Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Hubraum! Diesem Leitmotiv wird in allerlei Branchen hinterher geeifert. Auch in der IT-Industrie bzw. bei den Netzteilherstellern scheint dieser Spruch angekommen zu sein. Doch ein Evergreen unter den Herstellern hebt sich immer ein wenig ab. Seasonic, bekannt als Eigenhersteller für Fremdlabel, ist seit Jahren mit sehr erfolgreichen Produkten vertreten. Eines dieser ist das leistungsstarke, mit dem Effizienz-Gold-Label-zertifizierte X-1050, welches wir uns genauer angesehen haben. In welchen Bereichen das Netzteil alles punkten kann, klären wir im nachfolgenden Testbericht.
Wir bedanken uns bei Seasonic für das bereitgestellte Testmuster und das entgegengebrachte Vertrauen.
Lieferumfang
Inzwischen sollte bei fast allen Anwendern angekommen sein, dass Seasonic für Exklusivität auf bezahlbaren Level steht. Entsprechend dieser Vorgabe, fällt auch der Lieferumfang des X-1050 aus. In dem schicken Karton finden sich eine Menge Beigaben, die nicht nur schick aussehen sollen, sondern auch nützlich sind. Das Netzteil selbst wurde in einem edlen Stoffbeutel gepackt, welcher das Gehäuse vor äußeren Einwirkungen schützen soll. Hinzu gesellen sich die Anschlusskabel, die der Hersteller ebenfalls in einer separaten Aufbewahrungstasche mitliefert.
Für das störungsfreie Verlegen der Kabel finden sich mehrere Klettverschluss-Kabelbinder im Karton wieder. Selbstverständlich packt der Hersteller die klassische Variante, ein Bündel von Kabelbindern, mit in den Karton.
Optik / Verarbeitung
Beim Design bleibt Seasonic weiterhin dem Stil der X-Serie treu und hüllt das Netzteilgehäuse mit einer schwarz-goldenen Farbgebung. Ob damit bewusst die Exklusivität des Netzteils untermauert werden soll, werden wohl nur die Designer selbst wissen. Der optische Eindruck ist auf jeden Fall klasse und gelungen. Der verbaute 120mm Lüfter wird von einem Loch-Lüftergitter verdeckt. Bei den Abmaßen geizt der Hersteller nicht und mit den veranschlagten 190mm (L) x 86mm (H) x 150mm (B) ergibt das Ganze ein relativ großes Gehäuse, was aber nicht ungewöhnlich für Geräte dieser Leistungsklasse ist.
Beim Äußeren des Gehäuses setzt Seasonic auf eine robuste Beschichtung, die keinesfalls anfällig erscheint. Unschöne Kratzer finden so weniger schnell eine Anlaufstelle. Auf der Seite sind auf dem großen Produktsticker die entsprechenden Spannungswerte der einzelnen Schienen einzusehen. Im Großen und Ganzen also ein gewöhnliches Netzteil. Blickt man in Richtung Anschlusspanel, wird es dann doch wieder sehr interessant. Zum einen kann Seasonic, als einer der wenigen Herstellern am Markt, ein komplett modulares Kabelmanagement anbieten.
Die einzelnen Steckplätze sind für die entsprechenden Kabel beschriftet, so das es zu keine Verwechselungen kommen kann. Der Abstand zwischen den Buchsen ist auch gut gewählt. Probleme beim Abnehmen sollten dem zur Folge der Vergangenheit angehören. Ein sinnvolles und nettes Feature bietet der Hersteller dem Anwender ebenfalls in diesem Bereich an. Die Netzteile der X-Serie sind sowieso schon mit einer Semi-Passiv-Technik ausgestattet, so dass der Lüfter erst ab 20% Netzteilauslastung anläuft. Beim X-1050 besteht jetzt die Möglichkeit, diese Funktion zu deaktivieren („Hybrid“) und den Lüfter dauerhaft laufen zu lassen. Oder aber die Abschaltung bei einer Auslastung unterhalb von 20% („Normal“) zuzulassen. Ein kleiner Schalter wurde entsprechend dafür an der Rückseite angebracht.
