Inzwischen tauchen immer mehr Hersteller in neue Produktsparten ein, denen sonst anderen Exklusivherstellern vorbehalten waren. Sei es Netzteil-, Grafikkarten- oder Mainboard-Hersteller, jeder veröffentlicht neue Produkte, die nicht dem vermeintlichen Leitfaden des Konzerns entsprechen. Einer davon ist der Netzteilspezialist Enermax. Angefangen mit Peripherie und Gehäusen, bietet das in Hamburg ansässige Unternehmen nun auch erstmals CPU-Kühler an. Auf der Cebit 2011 vorgestellt kommt nun die ETS-Modellreihe ins Rollen. Hardware Journal hat sich die kleinere Ausführung, den Enermax ETS-T40 angeschaut. Wie sich dieser im Praxistest schlug, klärt der nachfolgende Testbericht.
Wir bedanken uns bei Enermax für die Bereitstellung des Testsamples und das entgegengebrachte Vertrauen.
Lieferumfang
Der Lieferumfang beschränkt sich beim Enermax-Kühler zwar auf das Nötigste, aber es fehlt im Karton auch nichts. Von der Wärmeleitpaste bis hin zu kleinen Gummientkopplungen für die Lüfter ist alles dabei. Des Weiteren packt der Hersteller Montagekits für AMD- und Intel-Systeme in den Karton. Für die Belüftung sorgt ein hochwertiger und mit verschiedenen Farben ansteuerbarer, T.B. Vegas Dou PWM-Lüfter aus dem Hause Enermax. Auf die Funktionen dieses Lüfters wird im Praxistest nochmal eingegangen.
- 1x CPU-Kühler ETS-T40-TB/-TA/-VD
- 1x Lüfter 12cm
- 1x Backplate
- 4x Kunststoff-Unterlegscheiben
- 4x Abstandsschrauben
- 2x Montagehalterungen für Intel CPU
- 2x Montagehalterungen für AMD CPU
- 4x Muttern für Montagehalterungen
- 1x Metallplatte
- 2x Muttern zur Befestigung der Metallplatte
- 1x Schraubenschlüssel
- 2x Lüfter-Halterungen
- 8x Antivibrationsgummis
- 1x Tube mit Wärmeleitpaste
- 1x Benutzerhandbuch
Technische Daten
Die Kompatibilität des Kühler wird vollends gewährleistet und so sollte es zu keine Probleme bei der Montage auf den gängigen System-Plattformen geben. Mit 610g zählt der Kühler noch zu den leichteren seiner Gattung. Die 1Kg-Marke fiel in letzter Zeit ja schon des Öfteren an dieser Stelle.
Features
Vortex Generator Flow (patentiert)
Vortex-Generatoren finden bereits Verwendung in der Luftfahrtindustrie. Sie sorgen dafür, dass der Luftstrom möglichst eng an den Tragflächen entlang verläuft. Bei der Konstruktion der CPU-Kühler erkannten die Enermax-Produktentwickler,dass sich dieser Mechanismus hervorragend zur Optimierung der Heatpipe-Kühlung verwenden lässt. Durch kleine Spoiler auf den Lamellen des Kühlkörpers wird der Luftstrom eng an den Heatpipes entlang geführt. Auf diese Weise erreicht deutlich mehr kühle Luft die Rückseite der Heatpipes.
Stack Effect Flow (patentiert)
Der Kamineffekt („Stack Effect“) ist ein natürliches, physikalisches Phänomen: Durch ihre geringere Dichte steigt warme Luft auf und hinterlässt einen Unterdruck, der wiederum kühlere Luft anzieht. Enermax macht sich diesen Effekt zunutze: Vier Öffnungen in der Mitte des Kühlkörpers brechen den Luftstrom und geben der warmen Luft in ihrem Rücken Raum zu entweichen. Die Hitzeabführung wird auf diese Weise beschleunigt.
