Prozessoren

Test: AMD Ryzen 7 2700X - Keine Angst, der will nur Spielen

Drucken
Details
Geschrieben von Henrik Potzler
Veröffentlicht: 19. April 2018

AMD Ryzen 7 2700X newsNachdem AMD vor knapp einem Jahr mit der Ryzen 1000-Serie bzw. der Zen Architektur ein großer Wurf gelungen ist, war die Vorfreude auf die Ryzen 2000-Serie wieder ungebremst. Neben einer Verbesserung der Fertigung sollen ein Update des IMC (Integrated Memory Controller) sowie weitere Features die IPC (Instruction Per Clock) weiter gesteigert haben. MSI war so freundlich uns einen AMD Ryzen 7 2700X und ein MSI X470 Gaming M7 AC zur Verfügung zu stellen, um selber zu prüfen, was das Refresh im Stand zu leisten ist.

 

 

AMD Ryzen 7 2700X

Um es vorwegzunehmen: Einen allumfassenden Test wollen wir an dieser Stelle nicht liefern. Grundsätzlich zeigen wir einen Einblick, inwieweit die Versprechen seitens AMD bzw. die Vorstellungen der Community erfüllt werden. Als Gegenspieler haben wir uns daher für den AMD Ryzen 7 1700X sowie den Intel Core i7-8700K und i7-7800X entschieden. Alle CPUs liegen in etwa auf dem gleichen Preis Niveau und auch der Bezeichnung nach ist ein Vergleich dieser ebenso schlüssig. Doch was hat es nun eigentlich mit Ryzen 2000 auf sich?

 AMD Ryzen 2000 Test 1

Beim Ryzen 7 2700X handelt es sich um eine CPU mit Zen+ Architektur. Das "+" steht hier einfach nur dafür, dass man sich ein paar Veränderungen angenommen hat. Grundlegend stellt immer noch die Zen-Architektur der Ryzen 1000-Serie die Basis dar. Zen+ ist jedoch nun im 12LP statt im 14LLP Prozess gefertigt. Die Folge ist, dass man höhere Taktraten garantieren kann, was man eindeutig am neuen Boost-Takt des 2700X sieht.

AMD Ryzen 2000 1 AMD Ryzen 2000 2

Lag das Maximum beim vorigen Top-Modell, dem 1800X, noch bei 4,1GHz, so sind es beim 2700X nun 4,35GHz. Der Ryzen 7 2700X ist natürlich nicht das einzige Modell, dass vom neuen Prozess profitieren soll. Ein weiterer Achtkerner sowie zwei Sechskerner erreichen den Markt und ersetzen die Vorgänger, wie man der folgenden Tabelle entnehmen kann. Ob es auch einen Nachfolger für den Ryzen 7 1800X geben wird ist uns nicht bekannt.

 

Modell Kerne Threads Basistakt Turbotakt XFR/2 L3 Cache TDP
 AMD Ryzen 5 1600  6  12  3,2 GHz  3,6 GHz  100 MHz 16 MB 65 W
AMD Ryzen 5 2600 6 12 3,4 GHz 3,9 GHz
 50 MHz
16 MB
65 W
 AMD Ryzen 5 1600X  6  12  3,6 GHz  4,0 GHz  100 MHz 16 MB 95 W
AMD Ryzen 5 2600X 6 12 3,6 GHz 4,2 GHz 50 MHz 16 MB
95 W
 AMD Ryzen 7 1700  8  16  3,0 GHz  3,7 GHz  50 MHz 16 MB 65 W
AMD Ryzen 7 2700 8 16 3,2 GHz 4,1 GHz 50 MHz 16 MB
65 W
 AMD Ryzen 7 1700X  8  16  3,4 GHz  3,8 GHz  100 MHz 16 MB 95 W
AMD Ryzen 7 2700X 8 16 3,4 GHz 4,3 GHz 50 MHz 16 MB
105 W
 AMD Ryzen 7 1800X  8  16  3,6 GHz  4,0 GHz  100 MHz 16 MB 95 W

 

Mehr Speichertakt in allen Belangen?

Neben dem Prozess ist man aber auch andere Punkte angegangen. So hat man auch beim IMC Hand angelegt. Ein Mainboard mit mindestens sechs Layern wurde vorausgesetzt, so ist der Speichertakt nun etwas nach oben korrigiert worden. Allerdings immer noch nur für den Dual-Channel Betrieb mit Single-Rank Speicher.

