Lange wurden sie angekündigt und mindestens auch schon so lang erwartet, die Rede ist von be quiet`s neuester Netzteil-Serie Pure Power 9 mit Kabelmanagement. Mit dem heutigen Tagen präsentiert der Deutsche Hersteller die sehr beliebten Mainstream-Netzteile mit verbesserter Effizienz (80 Plus Silber), nochmals reduzierter Lautstärke und erstmals auch mit komplett schwarzen Flachbandkabeln. Wir haben uns das 500 Watt Modell zur Brust genommen und im Praxistest auf die Probe gestellt.
Abgesehen von den bereits angesprochenen Eckdaten will be quiet! besonders unter der Haube weitere Verbesserungen integriert haben. Ein in der Vergangenheit oftmals kritisiertes Manko seitens der Community, will der Hersteller mit den beiliegenden Flachbandkabeln beseitigt haben. Hinsichtlich des Verbraucher- bzw. Technikschutzes gibt es ebenfalls genügend Sicherheitsvorkehrungen, welche genau, schauen wir uns im Verlauf des Artikels an. Die in dieser Runde vorgestellten Kabelmanagement-Versionen (CM) kommen mit einer jeweiligen Leistung von 400W, 500W, 600W und 700W daher.
Die Ausführungen mit fest integrierten Kabelsträngen werden ab Juni 2016 folgen. Alle aufgeführten Netzteile werden vom Hersteller klar als Mulit-GPU tauglich eingestuft, was sie dank der zwei (400 und 500W) bzw. vier (600 und 700W) PCI-E 6+2-PIN Anschlüsse schlussendlich auch sind. Auch preislich bewegen sich die Netzteile wieder in einer attraktiven Region, wobei am Ende der Markt vermutlich den Preis noch ein wenig weiter drücken wird. Von der reinen Einordnung ist das Pure Power 9 unter dem Straight Power 10 zu sehen, darüber wiederum sind die Dark Power Pro 11 Modelle zu finden.
Technische Details und Features
Das be quiet! Pure Power 9 verwendet die aktuelle Active Clamp + SR (Synchronous Rectifier) Topologie. In der Praxis sieht es so aus, dass an Stelle älterer bzw. passiver Bauteile, nun IC-Controller für die Überwachung des Netzteils zum Einsatz kommen. Dabei werden ein- und ausgehende Spannungen permanent überwacht bzw. der jeweiligen Lastsituation nach angepasst. Hinsichtlich der Betriebsicherheit gibt der Hersteller an folgende Features mit integriert zu haben: UVP (Unterspannungsschutz), OVP (Überspannungsschutz), OCP (Überstromschutz), SCP (Schutz bei Kurzschlüssen), OPP (Überlast-Schutz) und OTP (Überhitzungsschutz). Alle der Pure Power 9 Netzteile kommen 3 Jahre Garantie daher.
be quiet! Pure Power 9 (CM) Netzteile im Überblick | ||||
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Modellbezeichnung | PP 9 CM- 400W | PP 9 CM - 500W | PP 9 CM - 600W | PP 9 CM - 700W |
Preis (UVP) | 69,00 EUR | 85,00 EUR | 95,00 EUR | 109,00 EUR |
Leistung | 400W | 500W | 600W | 700W |
Kabelmanagement | ja / teilmodular | ja / teilmodular | ja / teilmodular | ja / teilmodular |
+ 3,3 V | 24 A | 25 A | 25 A | 25 A |
+ 5V | 15 A | 15 A | 18 A | 20 A |
+ 12V1 | 24 A | 28 A | 32 A | 36 A |
+ 12V2 | 20 A | 20 A | 28 A | 30 A |
+ 5Vsb | 3 A | 3 A | 3 A | 3 A |
- 12V | 0,3 A | 0,3 A | 0,3 A | 0,3 A |
max. combine 12V | 384 W | 480 W | 576 W | 672 W |
max. combine 3,3V & 5V | 120 W | 120 W | 140 W | 150 W |
Effizienz | 80PLUS Silber | |||
Lüfter | 120mm PWM von be quiet | |||
Garantie | 3 Jahre | |||
Homepage | www.bequiet.com |
Lieferumfang
Im recht kleinen Karton befindet sich sicher verpackt das Netzteil, das 230V Kabel, die Flachbandkabel sowie eine kleine Bedienungsanleitung samt aller technischer Hinweise. Auch ein paar Kabelbinder sowie Schrauben liegen für die Montage mit bei. Was auch auf sofort beim Auspacken auffällt, ist das recht hochwertig anmutende Chassis bzw. deren Verarbeitung. Dazu aber auf der nächsten Seite mehr.