Vacuum Effect Flow
Auch der dritte Effekt beruht auf einer physikalischen Erscheinung. Das beste Beispiel ist ein Auto in Fahrt: Das Auto drückt Luft beiseite und hinterlässt einen Unterdruck. Luft aus der Umgebung wird angesogen, um den Druckunterschied auszugleichen. Dementsprechend sind die Seiten der Enermax CPU-Kühler nicht vollständig geschlossen, sondern besitzen Öffnungen, über die kühlere Umgebungsluft in den Kühlkörper eingesogen werden kann.
Heat Pipe Direct Touch
Heat Pipe Direct Touch bedeutet, dass die Heatpipes direkt auf der CPU aufliegen. Vorteil gegenüber einer Bodenplatte: Die Wärme wird ohne zusätzlichen Widerstand auf die Heatpipes übertragen.
Detailansicht
Enermax verkauft den ETS-T40 in drei Ausführungen. Alle drei unterscheiden nur unwesentlich. Der ETS-T40-TB wird mit einem T.B. Silence Lüfter von Enermax ausgeliefert. Der vernickelte ETS-T40-TA bekommt einen Apolish aus dem eigenen Hause spendiert. Die für den Test vorliegende Kombination wurde mit einem T.B. Vegas Duo 120mm Lüfter ausgestattet. Interessanter ist da schon die Featureliste, welche bereits auf der vorherigen Seite vorgestellt wurde. Mit Innovationen und Technologien (Stack-Effec-Flow), VGF (Vortex Generator Flow) und VEF (Vacuum-Effect-Flow) wirbt der Hersteller.
Der erste Blick auf den Kühler selbst fällt wenig spektakulär aus. Das „altbekannte“ Towerdesign hat auch Enermax als Schablone benutzt. Auffällig sind sofort die saubere und wertige Umsetzung, die den Kühler ins Rampenlicht stellen. Auf der Oberseite sind deutlich die Enden der vier Heatpipes zu erkennen. Dazwischen platziert sich ein eingestanzter Enermax Schriftzug. Die merkwürdig anmutenden Einkerbungen auf der Oberseite sind die von Enermax benannten „Stack-Effect-Flow“ Features. Das Funktionsprinzip wurde schon eine Seite zuvor genauer betrachtet.
Nimmt man die oder den Lüfter vom Kühlkörper runter, offenbart dieser seine wahre Struktur. Design-technische Innovation werden zwar nicht vom Band geworfen, aber ein solider und hochwertiger Eindruck dem Kunden vermittelt. Aufgebaut ist der Kühler mit 52 Aluminium Lamellen, welche in einem Abstand von 2mm angeordnet sind. Im Körper sind die vier 6mm-Heatpipes eingelassen. Diese wiederum münden in der „Direct-Touch“ Bodenplatte, welche die Hitze des Prozessors noch effizienter abtransportieren soll. Laut Enermax soll eine maximale Verlustleistung von bis zu 200W vom Kühler bewältigt werden können.
Montage des Kühlers
Die Montage des Enermax-Sprößlings erwies sich als keine große Herausforderung. Branchenüblich wurde das Sockel-kompatible Retentionmodul auf der Rückseite des Mainboards angebracht und die entsprechenden Halterungen von vorn „gegengekontert“. Einziger Negativpunkt an dieser Stelle: Das Abpassen der richtigen Halterungslöcher erweist sich teilweise als nervige Fummellei, die sicher auch anders gelöst werden kann.
Bei der Montagehalterung hat Enermax wohl des Öfteren zum Klassenprimus Prolimatech geblickt. Die Ähnlichkeiten bei den Halterungskomponenten sind unverkennbar. Die Schrauben selbst werden bzw. können mit dem mitgelieferten „Maulschlüssel“ ohne Probleme befestigt werden.