DRAM Channels DRAM Ranks DIMM Qty. Speed
 Dual  Dual  4  1866
 Dual  Single  4  2133
 Dual  Dual  2  2400
 Dual  Single  2  2667
 Dual  Single  2  2933

 

Wir sind diesem Umstand natürlich auch nachgegangen. Tatsächlich konnten wir den verwendeten Speicher wieder mit 3600 MHz betreiben. Die Anpassungen gingen dabei gefühlt etwas weniger problematisch von der Hand. Allerdings konnten wir z. B. RAM mit Hynix ICs immer noch nicht mit dem XMP von 3200 MHz betreiben. Die große Hoffnung, dass X470 und Zen+ insgesamt weniger Speicherprobleme bereitet, können wir also nicht bestätigen. Bestätigen können wir allerdings, dass die Latenz des Arbeitsspeichers wie versprochen gesenkt werden konnte. Auch die Cache Latenz soll verringert worden sein.

Mehr Boost?

AMD hat mit Zen+ auch neue Boost Mechanismen eingeführt. Um sie alle genannt zu haben: XFR2, XFR2 Enhanced, Precision Boost 2 und Precision Boost Overdrive.

AMD Ryzen 2000 1 AMD Ryzen 2000 2

Generell soll eine höhere Leistung dadurch erreicht werden, dass der Takt für längere Zeit auf einem höheren Niveau gehalten werden kann. Im Vergleich zum direkten Vorgänger soll somit ein Taktplus von 300 MHz in allen Lebenslagen erreicht worden sein. Für das genau Anpassen des Taktes  ist SenseMI verantwortlich. Im Millisekundenrythmus werden Daten ausgewertet, wodurch die Mechanismen agressiver reagieren können.

 


 

Unser Testsystem

Das gesamte Testsystem wird auf einem Cooler Master Benchtable realisiert und durch die zu testenden Prozessoren ergänzt. Der Untersatz unserer Ryzen-Plattform bildet das MSI X470 Gaming M7 AC Mainboard. Bei der Stromversorgung wird auf ein be quiet! Dark Power Pro 550W gesetzt. Zur grafischen Unterstützung verbauen wir eine Sapphire RX 580 Nitro+ 8GB, welche die berechneten Bilder auf einen ASUS PB287Q überträgt. Wir haben uns für diese Grafikkarte entschieden, da sie dem Mainstream-Bereich entspringt und somit gut zum Preis der CPUs passt.

Corsair Vengeance RGB WHITE EDITION 1t Corsair Vengeance RGB WHITE EDITION 6t AMD Ryzen 1000 15

Als Kühllösung agiert die AiO Wasserkühlung Corsair H115i PRO. Als primärer Datenträger wird eine Samsung 960 Evo 250GB verwendet. Als Betriebssystem nutzen wir Windows 10 Pro in der 64-Bit Variante. Beim Arbeitsspeicher setzen wir primär auf ein Dual-Kit. Die Wahl fiel hier auf die Corsair Vengeance RGB White Edition 2x 8GB DDR4-3600. Verbaut sind hier nämlich die hochwertigen Samsung B-Dies in einer Single Rank Konfiguration, welche auch bei Ryzen hohe Taktraten gewährleisten.

 

 

AMD AM4 -Testsystem

 MSI X470 Gaming M7 AC 8

Mainboard: MSI X470 Gaming M7 AC
Arbeitsspeicher: Corsair Vengeance RGB WE 16GB DDR4-3600
Kühlung: Corsair H115i PRO
Storage: Samsung 960 Evo 250GB (NVMe)
Netzteil: be quiet! Dark Power Pro 550W
Grafikkarte: 
Sapphire RX 580 Nitro+ 8GB
Betriebssystem: Windows 10 Pro x64
   

 

Beim Intel Sockel 1151 für den Intel Core i7-8700K haben wir zum MSI Z370 Tomahawk gegriffen. Dies ist zwar kein High End Mainboard, allerdings stand bspw. Overclocking auch nicht auf der Tagesordnung.

