern-Paar ist auch wieder enthalten, sodass man auch einen Tripple-Fan Betrieb nutzen kann. Auch der Schraubendreher sowie eine Tube Wärmeleitpaste sind vorhanden.
| be quiet! Dark Rock Pro TR4 | ||
|---|---|---|
| Kühler-Typ | Dual-Tower | |
| Abmessungen | 136 x 162,8 x 145,7 mm (B x H x T) - Höhe inkl. Lüfter | |
| Gewicht | 1.180 g (inkl. Lüfter) | |
| Sockel | AMD TR4 | |
| Material | Bodenplatte: Kupfer (vernickelt) Finnen: Aluminium (beschichtet) Heatpipes: Kupfer (7x 6mm; beschichtet) | |
| Lüfter | Bezeichnung | be quiet! SilentWings 3 120mm PWM / 135mm PWM |
| Maße | 120 x 120 x 25 mm / 135 x 135 x 22 mm | |
| Drehzahl (max) | 1.500 U/min / 1.200 U/min | |
| Anschluss | 4-Pin / 4-Pin | |
| Garantie | 2 Jahre | |
| Homepage | www.bequiet.de | |
| Straßenpreis | 86,90 EUR (UVP) | |
Detailansicht
Ehrlich gesagt hätten wir bei der Detailbetrachtung auch einfach die Bilder des herkömmlichen Dark Rock Pro 4 nehmen können ohne das man dessen Bodenplatte sehen würde. Denn die beiden Kühler gleichen sich fast(!) wie ein Ei dem anderen, mal von der Bodenplatte und dem Montagesystem abgesehen. Diesen Umstand haben findige Leser sicherlich auch schon anhand der Tabelle auf der Seite zuvor entdecken können. Die Maße der beiden Kühler sind tatsächlich identisch. Einen Unterschied kann man beim Gewicht feststellen, welches bei der TR4 Version 50g höher ausfällt. Nichhtsdestotrotz wollen wir die Detailaufnahmen und technischen Raffinessen nicht unter den Tisch fallen lassen.
Der Dual-Tower wird seinem Namen gerecht und kommt kommplett schwarz eingefärbt daher. Während das Aluminium-Top schwarz eloxiert ist, kommt bei den Finnen und den Heatpipes ein Keramik-Lack mit schwarzen Partikeln zum Einsatz. Dieser soll dazu führen, dass die Wärme leichter an die Luft abgegeben werden kann. Unser Vergleich zwischen Dark Rock Pro 3 und 4 konnte eine Tendenz in diese Richtung erkennen lassen.
Um die Luftführung zu verbessern hat man die Finnen an den Fronten mit verschiedenen Designs versehen. Am Eingang läuft das Profil wie ein Trichter zusammmen, wobei kleine Zacken jede Finnenfront zieren. Auf der jeweiligen Rückseite sind die Finnen in Dreierpaketen immer in ihrer Länge versetzt. Einen weiteren Kniff stellen die kleine Noppen auf den Finnen dar. Man muss dazu wissen, dass eine turbulente Strömung Wärme effektiver ableiten kann als eine laminare. Zudem sollen die verschiedenen Features aber auch der Geräuschkulisse zugute kommen.
Wenn wir davon sprechen würden, dass nur die Bodenplatte angepasst wurde, hätten wir nur halbe Wahrheit besprochen. Wer genau hinblickt, der erkennt, dass sich auch das Top leicht unterscheidet. Auch wir haben einen Moment gebraucht um festzustellen, dass sozusagen vier Heatpipe-Kappen weniger vorzufinden sind. Die äußeren Heatpipes verlaufen hier nämlich so eng beieinander, dass man die Enden unter einer ovalen Kappe verschwinden lässt. Diesen Schritt hat der Hersteller vorgenommen, um eine höhere RAM-Kompatibilität zu gewährleisten. Denn der Ausschnitt an den unteren Finnen kann durch das Versetzen der Heatpipes größer ausfallen. Die Schraubendreher-Durchführung blieb unangetastet.
Bei den eingesetzen Lüftern ist sich der Hersteller wie auch beim DRP4 immer noch uneinig darüber, wie man den 135mm Lüfter bezeichnen soll. Denn es steht Silent Wings 3 drauf, jedoch verfügt er nicht über den trichterförmigen Einlass und wird auch nicht als solcher kommuniziert. Der 120mmm Lüfter ist hingegen ein waschechter Silent Wings 3. Beide Lüfter können per PWM angestuert werden und ein Y-Adapter liegt bei.