Detailansicht
Eingangs hatten wir schon der hochwertigen Anmutung des Chassis bzw. des Netzteils gesprochen. In Anbetracht der Ausrichtung und des anvisierten Endkundenpreises, erscheint diese dann in einem noch besseren Licht. Verarbeitungstechnisch können wir dem Pure Power 9 nichts Negatives nachsagen. Das leicht mattierte Gehäuse vermittelt einen robusten Eindruck, ohne dabei als Lada daherzukommen. Der orangefarbene Ring über den Lüfter sorgt für den farblichen Kontrast, der in der Summe nochmal einiges herausholt. Bei den Maßen fällt es relativ groß aus (160x150mm – Länge x Breite). Der Lüfter sowie das Gitter sind erfreulicher Weise im Chassis versenkt worden, so dass diese nicht überstehen. Bei älteren Modellen haben wir das schon öfter angetroffen.
Das Kabelmanagement wird über fünf beschriftete (500W Version) Stecker umgesetzt. Die Buchsen selbst machen einen guten Eindruck und die Kabel lassen sich ohne großen Kraftaufwand anbringen bzw. wieder abnehmen. Maximal nach rechts angebracht befindet sich der ATX- und 8-PIN-CPU-Strang, welche in der Art wie sie eingebarbeitet wurden, eine sehr gute Verarbeitungsqualität aufweisen. Der Vollständigkeit halber: auf der rechten Seite wurde der Sticker mit den vollständigen Leistungsdaten angeklebt.
Kabel im Detail
Erstmals legt be quiet! bei einem Netzteil Flachbandkabel dabei. In der Umsetzung sind es umgangssprachlich formuliert, die gleichen, welche auch andere Hersteller verwenden. Das ändert nichts an der Tatsache, dass diese qualitativ auf einem guten Verarbeitungsniveau einzustufen sind. Die beiden fest am PCB aufgelöteten Stränge kommen zwar mit einem „klassischen Sleeve“ daher, da die einzelnen Drähte aber gänzlich in Schwarz gehalten sind, kommt kein hässlicher bunter Farbmix zustande.
Der Sleeve der fest am PCB verlöteten Drähte wurde gut umgesetzt und verfügt, wie wir auf der nächsten Seite sehen werden, auch gänzlich schwarze Adern. An den Enden wurde mit Schrumpflauf eine gute Endung geschaffen. Bei den Sekundärkabeln zieht sich der rote Faden fort. Die einzelnen Stränge münden alle sauber in den Anschlusssteckern. Schön zu sehen, die 4-POL-Stecker haben alle kleine Bügel, was das Abnehmen der Kabel wesentlich erleichtert. Der Hersteller tauft diese Feature auf den Namen „Easy-Plug-HDD-Anschluss“.
Schauen wir uns auf der nächsten Seite nun an, wass der neueste Netzteil-Ableger aus Glinde unter der Haube zu bieten hat.
Verbaute Komponenten im Detail
Wie bereits schon Eingangs angedeutet, will der Hersteller bei der verbauten Technik eine ganze Reihe an Neuerungen mit auf das PCB gepackt haben. Aber erst einmal der Reihe nach. Direkt nach dem Öffnen fällt bereits der sauber verarbeitetes Platinen-Design positiv auf. Wenig Kleberreste, nur punktuell wo es benötigt wird. Be quiet! verwendet beim Pure Power 9 CM wieder ein Multi-PCB, welches für alle Watt-Versionen zum Einsatz kommt. Blicken wir mal genau ins Detail:
Kleine Randnotiz, der Lüfter war zum einen über den Hauptstrang des ATX-Kabels befestigt und zusätzlich noch mit „Kleber“ versehen, so dass wir diesen nicht von der Platine lösen konnten. Diesen finden wir auch an vielen weiteren Stellen. Des Weiteren hat man „Solid Caps“ mit auf das PCB gelötet. Durch Verwendung dieser, hauptsächlich auf Mainboards oder Grafikkarten zum Einsatz kommenden Kondensatoren, soll eine bessere Spannungsregulierung und eine bessere Restwelligkeit bei 12V, 5V und 3V erzeugt werden.
