Mit dem Lian Li TU150 hat der Hersteller mehr oder weniger ein LAN-Gehäuse entwickelt. Das kann man daran ausmachen, dass es sehr kompakt und leicht ist und zudem über einen versenkbaren Tragegriff verfügt. Dennoch soll das Mini-ITX Gehäuse genügend Platz für potente Hardware inklusive vollwertigem Luftkühler bieten. Wir haben den Alu-Quader genauer angeschaut.
Die Herangehensweise beim Test des Lian Li TU150 ist ein wenig anders als bei den Micro-ATX und ATX-Gehäusen. Der Grund liegt darin, dass uns aktuell kein dediziertes Test-System für den kleinen Formfaktor vorliegt, was unserer Meinung nach auch nicht wirklich schlimm ist. Aus diesem Grund war die Herangehensweise so, dass wir das Gehäuse mit möglichst aktueller Hardware bestückt und dann das Temperatur- bzw. Lautstärkeverhalten analysiert haben. Den detaillierten Einbau bzw. Aufbau kann man sehr gut im erstellten Video nachverfolgen:
Darin werden auch die sehr kompakten Abmessungen gut bewusst sowie, dass man den Einbau evtl. etwas planen muss, damit man am Ende nicht auf Probleme stößt was die Erreichbarkeit von Anschlüssen angeht. Doch auch wenn das Gehäuse recht klein ist, bietet es eigentlich schon ordentlich Raum. So nimmt die Hauptkammer Mainboards bis hin zum Mini-DTX Formfaktor (z. B. ASUS ROG Crosshair VIII Impact) und Tripple-Slot-Grafikkarten mit bis zu 320mm Länge auf. Zudem lassen sich auch große Tower-Kühler wie ein be quiet! Dark Rock Pro 4 verbauen. Für ein ITX-System echt stark! Durch das geringe Gewicht des Gehäuses selbst, wird ein Transport dabei nicht zur Tortur. Der eingebaute Griff macht ihn sogar recht komfortabel. Alles Fakten zum Gehäuse folgend noch einmal in Kürze zusammengefasst.
Das Gehäuse im Überblick | ||
---|---|---|
Mainboard-Format(e) | Mini-ITX, Mini-DTX | |
Bezeichnung | Lian Li TU150 | |
Formfaktor | Mini-Tower | |
Preis-Gehäuse | 110€ UVP | |
Hersteller-Homepage | http://www.lian-li.com/ | |
Sonstige Eckdaten | ||
Laufwerke | 1 x 3,5/2,5 Zoll 1 x 2,5 Zoll | |
Lüfter | Optional Front: Heck: Boden: | 1x 120mm 1x 120mm 2x 120mm |
Radiator-Support | Heck: | 1x 120mm |
max. CPU-Kühler-Höhe | 165 mm | |
max. GPU-Länge | 320 mm | |
max. Netzteil-Länge | SFX-L | |
Material-Gehäuse | Stahl, Aluminium, Glas | |
Gewicht | ca. 4,5 kg | |
Maße | 203 x 375 x 312 mm (B x L x H) | |
Sonstiges | versenkbarer Tragegriff | |
Farben | Schwarz, Silber |
Impressionen Außen
Das Lian Li TU150 ist in Silber und Schwarz erhältlich. Die Außenhülle besteht dabei fast komplett aus Aluminium. Ausnahmen bilden das Glas-Seitenteil mit Einblick in die Hauptkammer sowie die Rückseite. Denn der Rahmen des Gehäuses besteht nicht aus Aluminium, was der Steifigkeit aber auch zugute kommt. Die braucht es auch, da die Seitenteile alle nur gesteckt sind und somit die komplette Festigkeit dem Rahmen überlassen ist. Die Verarbeitung ist super, wobei die Kanten stellenweise etwas besser entgratet werden könnten. Man schneidet sich zwar nicht, aber sie sind schon sehr scharf geschnitten.
Wie man an der Rückseite erkennen kann, wird das SFX/ SFX-L Netzteil umverlagert. Etwas schade ist, dass der Stromanschluss so weit oben angebracht wurde. Für eine cleane Optik empfiehlt sich hier ein Kabel mit gewinkeltem Stecker. Den Platz des Energiespenders kann man auf folgendem Bild ebenfalls ausmachen. Das Lochgitter im rechten Seitenteil lässt die Abwärme nach außen. Speziell für ein Mini-ITX-Gehäuse ist die Anzahl der Slotblenden. Drei sind eher unüblich bei dieser Größe. Vorteil ist hier, dass somit auch der Mini-DTX Formfaktor unterstützt wird. Da aktuelle Grafikkarten oft mehr als zwei Slots dick bauen, wird aber auch die Kompatibilität gesteigert.
Zu den weiteren Besonderheiten kann man den Griff anführen. Er lässt sich einfach im Deckel versenken, wenn er nicht benötigt wird. Das Front-Panel zeigt sich mit USB-C und zweimal USB 3.2 Gen1 aktuell aufgestellt.. Bei den Audio-Anschlüssen verzichtet man auf eine 4-polige Buchse.