Mit montierten Lüftern präsentiert sich der Kühler dan gewohnt noch eine Spur fetter. Insgesamt bringt er es dann fast auf 1,2kg. Für die Mainboards sollte das aufgrund der Sockelkonstruktion jedoch kein Beinbruch sein.
Montage / Auflagefläche der Bodenplatte
Bevor es an die Montage geht, noch einmal ein kurzer Blick auf den Kühlerboden. Die Vergrößerung der Bodenplatte wurde in der Form vorgenommen, dass der IHS der Threadripper CPUs komplett bzw. exakt abgedeckt werden. Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man, dass sozusagen jeweils drei Heatpipes für zwei bzw. einen DIE zuständig sind. Die siebte Heatpipe verläuft dann zwischen den Kernen selbst entlang.
Montage
Die Montage ist schnell erledigt, zumal man nicht erst das passende Kit zusammensuchen muss. Der erste Schritt besteht daraus, dass man die Kunststoffhülsen über die Gewindehülsen auf dem Sockel steckt. Im zweiten Schritt werden schon die Montagebrücken mittels Schrauben fixiert. Die Vorbereitung ist damit schon abgeschlossen. Nun braucht man nur noch den IHS mit Wärmeleitpaste beschmieren und den Kühler aufsetzen. Danach wird die Brücke zwischen die Heatpipes geschoben und anschließend durch die Löcher im Top festgeschraubt. Die Schrauben können dabei nicht wegfallen, da sie mit O-Ringen fixiert sind.
Schwer oder umständlich kann man die Montage also nicht nennen. Der Hersteller empfiehlt allerdings auch, dass man dies im ausgebauten Zustand des Mainboards vornehmen sollte - Wir auch. Denn es wäre im Nachgang schon umständlich auch den mittleren Lüfter wieder zu befestigen, sollte sich der Koloss in einem Gehäuse befinden.
Wie angesprochen hat be quiet! durch den Versatz der Heatpipes mehr Platz für den RAM geschaffen. In der Höhe allerdings nicht. Das heißt, es ist zwar möglich, dass man den RAM auch im anschluss montiert, allerdings wiederrum mit etwas Gefummel und nur dann, wenn die Riegel relativ flach sind. Zudem sollte man den vorderen Lüfter demontieren.
Will man jedoch zum Beispiel den Corsair Vengeance RGB Pro verbauen, dann muss man das vor der Montage des Kühlers erledigen. Dieser passt zwar in die Aussparung, jedoch wird es so knapp, dass kein Raum nach Oben bleibt. Zum PCIe Slot sollte in jedem Fall genügend Platz vorhanden sein.
Testsystem vorgestellt: Hardware
Um die Threadripper Kühler überhaupt testen zu können, braucht es natürlich auch den passenden Unterbau. Wir haben das MSI MEG X399 CREATION als Mainboard gewählt, da es den stabilsten Betrieb der CPUs zulässt. Hier haben wir den AMD Threadripper 2950X gewählt, welcher zusammen mit 4x 8GB G.Skill Flare Arbeitsspeicher platz nimmt. Der Aufbau ist offen gestaltet, weshalb wir auch auf einen Messwert der Lautstärke verzichten. Es lässt sich hier einfach keine sinnvolle Platzierung des Mikrofons finden.
Testverfahren Hardware
Die Belastung des Prozessors übernimmt der Stabilitätstest von AIDA64 Engeneer Edition (CPU, FPU, Cache), ein forderndes Belastungsprogramm, welches eine recht gleichbleibende Belastung der CPU bietet. Der Prozessor wird 15 Minuten lang belastet, am Ende der Belastungszeit werden für 5 Minuten die Temperaturwerte ermittelt. Die Steuerung der Lüfter realisieren wir mit dem MSI MEG X399 CREATION. Die am Kühler verbauten Lüfter regeln wir auf einen Festwert von 1000 U/min herunter für den Serientakt und auf 1300 U/min für den Test mit leichtem Overclocking.
Aus den in den Testläufen ermittelten Daten errechnen wir dann die Temperatur der CPU in Abhängigkeit zur Umgebungstemperatur. Um realistische Werte "wie man es gewohnt ist" zu bekommen, wurden in den Tabellen jeweils 22 Grad Celsius Umgebungstemperatur hinzugerechnet. Somit sind die Angaben in den Tabellen Grad Celsius Angaben. Natürlich ist auch eine solche Datenmenge nicht vor Messtoleranzen gefeit und so sind Schwankungen, im Bereich von 0,5 Grad Celsius bei den gemessenen Temperaturen möglich.
