Das Raumklima ist ein oft unterschätztes Alltagsrisiko, gerade wenn man, wie viele aktuell, sich den ganzen Tag im Home-Office aufhält, sollte man das im Auge behalten. Mit dem Airthings View Plus erhält man ein smartes Überwachungstool des gewünschten Raumes, der mehr als nur den Feinstaub-Gehalt messen kann. In diesem Bericht wollen wir euch dieses kleine Hilfsmittel einmal genauer vorstellen.
In den letzten zwei Jahren wurde so einiges bei vielen Berufstätigen auf den Kopf gestellt und viele von ihnen wurden in die eigenen vier Wände verfrachtet. Komischerweise ist es bei vielen auch so geblieben, obwohl das Thema Home-Office bei vielen Firmen vorher ein rotes Tuch gewesen ist, scheint es jetzt auch bei denen angekommen zu sein, dass man zuhause auch produktiv, wenn nicht sogar produktiver arbeiten kann. Jedenfalls hält man sich, wenn es gut läuft, 50% seiner Arbeitszeit mittlerweile Zuhause auf, musste sich einen ergonomischen Arbeitsplatz einrichten und auch seinen Tagesablauf meist selbst strukturieren. Man kann gesünder essen, man ist flexibler für sportliche Aktivitäten aber wer bitte denkt dabei an die Luft, die man Tag für Tag dabei einatmet.
Dabei geht die Luftqualität mit unserer Leistungsfähigkeit einher und somit sollte dieses Thema auch mehr Beachtung finden. Mit dem Airthings View Plus wollen wir ein solches smartes Messgerät einmal genauer vorstellen, welches unauffällig viele Parameter der Luftqualität misst, diese dokumentiert und sie jederzeit zugänglich über das Smartphone bzw. das integrierte Display macht. Dabei gehört das View Plus schon zu den besser ausgestatteten Geräten, die neben üblichen Parametern wie Feinstaub, Temperatur und Co2, auch den Radon-Gehalt in der Luft messen können. Aber dazu später mehr, erstmal widmen wir uns dem Gerät selbst.
Wie es sich für ein smartes Gerät in der heutigen Zeit gehört, kommt das Airthings View Plus in einem reinen Karton geliefert, ohne zusätzlichen Plastikmüll oder unnötige Beigaben. Im Lieferumfang befindet sich neben dem View Plus noch ein USB-C-Kabel für die stationäre Stromversorgung, sechs AA-Batterien (die leider bei uns schon leer angekommen sind) für die mobile Aufstellung, zwei Klebeaufhänger für eine Wandmontage und die Anleitung bzw. eine Hilfe für die Ersteinrichtung.
Das Gerät ist optisch sehr spartanisch gehalten, so befindet sich auf der Front ein Display, welches von einem ovalen Gehäuse in weißem Kunststoff verkleidet wird. Somit ermöglicht Airthings eine unauffällige Unterbringung in der Wohnung, ob einfach aufgestellt oder an der Wand montiert, wirkt es nicht aufdringlich oder fällt direkt ins Auge. Für die Montage an der Wand besteht die Möglichkeit des Klebens, dafür liegen zwei 3M-Klebepads bei oder man nutzt die Löcher im Deckel auf der Rückseite für eine feste Montage. Praktisch ist dabei auch die Abdeckung auf der Rückseite die nach oben abziehbar ist, sodass man weiterhin leicht die Batterien wechseln kann und der Deckel entspannt an der Wand bleibt.
Display
Airthings setzt ein ePaper-Display mit einer Größe von 2.9 Zoll beim View Plus ein, um die gewünschten Werte anzuzeigen. Das Kontrastreiche und sehr gut ablesbare Display kennt man so auch von E-Readern, die neben der tollen Lesbarkeit sehr wenig Strom verbrauchen und sich somit perfekt für den Dauereinsatz eignen.
Neben zwei Werten die man in der App, zu der ich später noch komme, konfigurieren kann, besitzt der View Plus einen Bewegungssensor, sodass man mittels Winken vor dem Display eine allgemeine Meldung über den Raumluftzustand erfährt. Bspw. neben der Meldung "Your Air is good" wird der Zustand auch noch über eine LED signalisiert, die je nach Qualität der Raumluft, in Grün, Gelb oder Rot signalisiert wird. Somit sollte das jeder verstehen, unter anderem auch Kinder, dass man eventuell mal den Raum lüften sollte.
Messbereiche
Im Gegensatz zu vielen einfachen Messgeräten, die meist nur Feinstaubwerte auswerten können, verfügt der View Plus über eine umfangreiche Mess-Sensorik welche noch viele weitere, wichtige Werte ermittelt bzw. liefern kann.