Auf der nächsten Seite geht es weiter mit den technischen Daten und dem Kabelmanagement.
Technische Daten
Bei den Leistungswerten bleibt Seasonic dem Motto „klotzen statt kleckern“ treu und stattet das X-1050 mit immensen Leistungsreserven aus. Allein die +12V Leitung kann Verbraucher mit einer Gesamt-Spannungsaufnahmen von 87A verarbeiten. Als Vergleich, dass vor kurzem getestete OCZ Fatal1ty 1000W kommt mit 83A auf der +12V Leitung daher.
Ich kann mich nicht entscheiden: Hybrid oder Normal?
Vom Hersteller bereitgestellte Grafiken verdeutlichen die Funktionsweise zwischen dem „Normal-Betrieb“ und dem „Hybrid-Betrieb“ des Netzteils. Aber nochmal zur Erklärung: Im Normalbetrieb („Fanless-Mode“) schaltet sich der verbaute Netzteillüfter bei unter 20% Auslastung ab bzw. darüber wieder ein. Im Hybrid-Betrieb(„Silent und Cooling-Mode“) ist der Lüfter dauerhaft eingeschaltet.
Kabelmanagement
Selbstverständlich verfügt das X-1050 über umfangreiche Kabelbeigaben, die dem Nutzer eine immense Anschlussvielfalt bieten. Wie bereits angesprochen, handelt es sich dabei um ein komplett modulares Kabelmanagement. Die Verarbeitungsqualität offenbart wie von Seasonic gewohnt, keinerlei Mangel oder minder verarbeitete Materialien. Die Kabel weisen zwar eine gewissen Steifigkeit auf, lassen sich aber trotzdem ohne große Probleme in die richtige Richtung biegen.
Alle Stecker mit 4-Pol-Anschluss haben den bekannten „Hebelmechanismus“ um diese aus einer Steckerbuchse leichter lösen zu können. Die verwendete Kabelummantelung weist ein hohes Maß an Wertigkeit auf. Das Material kann als absolut blickdicht bezeichnet werden. Auf der nachfolgenden Seite schauen wir uns die verbauten Komponenten im inneren des Gehäuses an.
Innenaufbau
Nicht nur der äußere Aufbau zeugt von einer gewissen Exklusivität. Auch im Inneren findet man höchste Präzision und sehr gute Verarbeitungsqualität vor. Auffällig ist beim ersten Blick ins Gehäuse auch, dass alles sehr geräumig ist und die Komponenten lang nicht so viel Platz benötigen, wie bei Konkurrenzprodukten. Anstatt weniger großer Kühlkörper finden sich im Gehäuse mehrere kleine Aluminiumblöcke, die die entsprechenden Komponenten kühl halten sollen.
Sauber verarbeitete Lötstellen, hochwertige japanische 105°C Kondensatoren sowie eine saubere transient Filterung mittels Y- und X Kondensatoren finden sich im Inneren. Für einen sicheren Betrieb ist ebenfalls gesorgt worden. Die für 12V, 5V und 3,3V definierten Pegel können nicht überschritten werden und einen Kurzschluss oder Defekt von Komponenten verursachen. Steigt die Temperatur innerhalb des Gerätes über ein bestimmtes Maß an, führt dies zur Abschaltung des Netzteils respektive des gesamten PCs.
Schön zu sehen ist auch die relativ häufige Verwendung von weißem Verbindungskleber, der die einzelnen Teile mehr Halt geben bzw. halten soll. Ein makelloser Innenraum mit High-End Komponenten prägen an dieser Stelle das Bild.