 

 

Intel Z370 -Testsystem

 MSI Z370 Tomahawk 4

Mainboard: MSI Z370 Tomahawk
Arbeitsspeicher: Corsair Vengeance RGB WE 16GB DDR4-3600
Kühlung: Corsair H115i PRO
Storage: Samsung 960 Evo 250GB (NVMe)
Netzteil: be quiet! Dark Power Pro 550W
Grafikkarte: 
Sapphire RX 580 Nitro+ 8GB
Betriebssystem: Windows 10 Pro x64
   

 

Beim Sockel 2066 haben wir als Unterbau für den Intel Core i7-7800X das ASUS ROG Strix X299-XE gewählt, welches statt mit dem Corsair Vengeance RGB mit vier Modulen des Vengeance LPX bestückt wurde.

 

 

Intel X299 -Testsystem

ASUS ROG Strix X299 XE Gaming Opener 

Mainboard: ASUS ROG Strix X299-XE Gaming
Arbeitsspeicher: Corsair Vengeance LPX DDR4-3200 (4x 4GB)
Kühlung: Corsair H115i PRO
Storage: Samsung 960 Evo 250GB (NVMe)
Netzteil: be quiet! Dark Power Pro 550W
Grafikkarte: 
Sapphire RX 580 Nitro+ 8GB
Betriebssystem: Windows 10 Pro x64
   

 


Leistungsvergleich

Unser Test-Parcours setzt sich aus zwei Bereichen zusammen. Zum einen wollen wir mit einer kleinen Auswahl verschiedener Spiele die Game-Performance vergleichen, zum anderen kommen alltags- und synthetische Anwendungen zum Einsatz, die die Rechenperformance einordnen soll. Alle Tests dieser Seite wurden mit dem jeweiligen Werkstakt durchgeführt und die Speichergeschwindigkeit auf 2666MHz bzw. 2933MHz fixiert.

 

Anwendungen und synthetische Tests

Bei den Anwendungen haben wir uns auf eine bunte Mischung aus Entpackungs-, Render- und Rechentests entschieden. Mit PCMark8 wird zudem die Gesamtsystemleistung ermittelt. Aus diesem Mix sollte ein gutes Bild zu Alltagsleistung der unterschiedlichen CPUs entstehen.

 

Corona 1.3

AMD Ryzen 2700X Corona 1

 

Cinebench R15 ST / MT

AMD Ryzen 2700X Cinebench 1

 

POV-Ray

AMD Ryzen 2700X POV Ray 1

 

Super Pi

AMD Ryzen 2700X Super Pi 1

 

7-ZIP

AMD Ryzen 2700X 7 Zip 1

 

WinRAR

AMD Ryzen 2700X winrar 1

 

HEVC Decode Benchmark

AMD Ryzen 2700X HEVC 1

 

AIDA64 Extreme

AMD Ryzen 2700X AIDA 1 1
AMD Ryzen 2700X AIDA 2 1

 

Die Leistung fällt insgesamt sehr gut aus. In Anwendungen, die Multi-Threading unterstützen, merkt man die zwei zusätzlichen Kerne gegenüber dem 8700K deutlich. Und auch der 1700X muss sich deutlich geschlagen geben. Dies liegt nicht nur an den besseren Speichertimings, sondern vor allem auch am höheren Takt. Der Verlauf in PCMark8 zeigt deutlich, dass der Takt kaum unter 4GHz fällt.

AMD Ryzen 7 2700X Workload

 

Video-Benchmarks

Bei den Video-Benchmarks haben wir uns für synthetische Tests entschieden, da hier die Vergleichbarkeit immer gegeben ist und keine unerwarteten Faktoren in die Messung bzw. Berechnung der FPS zu erwarten sind. Konkret wurden drei Szenarien mit drei verschiedenen APIs gewählt.

 

Firestrike (DX11)

AMD Ryzen 2700X Firestrike 1

 

Time Spy (DX12)

AMD Ryzen 2700X Time Spy 1

 

Ashes of the Singularity (Vulkan)

AMD Ryzen 2700X AoS 1

 

Auch hier zeigt sich, dass AMDs neuster Wurf die Lücke zu Intel wirklich schließen konnte. Ein richtige Bremse waren die Ryzen CPUs in Spielen ja eh nicht wirklich, jedoch hielt der 8700K die Game-Performance-Krone inne. Der 2700X könnte dies nun in manchen Szenarien wirklich beenden. Natürlich könnte man den 8700K noch übertakten, ebenso aber auch den 2700X.

 

 


Welches Mainboard ist erforderlich?