Temperatur / Luftfeuchtigkeit / Luftdruck
So kann das View Plus neben der aktuellen Raumtemperatur, auch die vorhandene Luftfeuchtigkeit und den Luftdruck ermitteln. Die Temperatur ist ein leidiges Thema und gerade im Sommer ohne Klimaanlage entscheidet sie oft über guten Schlaf und Produktivität. Je nach Person, man spricht hier auch von Wetterfühligkeit, kann ein zu hoher Luftdruck Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Müdigkeit verursachen. Sicherlich ein Wert, den man eher nicht beeinflussen kann, aber zumindest ein Wert den man heranziehen kann um vielleicht seine aktuellen Symptome zu erklären. Der letzte Punkt, die Luftfeuchtigkeit, ist auch spannend, denn eine zu hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt Schimmelbildung und ist für eine hohe Virenlast in der Raumluft verantwortlich, in Zeiten von Covid-19 ein kein unwichtiger Aspekt.
Radon
Radon dagegen dürfte nicht so vielen Menschen geläufig sein und selbst ich wusste kaum etwas über diesen Stoff. Dabei ist er mit der gefährlichste von den aufgezählten Messwerten. So kann diese Strahlung z. B. Zellen in der Lunge schädigen, insbesondere das darin enthaltene Erbgut bzw. die DNA und dadurch kann Lungenkrebs entstehen. Aber keine Panik, Uran und Radium kommen überall vor, gerade in Häusern die auf natürlichen Baumaterialen basieren oder in felsigen Umgebungen. (Übersicht: Radon-Gebiete Bundesamt für Strahlenschutz). Zerfallen diese Stoffe, sei es durch hohe Wärme oder andere Einflüsse, entsteht das gefährliche Radon. Der verbaute Sensor arbeitet nach zweimonatigem Einsatz mit einer 5% Genauigkeit, was ausreichen sollte, um Probleme in den eigenen vier Wänden zu ermitteln. Aber bei erhöhten Werten muss man nicht direkt in Panik verfallen, die Konzentration von Radon nimmt auch mit hohen Temperaturen zu und ist täglichen Schwankungen unterlegen. Hier ist es wichtig eine Langzeitauswertung zu fahren, wozu der View Plus fähig ist, um eine eventuelle dauerhafte hohe Belastung auszuschließen. Schon ein Richtwert (WHO) von nur 100 Becquerel pro Kubikmeter in der Wohnung steigert das Lungenkrebs Risiko auf bis zu 16%. In betroffenen Gebieten kann ausgiebiges Lüften dabei schon helfen den Wert zu senken, aber größere Maßnahmen sind bei hoher Belastung unumgänglich: (BfS: Wie kann ich mich vor Radon schützen)
Feinstaub (PM 2.5)
Der Feinstaub Sensor dagegen wird von sehr vielen Faktoren minütlich beeinflusst und kann bei hoher Konzentration die Lunge reizen, Vorerkrankungen verschlimmern und sogar Herzinfarkte oder Krebs auslösen. Der Wert steigt schon, wenn man im Zimmer eine Kerze auspustet oder in der nahe gelegenen Küche etwas in der Pfanne brät, da all diese täglichen Aktionen Feinstaub verursachen und die Gesundheit beeinträchtigen können. Dazu kommen Reifenabrieb oder Abgase in Stadtgebieten, um dem entgegenzuwirken helfen sogenannte Luftfilter, die dauerhaft die Luft von solchen Partikeln befreien und in sogenannten HEPA-Filtern (Schwebstofffilter) einfängt.
VOC
Die Abkürzung VOC (Volatile Organic Compounds) bezeichnet die Gruppe der flüchtigen organischen Verbindungen. Damit sind luftgetragende Chemikalien wie z.B. Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde und organische Säuren gemeint, die in z.B. starken Reinigungsmitteln, Schädlingsbekämpfungsmitteln oder in ausgasenden Klebstoffen enthalten sind und unserer Gesundheit auf Dauer nicht wirklich gut tun. Gerade Lösungsmitteln können mit ihren Dämpfen nicht nur die Schleimhäute reizen, sondern auch Kopfschmerzen verursachen. Interessant ist das gerade bei neuen Möbeln, die noch Wochen nach dem Erwerb solche Stoffe ausgasen und die Lebensqualität negativ beeinflussen können. Aber auch Wandfarben oder Lacke können die Luft verunreinigen, hier sollte man immer auf Gütesiegel beim Konsumprodukten achten.