Lüfter
Beim Lüfter greift der Hersteller auch zu keinem No-name Produkt. Der verwendete 120mm wird von der Firma San Ace hergestellt und bewies seine Fähigkeiten schon bei den kleineren Modellen der X-Serie sowie der aktuellsten Platinium-Serie.
Praxistest
Wie schon in unseremseparaten Artikel vorgestellt, erfolgt der Test in Form eines offenen Aufbaus auf einem Benchtable. Um auch "große" Netzteile entsprechend auslasten zu können viel die Wahl zwar nicht mehr auf die aktuellsten Komponenten, jedoch auf solche, ein Netzteil ordentlich ins Schwitzen bringen können. Nachfolgend haben wir das gesamte System noch einmal aufgelistet, welches beim Test zum Einsatz kam. Die komplette Testmethodik und Kriterien haben wir im separaten Netzteil-FAQ aufgelistet.
Intel X58/Sockel 1366 Netzteil - Testsystem | ![]() | |
Prozessor: | Intel Core i7-975 Extreme Edition @ 3990MHZ - 1,350V | |
Mainboard: | Sapphire Pure Black X58 | |
Kühlung: | Prolimatech Megahalems + beQuiet Silentwings USC | |
HDD: | Western Digital WD5003ABYX Enterprise | |
SSD: | OCZ Octane 128GB | |
RAM: | 3x4GB Kingston HyperX Genesis @ 1866MHz | |
Grafikkarten: | 2x ATI HD 4870X2 | 770MHz Core - 940MHz RAM | |
Betriebssystem: | Windows 7 x64 | |
Grafiktreiber: | CCC 11.11 |
Messtechnik
Die Spannungen werden mittels Multimeter direkt am ATX-Strang bzw. dem Hauptstromkabel des Netzteils abgelesen. Die Toleranzschwankungen bei den Werten werden gemäß mathematischen Vorgehens auf- bzw. abgerundet. Beim Multimeter handelt es sich um ein Modell der Firma Luxx-Tools. Die aktuellen Verbrauchswerte, welche auch wirklich aus der Steckdose gezogen werden, ermitteln wir mit einem PSGI EG 1000 Strommessgerät. Die Schallpegelmessung übernimmt ein Voltcraft SL-100.
Spannungsmessung
Zum Überprüfen des Netzteils auf Spannungsstabilität nutzen wir folgende Programme:
Coredamage, 3DMark Vantage 1.0.1, sowie Furmark. Um eine maximale Auslastung zu erzielen, wird in OCCT der Power Supply Test und Furmark parallel laufen gelassen. Wie weiter oben angesprochen, lesen wir die Werte nicht im Betriebssystem aus, sondern mittels Multimeter direkt an den +3,3V, +5,0V, +12V Leitungen des ATX-Strangs. **Für die Ansicht der Messwerte wird der Adobe Flash Player benötigt.**
{fusionchart id="16" Seasonic X-Series X-1050W - 3.3V}
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{fusionchart id="18" Seasonic X-Series X-1050W - 12V}
Leistungsaufnahme
Um auch die letzten Reserven eines Netzteils ausschöpfen zu können, lastet die entsprechende Zusammenstellung den Testprobanden immens aus. Im Zusammenspiel von Prime95 und Furmark (Fullscreen: 1650x1050 - 8X MSAA - Xtrem burn-in) haben wir die durchschnittliche Leistungsaufnahmen, sowie die maximale (Peak) dokumentiert.
{fusionchart id="12" Netzteile >700W - idle}
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{fusionchart id="14" Netzteile >700W - Leistungsaufnahme Peak}
Lautstärke
Die Schallpegelmessung übernimmt ein Voltcraft SL-100. Dieses wird auf einem Stativ montiert und misst die Lautstärke 30cm entfernt von der Netzteiloberkante. Das erzielte Ergebnis bezieht sich auf das Gesamtsystem, wobei das für die Messung verwendete Seasonic X-1050 keine "Geräusche" verursachte, da es mit ausgeschaltetem Lüfter betrieben wurde. Das Netzteil wird nicht im Gehäuse verbaut und neben den Benchtable gelegt. Da es sich bei den Testräumlichkeiten nicht um ein schallresistentes Audiostudio handelt, kann es mitunter zu Messdifferenzen kommen. Die ermittelten Werte spiegeln also folglich die Werte des gesamten Systems wieder. Im Vergleich zueinander, lassen sich unter den verschiedenen Netzteilen aber objektive Schlüsse ziehen.