Auf unseren Bildern sind diese nicht zu sehen, da sie sich auf dem Anschlusspanel des Kabelmanagements befinden. Eine komplette Demontage erschien an dieser Stelle nicht sinnvoll bzw. notwendig. Mit dem neuen „Surge Absorber“ will man einen Schutz gegen Spannungsspitzen bieten. Des Weiteren hat man jetzt den Haupttransformator verklebt, alle Lötstellen mit Schrumpfschlauch versehen, was diesen Bereiche ebenfalls noch aufwertet, sowie einen „Regulator IC“ aufgelötet, der durch GPUs erzeugte Netzteilgeräusche verhindern soll.
Als Primärkondensator wurde ein Modell von TEAPO mit 420V und 270µF und einer Auslegung von bis auf 85°C Betriebstemperatur verlötet. Eine weitere Neuerung ist der neue Widerstand (R86), dieser wurde von 1,1 auf 1,5 kOhm erhöht und soll dadurch auch gleichzeitig die Kompatibilität bei System-Neustarts erhöhen. In der Detailansicht auch sehr gut zu erkennen: Die Lötstellen der Anschlusskabel wurden konsequent bis zum Ende isoliert und anschließend auch sauber verarbeitet. In der Summe hinterlässt das be quiet! Pure Power 9 CM an dieser Stelle einen guten Gesamteindruck.
Lüfter im Detail
Der Lüfter versteht sich seitens des Herstellers als komplette Neuentwicklung und wurde auf Basis des Vorgängermodells (Pure Power L8) entworfen. Es sollen nochmals die Lager- sowie Betriebsgeräusche minimiert worden sein. Das 120mm große Modell kommt lediglich mit der Bezeichnung „BQ QF1-12025-MS“ daher und soll bis zu 1600 U/min schaffen. Ebenfalls neu an dieser Stelle ist das Zusammenspiel aus Schutzmechanismus sowie Lastregulierung des Lüfters.
Dieser arbeitet je nach Betriebszustand und Gerätetemperatur. Dazu befinden sich jetzt gleich zwei Temperatursensoren mit im Gehäuse, so sollen sich „weichere“ Regulierungsstufen umsetzen lassen. Genauere Angaben hinsichtlich der Leistungsfähigkeit des Lüfters gibt die vom Hersteller bereitgestellte Grafik. Die Werte wurden unter DIN-Norm 45631 und in einem speziell schallgedämmten Raum gemessen.
Testsystem vorgestellt
Wie schon in unserem separaten Artikel vorgestellt, erfolgt der Test im Form eines offenen Aufbaus auf einem Benchtable. Um auch "große" Netzteile entsprechend auslasten zu können viel die Wahl zwar nicht mehr auf die aktuellsten Komponenten, jedoch auf solche, welche ein Netzteil ordentlich ins Schwitzen bringen können. Nachfolgend haben wir das gesamte System noch einmal aufgelistet, dass beim Test zum Einsatz kam. Die komplette Testmethodik und Kriterien haben wir in der separaten Netzteil-Testsystemvorstellung aufgelistet.
Intel X58 (S.1366) Netzteil Testsystem | ![]() ![]() ![]() | |
Prozessor: | Intel Core i7-975 Extreme Edition | |
Mainboard: | Sapphire Pure Black X58 | |
Kühlung: | Prolimatech Megahalems + beQuiet Silentwings | |
HDD: | Western Digital WD5003ABYX Enterprise | |
RAM: | 3x4GB Kingston HyperX Genesis @ 1866MHz | |
Grafikkarte: | 3x ATI HD 4870 / 3x ATI HD 4870X2 | |
Betriebssystem: | Windows 7 Ultimate SP1 (x64) | |
Grafiktreiber: | Catalyst 14.4 |
An dieser Stelle sei nochmal ein Kommentar unsererseits erlaubt:
Es ist uns durchaus bewusst, dass mit einem Hardware-Setup nicht die Messgenauigkeiten von mehreren Tausend Euro teuren Instrumenten erzielt oder gar die Effizienz ermittelt werden kann. Trotz dieses Umstands sind wir mehr als bemüht, eine faire und ehrliche Einschätzung des dargelegten Produkt-Gesamtpakets abzuliefern. Des Weiteren liegt es uns fern, pseudo Messfrequenzen in den Raum zu werfen, die unmöglich ohne weiteres ermittelt worden sein können. Die nachfolgenden Zahlen sollten daher als Tendenz verstanden werden und zugleich einen Anhaltspunkt für die ablieferte Leistung des Produkts geben.