Wie die Seitenteile, lässt sich auch die Front durch einfaches Ziehen entfernen. Dahinter findet man den einzigen Staubfilter des Gehäuses vor. Montiert werden kann ein 120mm Lüfter.
Impressionen Innen
Der Innere Aufbau hält eine einzige Kammer bereit. Auch hier sieht man wieder schnell, an welcher Stelle das Netzteil montiert wird. Etwas ungünstig könnte dabei sein, dass der Lüfter des Netzteils die Frischluft des Front-Lüfters wieder direkt "absaugt". Das wird sich im Test zeigen müssen. Laufwerke werden ebenfalls in der Kammer untergrebracht. Im Deckel sowie dem Tray sind Bohrungen vorgesehen, an welchen HDDs oder SSDs aufgenängt werden. Für das Kabelmanagement sind einige Köcher in der Rückwand eingearbeitet.
Ein 120mm Lüfter kann im Heck und zwei weitere im Boden angebracht werden. Hier kann allerdings die Grafikkarte den limitierenden Faktor darstellen. Die MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X mit 2,7-Slot Dicke liegt auf den bereits sehr flachen Noctua NF-A12x15 bereits auf. Auf der anderen Seite kann man sich bei einer Luftkühlung schon etwas austoben, denn ein Kühler darf bis zu 165mm hoch bauen. Wasserkühlungen sind vom Hersteller etwas beschränkter nutzbar. Hier gibt man lediglich den Heck-Einbauplatz als Radiator-Kompatibel an. Aber auch das will in einem späteren Video mit passender Hardware noch einmal geprüft werden.
Die Rückwand hat der Hersteller im vorderen Bereich leicht nach innen versetzt, sodass sich etwas mehr Spielraum für das Kabelmangement ergibt. Ansonsten gibt es hier keine weiteren Überraschungen zu sehen.
Hardware-Einbau
Da der Einbau im vorhandenen Video schon sehr ausführlich dargestellt wurde, sollen dei folgenden Bilder nur noch einmal einen kurzen Überblick liefern. Jedem dürfte dabei auffallen, dass eine fast schon als klassisch zu bezeichnende Farbkombination gewählt wurde. Die Farbe Rot zieht sich dabei über das Mainboard, die Grafikkarte sowie Lüfter und Kühler. Auf eine Beleuchtung wurde bei diesem System verzichtet. Probleme beim Einbau gibt es keine, man sollte allerdings etwas planen wie man die Verkabelung durchführt. Nicht weil man später nicht mehr dran kommt, sondern alleine schon wegen der Optik.
Genutzt werden kann hier auch das Top, welches ebenfalls eine Kammer bereitstellt. Hier lassen sich bspw. das EPS- und 24-Pin-Kabel gut verstauen. Auf der Rückseite gelingt dies ebenfalls. Nur das bzw. die Kabel zur Grafikkarte wollen sich nicht perfekt verstecken lassen. Die gefundene Lösung geht aber in Ordnung.
Auch wenn das eingesetzte System auf weitere Datenträger verzichtet, soll kurz gezeigt werden wie man diese installiert. Die Laufwerke werde dazu vorbereitet, indem man die Gummi-Tüllen auf die Gewinde legt und diese mit den passenden Schrauben fixiert. Hier muss man aufpassen, dass man die richtigen erwischt, denn die Gewinde von 2,5" und 3,5" unterscheiden sich. Sind die Entkoppler angebracht, kann man die Datenträger einfach an den jeweiligen Orten einschieben.
Testsystem vorgestellt
Das System ist mehr oder weniger das selbe, wie es auch im NZXT H1 zum Einsatz kam. Lediglich Kühler und Netzteil mussten ergänzt werden. Die Basis stellt also ein AMD Ryzen 7 3700X dar, welcher von einem Noctua NH-U12S gekühlt wird. Betrieben wird die CPU auf dem ASRock X570 Phantom Gaming-ITX/TB3 und mit 2x 8GB Corsair Vengeance LPX DDR4-3200 gepaart. Zur Bildausgabe wird die MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X verbaut. Energie kommt vom be quiet! SFX L Power 600W, welches mit gesleevten Kabeln vom Hersteller bestückt wird. Das OS wird auf der Viper VPR100 RGB 1TB aufgesetzt.
AMD Ryzen ITX-Gehäuse Setup | ![]() ![]() ![]() | |
Prozessor: | AMD Ryzen 7 3700X | |
Mainboard: | ASRock X570 Phantom Gaming-ITX/TB3 | |
Storage: | Viper VPR100 RGB 1TB | |
Kühlung: | Noctua NH-U12S | |
RAM: | 2x8GB Corsair Vengeance LPX DDR4-3200 | |
Netzteil: | be quiet! SFX L Power 600W | |
Grafikkarte: | MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X | |
Betriebssystem: | Windows 10 | |
Temperaturmessung
Da es keine Referenz-Werte gibt, wurde die Temperaturmessung etwas simpler durchgeführt. Zum Einsatz kam AIDA64 Engineer in der aktuellsten Version bzw. das integrierte Belastungsprogramm. Hier wurden CPU, RAM und GPU als zu belastende Komponenten ausgewählt. Lüfterkurven oder dergleichen wurden nicht weiter angepasst, sondern einfach die Bios-Werte des Mainboards bzw. der Grafikkarte übernommen. Die ermittelten Werte entsprechen also sozusagen dem Fall "Hardware einbauen und feuer frei". Die Umgebungstemperatur betrug 20,6°C. Neben der Heizphase, wurde auch eine Cool-Down-Kurve aufgezeichnet.