Wir haben uns natürlich auch gefragt, was der neue Chipsatz für Vorteile für Zen+ mit sich bringt. Klar ist, dass die neuen Boost Modi nur auf dem AMD X470 bzw. Mainboards mit eben diesem Chipsatz funktionieren. Daher haben wir eine weitere kurze Testreihe durchgeführt. Dazu platzierten wir den AMD Ryzen 7 2700X und den AMD Ryzen 7 1700X noch einmal auf einem "älteren" Mainboard, und zwar dem ASUS Prime B350-Plus.

AMD Ryzen 2000 Test 2

Klar hätten wir auch bspw. zum MSI X370 XPower Gaming Titanium greifen können, allerdings wollten wir hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn wem brannte nicht die Frage unter den Fingernäglen, ob der neue Prozessor mit 105W TDP nicht auch auf einem Budget Mainboard vernünftig läuft? Im folgenden ist daher der Vergleich zwischen den Prozessoren und Chipsätzen dargestellt.

AMD Ryzen 7 2700X Precision Boost Overdrive

 

Corona 1.3

AMD Ryzen 2700X Corona 2

 

Cinebench R15 ST / MT

AMD Ryzen 2700X Cinebench 2

 

POV-Ray

AMD Ryzen 2700X POV Ray 2

 

Super Pi

AMD Ryzen 2700X Super Pi 1

 

HEVC Decode Benchmark

AMD Ryzen 2700X HEVC 2

 

AIDA64 Extreme

AMD Ryzen 2700X AIDA 1 2

AMD Ryzen 2700X AIDA 2 2

 

In den reinen CPU Disziplinen sieht man, dass der Ryzen 7 2700X auf dem MSI X470 Gaming M7 AC immer eine Spur besser abschneidet als auf dem ASUS Prime B350-Plus. Wirklich enorm ist der Unterschied nicht und wir mussten auch einige Schwankungen sehen, jedoch ist es schon Signifikant erkennbar. Zudem ist der Ryzen 7 1700X auf beiden Mainboards in etwa gleich schnell. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Boost Mechanismen hier also greifen.

 

Video-Benchmarks

 

Firestrike (DX11)

AMD Ryzen 2700X Firestrike 2

 

Time Spy (DX12)

AMD Ryzen 2700X Time Spy 2

 

Ashes of the Singularity (Vulkan)

AMD Ryzen 2700X AoS 2

 

Bei den Video Benchmarks zeichnete sich das gleiche Bild ab. Der Zen+ Prozessor kann auf dem X470 Mainboard etwas höher boosten und erzielt damit eine gesteigerte Leistung. Aber noch einmal, der Unterschied ist wirklich sehr gering. Wer bereits ein B350 oder X370 Mainboard besitzt, der kann dies guten Gewissens auch weiterverwenden.

 


Overclocking

Das Thema Overclocking sind wir auch kurz angegangen. Gefragt haben wir uns, ob die Taktmauer von Zen durchbrochen werden kann. Ergebnis: Ja, kann sie. Wir konnten auf der CPU einen stabilen Takt von 4,3GHz auf allen Kernen erreichen. Die Spannung betrug dabei 1,425V, also noch nicht einmal übertrieben viel. Für noch mehr Takt hätte man jedoch deutlich mehr Spannung benötigt, weshalb wir abgebrochen haben. 4,25GHz Allcore waren sogar mit unter 1,4V möglich. Die Leistung des Prozessors konnte damit noch einmal deutlich gesteigert werden. Im Cinebench wurden mit 4,3GHz wahnwitzige 1952 Punkte erreicht.

AMD Ryzen 7 2700X Overclocking

 

Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Refresh der Zen-Architektur positiv zu werten ist. Die Leistung konnte im Fall des AMD Ryzen 7 2700X im Vergleich zum Vorgänger deutlich gesteigert werden. Der Konkurrenz ist man somit nicht nur ein gutes Stück näher gekommen, sondern ist in vielen Belangen sogar schneller Unterwegs.

 

 

Weitere interessante Berichte und News:

▪ Test: AMD Ryzen Prozessoren im Vergleich - AMD R3 bis R7 im Test

▪ News: AMD Ryzen 2000-Serie für April - Threadripper 2000-Serie für den Sommer 2018 angekündigt

▪ News: AMD korrigiert die Preise der Ryzen 1000-Serie nach unten

 ▪ News: AMD VEGA soll dieses Jahr ein Refresh erhalten

 

An dieser Diskussion teilnehmen.
Anmelden
Diskutiert diesen Artikel im Forum (0 Antworten).