Praxistest
Zum Auslasten des Netzteils nutzen wir folgende Programme:
Coredamage, 3DMark Vantage 1.0.1, sowie Furmark. Um eine maximale Auslastung zu erzielen, wird in OCCT der Power Supply Test und Furmark parallel laufen gelassen.
ANMERKUNG: Eigentlich ist unsere Konfiguration überdimensioniert für das verwendete 500W Netzteil. Erstaunlicher Weise wurde kein Systemabsturz oder eine Netzteilabschaltung herbeigeführt, was dem Stromversorger in der Summe sehr hoch anzurechnen ist.
**Es wird der Adobe Flash-Player benötigt, um die Werte ansehen zu können**
Leistungsaufnahme Leerlauf (idle)
{fusionchart id="27" Netzteile 500-700W - idle *NEU*}
Leistungsaufnahme Last (load)
{fusionchart id="24" Netzteile 500-700W - last *NEU*}
Leistungsaufnahme Peak-load
{fusionchart id="25" Netzteile 500-700W - Leistungsaufnahme Peak *NEU*}
Lautstärke im Betrieb
Keine leeren Floskeln oder Werbeversprechen! Diesen Bereich können wir so kurz und knapp wie noch nie halten. Der Lüfter war bzw. ist im Normalbetrieb definitiv nicht herauszuhören, was vermutlich vielen Geräuschfetischisten extrem zusagen wird. Nachfolgend haben wir nochmal die exakten Herstellerangaben hinsichtlich der Geräuschentwicklung sowie der daran geknüpften Lastzustände als Grafik eingebunden:
Fazit
Die Vorzeichen standen bereits gut, die Gegenwart bestätigte unsere frühe Annahme, be quiet! kann sich eigentlich nur selbst schlagen. Man ist mit einigen Punkten endlich auf die Wünsche und Kritik der Anwender eingegangen (schwarze Kabel, besseres Kabelmanagement) und hat zugleich nochmals an der Technik verbessert. Auf den ersten Blick mag es sich um sehr wenig handeln, beim genaueren Hinsehen wird aber der Umfang sehr deutlich. Hinsichtlich des Praxisverhaltens kann sich der Hersteller auf die Schulter klopfen. Ein extrem leiser Lüfter versüßt jede Anwendung dieses Stromversorgers. Erstaunlich in unserem Fall sogar: dass das nominell überdimensionierte Testsystem trotzdem ohne Beeinträchtigungen oder Abbrüche betrieben werden konnte.
Das Gesamtpaket mit allen technischen Verbesserungen, dem überarbeiteten Kabelmanagement, Silent-Betrieb und allen voran dem fairen Preis-Verhältnis, werden die Pure Power 9 (CM) Serie wieder zum Volksnetzteil avancieren lassen. Die UVP für das vorgestellte 500 Watt Modell mit Kabelmanagement beträgt 85,- EUR, wird aber vermutlich vom Markt noch weiter gedrückt werden. Die non-CM-Versionen kommen übrigens erst ab Juni diesen Jahres in den Handel. Interessierte können schon jetzt bei Amazon die CM-Versionen kaufen.
be quiet! Pure Power 9 CM - 500W | ||
Testberichte Netzteile | Hersteller-Homepage | Bei Amazon kaufen |
Pro | Contra | |
+ Semi-Modulares Kabelmanagement (schwarz) | - |
Auf Grund des sehr überzeugenden Gesamtpakets und der abgelieferten Leistung, prämieren wir das be quiet! Pure Power 9 (CM) mit unserem Hardware-Journal Gold Award.
Weitere interessante Testberichte:
▪ Test: Corsair Vengeance 650M
▪ Test: Thermaltake London 550W
▪ Test: Cooler Master V1200 Platinum
▪ Test: be quiet! Dark Power Pro 10 - 850W
▪ Test: Corsair RMi 650W und 850W
▪ Test: be quiet! Straight Power 10 - 700W
▪ Test: 500W XXL--Netzteil-Roundup