Der 3700X erreichte maximal eine Temperatur von 79°C, was aber auch an der Takt-Steuerung der CPU liegt. Die Grafikkarte wurde mit 80°C GPU und 103°C noch iene Spur heißer. Sie kann zwar von unten direkt frische Luft ansaugen, aber die Abwärme wird nicht aktiv abgeleitet. Der Chipsatz wurde ebenfalls sehr warm, was aber auch Mainboard bzw. dessen Kühlkonstruktion liegen kann. Im NZXT H1 wurden ähnliche Werte ermittelt.
Temperatur | ||
Idle | Last | |
CPU | 37°C | 79°C |
PCH | 51°C | 78°C |
SSD | 43°C | 65°C |
GPU | 31°C | 80°C |
GPU Hotspot | 31°C | 103°C |
Taktverhalten
Bei neuerer Hardware wirkt sich die Temperatur auch immer direkt auf den Takt aus. Der Ryzen 7 3700X erreicht im Alltag seinen Boosttakt von 4,4GHz auch in diesem Gehäuse. Das hängt natürlich auch vom Kühler ab. Bei Allcore-Last liegt der Takt ebenfalls bei den gewohnten ~4,15GHz, dieser sinkt dann aber leicht ab mit steigender Temperatur. Am Ende pendelt er sich bei ~4025MHz ein. Die Grafikkarte ist ebenfalls vom Temperaturverhalten abhängig. Sie boostet auf bis zu 2036MHz und kann diesen Takt auch beinahe halten. Am Ende waren immer noch über 2GHz abzulesen.
Lautstärkemessung
Das Gehäuse bzw. System stand bei der Messung auf dem Schreibtisch, was dem realen Einsatz entsprechen sollte. Die Messung der Lautstärke erfolgte daher auch aus relativer geringer Distanz (~40cm). Gemessen wurde im Idle und unter Last, wobei das Gehäuse selbst keine Geräusche immitiert, da Lüfter werksseitig nicht montiert sind. Im Idle konnte ein Wert von 31,5dBA aufgezeichnet werden. Bei voller Last waren es dann 38,5dBA, was schon deutlich zu hören ist. Hier wäre aber noch Potential vorhanden, indem man manuell in die Kurven eingreift und vielleicht etwas mit den Spannungs- und Leistungseinstellungen spielt. Ein Großteil der Geräuschkulisse wurde dabei von der Grafikkarte und dem PCH-Lüfter verursacht. Diese drehen massiv auf, während die Noctua-Lüfter allesamt ruhig blieben.
Drehzahl | ||
Idle | Last | |
CPU | 480 U/min | 900 U/min |
PCH | 3450 U/min | 6000 U/min |
GPU | 0 U/min | 1760 U/min |
Gehäuse | 640 U/min | 900 U/min |
Fazit
Mini-ITX-Gehäuse sorgen oft dafür, dass man sich beim CPU-Kühler oder der Grafikkarte einschränken muss. Das ist beim Lian Li TU150 nur bedingt der Fall. Man kann Tower-Kühler bis 165mm verbauen und Grafikkarten dürfen bis zu drei Slots einnehmen. Dennoch bleibt das Aluminium-Gehäuse dabei kompakt. Das Leichtmetal sorgt zudem dafür, dass das Gewicht auf einem tragbaren Level bleibt. Das muss es auch, da der integrierte Griff bereits offenbart, dass es für den Transport gedacht ist. Der Aufbau des TU150 kann insgesamt als durchdacht bezeichnet werden, was vor allem auch an den Kabelmanagement-Optionen liegt. Das einfache Entfernen der Seitenteile gefällt ebenfalls sehr gut. Die Belüftung fällt mit viermal 120mm Einbauplätzen für ein ITX-Gehäuse auch gut aus. Allerdings sind die unteren beiden nur bedingt nutzbar. Selbst bei einer Dual-Slot Grafikkarte braucht es bereits Slim-Lüfter. Eigentlich schade, da die Grafikkarte im Test schon recht warm wurde.
Der Preis von ~110€ lässt sich etwas schwer einordnen. Andere ITX-Gehäuse mit Support für große Kühler fallen selbst meist größer aus und setzen nicht auf Aluminium. Einzig das Raijintek Metis ist relativ ähnlich und mit ~65€ ein gutes Stück günstiger. Dennoch sprechen wir dem Lian Li TU150 eine Empfehlung aus, da es unserer Meinung eins der besten Gehäuse für Luftkühlung in dieser Größenklasse ist.
Lian Li TU150
Mini-ITX-Gehäuse mit viel Platz, wertiger Verarbeitung und cleveren Details, 01.04.2020