CO2
Der letzte Punkt CO2 gibt den Kohlendioxidgehalt an und beeinflusst den Schlaf, die Entscheidungsfindung, die Produktivität und verursacht Müdigkeit. Vielleicht einer der wichtigsten Punkte im Home-Office-Bereich, um die eigenen Produktivität hoch zu halten. Gerade wenn sich mehrere Personen um Raum aufhalten und das Fesnter aufgrund von zu hohen Temperaturen geschlossen bleiben soll, steigt der Kohlendioxidgehalt in der Luft rapide an (sieht man auf der nächste Seite bei meiner Auswertung am heißen Wochenende). Der Wert ist jetzt nicht unbedingt bedrohlich, kann bei einer extrem hohen Dosis sicherlich zum Tod führen wird aber im Alltag niemals erreicht. Aber er beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit und schon bei Werten ab über 1000ppm setzt eine gewisse Schlappheit ein, die ohne Luftaustausch auch immer weiter zunimmt, da der Sauerstoffgehalt in der Luft abnimmt, den wir aber für die Gehirnzellen brauchen. Interessant sind solche Messungen auch in Klassenzimmern, wo Schüler oft über Müdigkeit klagen. Denn bei 26 Schülern in schlecht belüfteten Räumen ist ein Wert von 3000ppm keine Seltenheit und schlägt sich deutlich auf die Leistungsfähigkeit nieder. Hier hilft einfaches Lüften, um wieder ein gutes Raumklima zu schaffen und es müssen dafür keine teuren Geräte angeschafft werden.
App-Oberfläche / Funktionen
Nachdem wir uns nun den verfügbaren Messwerten gewidmet haben, soll die App-Steuerung bzw. die Nutzung inklusive der Einrichtung einmal kurz beleuchtet werden.
Einrichtung
Bei der Einrichtung verhält es sich wie bei den meisten smarten Geräten, eher einfach und man wird von einem deutschsprachigen Assistenten an die Hand genommen. Die Einrichtung selbst ist schnell erledigt und natürlich braucht man auch bei Airthings einen Account um sich dann an seinen Daten ergötzen zu können. Finde ich nicht gut, ist aber gängige Methode, Daten sind Macht wie wir alle wissen und wer damit nicht zurecht kommt, hat eh kein Smartphone (...)
Die App selbst ist hübsch aufbereitet, bedient sich intuitiv und gerade in der Einrichtungsphase nimmt einen die Software an die Hand und erklärt alles ausgiebig. Wer möchte kann hier verschiedene Airthings-Produkte miteinander einbinden, sodass man im Wohnzimmer bspw. den View Plus hängen hat und im Schlafzimmer oder Kinderzimmer eine Wave Plus, der die selben Daten misst aber die Luftqualität nur über LEDs signalisieren kann, da ihm das Display fehlt.
Funktionen / Benachrichtigungen
Bei den Funktionen in der App gibt es jetzt nicht viel zur Auswahl, was will man auch großartig einstellen. Das Display lässt sich dahingehend konfigurieren, dass man sich zwei Werte aussuchen kann, die bei Überschreitung einen benachrichtigen sollen. Die Grenzwerte sind nicht definierbar, die gibt Airthings vor und richtet sich nach allgemeinen Empfehlungen. Schade, aber vielleicht auch als ein Sicherheitsaspekt von den Norwegern vorgesehen.
Wie schon erwähnt, ist die Oberfläche super gelungen, alles ist intuitiv erreichbar und erklärt sich von selbst. Bei den einzelnen Messwerten sind Zusatzinformationen möglich und der weiße Hintergrund mit der klaren Schrift sind immer gut lesbar. Wichtig ist, das nach der Einrichtung der View Plus Sensor erstmal sieben Tage braucht um sich von seinen Sensoren zu kalibrieren. Der Radon-Sensor braucht sogar ganze zwei Monate um von einer Messtoleranz von 10% auf 5% zu sinken. Hört sich im ersten Augenblick erstmal hoch an, aber da hier keine wissenschaftlichen Auswertungen nötig sind und diese auch den Preisrahmen sprengen würden, reichen die Messungen inklusive ihrer Toleranzen locker aus, um eventuell vorhandene Probleme aufzuzeigen.
Langzeitaufzeichnung
Der wichtigste Bestandteil der App und was erst die Sinnhaftigkeit eines solchen Produkts unterstreicht, ist die Langzeitaufzeichnung. Mittels einer klar aufgebauten Grafik können hier über Jahre die aufgezeichneten Werte dokumentiert und eventuelle negative Veränderungen erkannt werden. Dafür steht in der App ein Diagramm zur Verfügung selbst, aber auch nochmal ein Web-Dashboard welches direkt auf die Daten im View Plus zugreift und auch es ermöglicht auf selbst definierte Zeiträume zurückzugreifen. Per Klick sind aber alle Messwerte auch in den Zeiträumen 12 Stunden, 48 Stunden, wöchentlich, monatlich und jährlich aufgegliedert, um starke Schwankungen direkt erfassen zu können. Für die meisten Werte sind die Aufnahmen über einen längeren Zeitraum eher nebensächlich, da sie schon am Tag starken Schwankungen unterliegen. Aber z. B. der Radon-Messwert spricht erst nach Monaten eine klare Sprache, aber auch bei den anderen Werten können eventuelle Ausreißer auf Probleme hinweisen.