Es sei auch nochmal gesagt, dass die Angaben und Beurteilungen rein subjektiver Natur sind und dem persönlichen Empfinden des Redakteurs entsprechen. Daher kann es je nach Anwender durchaus unterschiedlich ausfallen. Nebengeräusche im Raum können das „Ergebnis“ zusätzlich noch verfälschen. Während des verbauten Betriebes fiel das Seasonic-Netzteil, in Sachen Geräuschkulisse, sehr positiv auf. Weder im Leerlauf oder unter Last fiel der verbaute Lüfte negativ auf. Ausgeschaltet ist das Gerät logischer Weise lautlos. Beim eingeschalteten Lüfter und sehr nahem Herantreten bzw. Hören, fällt das leichte Lüftersurren auf, was aber im verbauten Zustand nicht mehr wahrnehmbar ist.
{fusionchart id="20" Netzteile >700W - Lautstärke IDLE}
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**Die Wertetabelle wird im Laufe der Zeit mit immer mehr Werten und Vergleichsobjekten geflüllt werden**
Fazit
Einmal mehr konnten wir einen High-End Netzteil-Ableger untersuchen und im Praxistest auf Herz und Nieren prüfen. Das Urteil könnte klarer nicht ausfallen. Mehr oder minder war dieses schon fast vor dem Test klar, auch wenn dies wenig objektiv klingen mag. Wie gewohnt liefert Seasonic ein Produkt auf allerhöchstem Niveau ab. Angefangen beim Lieferumfang, der klasse Aufmachung bis hin zur erstklassigen Verarbeitung – alles scheint nahezu perfekt abgestimmt. Die Praxis brachte dann die Bestätigung: das Netzteil geht als glasklare Silent Referenz aus dem Test hervor. Selbst bei hoher Auslastung bleibt der Lüfter angenehm ruhig. Im alltäglichen Betrieb bleibt der dieser gänzlich ausgeschaltet bzw. schaltet sich erst ab einer Auslastung von 20% ein. Wer will kann diesen in seiner Funktion noch beeinflussen (Hybrid-Normal-Schalter).
Das dieses ganze Paket auch seinen Preis haben muss ist klar. Mit den veranschlagten 212 EUR (Preisvergleich Stand: 14.05.2012) scheint dies sicherlich kein Pappenstiel zu sein. Im direkten Vergleich der 1000W-Netzteile findet sich das Seasonic preislich jedoch unter der Konkurrenz von Enermax (Platinmax 1000W – 229 EUR), Antec (High Current Pro 1000W – 226 EUR) oder OCZ (Z1000 – 227 EUR) wieder. Also ein Produkt mit preislicher Kampfansage!
Pro
+ erstklassiges Verarbeitung Innen / Außen
+ sehr stabile Spannungswerte
+ absolutes Silent-Netzteil
+ Semi-passives Gerät (Lüfter schaltet erst bei 20% Auslastung ein)
+ voll modulares Kabelmanagement
+ im direkten Vergleich günstig
Contra
-
Mit der erbrachten Leistung und dem in unseren Augen guten Preis-Leistungsverhältnis (ca. 212 EUR - Preisvergleich Stand: 14.05.12) im Vergleich zur Konkurrenz, präsentiert sich das Seasonic X-1050 als glasklare Netzteil Referenz in der 1000W-Klasse. Desweiteren verleihen wir unseren begeehrten Gold- sowie Silent Award.