Messwerte: Hardware
Bei der Messung der Temperatur haben wir diesmal auch die MOSFET-Temperatur mit aufgenommen, da sich beim Threadripper andere Dimensionen ergeben als bspw. mit einem "normalen" Ryzen. Es soll somit gezeigt werden, welchen Einfluss der Kühler auf die Temperatur des Boards hat. Zudem haben wir den durchschnittlichen Takt beobachtet, welcher sich aus dem Power- und Temperatur-Target ergibt.
Temperaturen: CPU - Serie: ~3,7GHz @ 1,128V
Vergleichen mit der Enermax Liqtech TR4 240, also einer dedizierten AiO Wasserkühlung zeigt sich, dass der Dark Rorck Pro TR4 ein wenig besser abschneidet. Ein wenig erstaunlich ist das schon, gilt doch die Enermax Liqtech TR4 bis dato als die stärkste AiO für den Threadripper, da die Kontaktfläche den gesamten IHS abdeckt. Ein kleinen Nachteil hat sie zwar dadurch, dass sie nur zwei 120mm Lüfter und der be quiet! einen 120mmm und 135mm einsetzt, dennoch hatten wir dies nicht erwartet. Insgesamt lässt sich sagen, dass für den Serienbetrieb keine Probleme auftreten dürften. Anders als erwartet haben sich die Mosfets allerdings geringfügig mehr erwärmt. Die Annahme, dass der Luftstrom des Luftkühlers einen positven Effekt auf die Umgebung hat, gilt hier wohl nicht. Liegen dürfte dies am RAM, der den Sockel einkerkert.
Temperaturen: CPU - OC: 4,00 GHz @ 1,2375V
Auch mit geringemm OC bleibt der Dark Rock Pro TR4 in Front. Der Abstand schmilzt zwar etwas, jedoch sind die Werte immer noch im grünen Bereich. Schaut man in die OC Ergebnisse zum MSI MEG X399 CREATION liegt die Gesamtleistungsaufnahme des Systems bei der gewählten Einstellung auch schon jenseits der 300W. Die CPU dürfte davon einen Großteil einnehmen, sodass die TDP von 250W sicherlich auch schon gut ausgereizt sind. Der Kühler hat dennoch etwas Reserven, wenn auch nicht viel.
Fazit
Wie auch beim "normalen" Dark Rock Pro 4 bewirbt be quiet! auch den Dark Rock Pro TR4 mit einer Premium-Qualität. Dieser wird der Kühler aber auch gerecht. Die Verarbeitung ist bei unserem Sample makellos und die Materialwahl wirkt haptisch gut gewählt. Zudem macht der neue schwarze Keramik-Lack einfach einen besseren Eindruck als noch die dunkle Vernicklung der Vorgänger-Generation. Dass der Lack auch hier leicht zerkratzt, zumindest wenn man mit den Lüfterklammern nicht Acht gibt, ist schade, aber so oft sollte der Kühler eigentlich nicht montiert und demontiert werden, dass sich hier wilde Spuren ergeben würden.
Bei den Anpassungen an den großen Sockel hat der Hesteller unserer Meinung nach auch alles richtig gemacht. Die Ausgangsbasis ist schon super gewesen und die größere Bodenplatte sowie die versetzten Heatpipes tun ihr übriges. Auch wenn die Vergleichsbasis noch nicht so breit ist, attestieren wir dem Kühler einen Platz im vorderen Feld. Denn die Enermax Liqtech TR4 240 konnte man bereits schlagen. Weiterhin gelingt die Montage einfach, da das neue System des Dark Rock Pro 4 in ähnlicher Form genutzt wird. Einzig beim Platz in der nähe des RAMs kann der Kühler noch immer nicht ganz überzeugen, was aber auch einfach an der schieren Breite liegt. Denn hohe Arbeitsspeicher-Module kann man zwar verbauen, muss dies aber vor der Kühlermontage erledigen. Zur Lautstärke haben wir keine Messungen durchgeführt, hier kann man sich aber einfach am normalen Dark Rock Pro 4 orientieren, es kommen nämlich die identischen Lüfter zum Einsatz.
Insgesamt handelt es sich also auch beim be quiet! Dark Rock Pro TR4 um ein Top-Produkt, was wir mit unserem Gold-Award prämieren wollen.
be quiet! Dark Rock Pro 4 TR4 | ||
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