Hat man bei der Einrichtung das OK bei der Standortfreigabe erteilt, zeigt einem die App auch noch zusätzlich die aktuelle und kommende Pollenbelastung an. Diese ermittelt das Gerät aber nicht selbst, sondern greift auf einen Dienst (Brezzometer) mittels API zurück. Für die Stromversorgung kommen in meinem Fall sechs Batterien zum Einsatz, da ich das Gerät so mobil wie möglich halten möchte und verschiedene Räume damit "untersuchen" kann. Diese sollen laut Hersteller bis zu zwei Jahre halten, wozu ich nach knapp acht Tagen Nutzung noch nicht viel zu sagen kann. Wer eine dauerhafte Stromversorgung bevorzugt, kann aber auch ein handelsübliches Smartphone Ladegerät mit dem beiliegenden USB-C-Kabel und dem View Plus verbinden.
Fazit
Ein 100-prozentiges Fazit ohne teures wissenschaftliches Equipment, welches die Werte überprüft, ist schwer zu ziehen. Aber das Produkt Airthings View Plus ist in allen Belangen stimmig und bringt alles mit, was man von einem smarten Luftqualitätsmesser erwartet. Die gemessenen Werte kann man, wenn man die Variablen des Tages wie Temperatur, Verhalten im Wohnraum und auch mit künstlich herbeigeführten Effekten wie Kerzen, Kleber etc. heranzieht, abnicken, da jedes Mal es den erhofften Ausschlag in den gewissen Bereichen gab.
Auch soll ein solches Gerät keine Paniken hervorrufen, sondern eher den Nutzer für das Thema Raumluft sensibilisieren und vielleicht öfters mal das Fenster zu öffnen, weniger Chemikalien, in welcher Form auch immer, im Wohnraum einzusetzen oder die ein oder andere Zimmerpflanze mehr hinzustellen. Aber auch gefährdete Gebiete, wo sich viel Radium und Uran in der Umgebung oder Bausubstanz befindet, machen solch ein Messgerät sinnvoll und kann im besten Fall sogar vor bösen Langzeitfolgen der Gesundheit schützen. Dazu kommt eine sehr gute App-Steuerung bzw. Nutzung, die sich kinderleicht einrichten lässt und jedem erklärt was gemessen wird und warum es schädlich ist. Selbst Kindern kann man dank der Wink-Funktion und der simplen LED-Anzeige einfach erklären, wann sie mal das Fenster öffnen sollten in ihrem Zimmer. Die Aufzeichnung über lange Zeiträume hilft beim Ausmachen von Problemen, das exzellente Display überzeugt mit einer kontrastreichen Darstellung und die hohe Batterielebensdauer (laut Hersteller) rundet den überaus positiven Eindruck ab. Einzig das Fehlen von akustischen Warnsignalen beim Erreichen von vorher definierten Schwellenwerten stört mich etwas. Damit wäre der View Plus auch als CO2 Warner zu gebrauchen.
Mit einer UVP von 299,- Euro ist der Airthings View Plus sicherlich erstmal eine Investition, aber für jeden interessant, der an einer guten Gesundheit seiner Kinder, Schüler, Büroangestellten, Mitmenschen oder einfach nur seiner Selbst interessiert ist. Denn es gibt von Airthings nicht nur Produkte für den Heimanwender, auch im Business- und Profibereich sind die Norweger unterwegs und bieten von Lösungen für komplexe Büroumgebungen bis hin zu Messgeräten für Gebäudeinspektoren vieles an, was gewissermaßen auch aufzeigt, dass sie wissen was sie da tun. Der Airthings View Plus erhält eine klare Kaufempfehlung.
Airthings View Plus
- gute Verarbeitungsqualität
- exzellentes Display
- viele Messmöglichkeiten
- tolle App-Steuerung (kinderleichte Einrichtung)
- Langzeitaufzeichnung (WEB-Dashboard)
- Hilfe zu den einzelnen Werten
- deutsche Oberfläche in der APP
- Wink-Funktion und LED-Anzeige auch für Kinder geeignet
- Wandmontage oder Aufstellmöglichkeit
- App erfordert Account
- keine akustischen Warnsignale