Optional kann auch zum hauseigenen Schraubendreher gegriffen werden. Sitzt der Kühler dann schließlich auf den Mainboard, gibt diese Zusammenstellung eine edle Kombination ab. In unserem Beispiel wurde auf ein Gigabyte Z68X-UD5-B3 zurückgegriffen. Der Kühler ist so konstruiert, dass es beim Betrieb kaum zu Platzproblemen kommen sollte. In unserem Fall stand lediglich der Lüfter minimal in die RAM-Slot hinein. Der Riegel konnte trotzdem ohne Probleme verbaut und betrieben werden.
Im Vergleich zu anderen „Größenmonstern“ gibt der Enermax ETS-T40 einen kompakten Eindruck von sich, welcher sich bei der Montage bestätigen ließ. Ob dies in der Praxis Nachteile mit sich bringt, klärt die nachfolgende Seite.
Praxistest
Ein CPU-Kühler vermag zwar vom Luftfluss der Gehäuselüfter stark profitieren, schneidet jedoch in einem anderen Gehäuse anders ab. Die Anordnung der Komponenten sowie der Luftfluss von Netzteil- und Gehäuselüfter müssen berücksichtigt werden. All diese Variablen machen eigentlich eine objektive Beurteilung des Kühlers so gut wie unmöglich, daher wurde der Test auf einem "Open-Air-System" vollzogen und somit sollten die Ergebnisse nur als Richtlinie und nicht als Maßstab angesehen werden.
Testsystem:
- Prozessor: Intel i5-2500K Retail
- Mainboard: Gigabyte GA-Z68X-UD5-B3
- Kühlung: Enermax ETS-T40-VD
- SSD: Kingston HyperX 240GB
- RAM: 2x2GB Kingston HyperX @ 2133MHz
- Netzteil: Seasonix X-560
- Grafikkarte: ATi X300
- Betriebssystem: Windows 7 x64 + SP1
- Grafiktreiber: CCC 11.5
Wie oben schon erwähnt, wurde der Test auf einem Coolermaster Benchtable durchgeführt und ist somit nahezu lautlos. Die Grafikkarte, das Netzteil und sonstige Hardware waren nicht wahrzunehmen. Um etwaige Schwankungen ausschließen zu können, wurde bei unserem Test eine einheitliche Wärmeleitpaste verwendet. Hierfür kam die GELID GC-Extreme zum Einsatz.
Lüfter
Diese Angaben sind rein subjektiver Natur und entsprechen dem persönlichen Empfinden des Redakteurs, welches ohne ein entsprechendes Schalldruck-Messgerät nicht mit Messwerten belegt werden kann. Daher kann es je nach Anwender durchaus unterschiedlich ausfallen. Nebengeräusche im Raum können das „Ergebnis“ zusätzlich noch verfälschen.
Der T.B. Vegas Dou tritt zu keiner Zeit als störend oder laut auf, ganz im Gegenteil sogar. Der Lüfter bietet ein hohes Maß an Umdrehungen und den damit verbundenen Durchsatz, kann aber gleichzeitig auch schon in die Kategorie silent mit verbucht werden. Im Normalbetrieb war die Kühlkombo kaum bis gar nicht wahrnehmbar. Sollte es mal "heißer" hergehen, bleibt der Lüfter selbst unter Volllast angenehm laufruhig. Redaktionseinschätzung: sehr ruhiger Lüfter mit großem Funktionsumfang wie zum Beispiel diverse Beleuchtungsmodi und eine PWM-Laststeuerung.
Testverfahren
Nach der Montage des CPU-Kühlers wurde das System 30 Minuten lang im normalen Office-Betrieb aufgewärmt, um das System auf eine normale Betriebstemperatur zu bringen. Nach dem Aufwärmen wurde dann die maximale Temperatur mit Prime95 v.25.11 ermittelt. Dazu wurde Prime95 im "Small FFTs" Test 20 Minuten lang ausgeführt. Derweil wurde die Temperatur mit Real Temp 3.60 ausgelesen. Die Raumtemperatur betrug 21°C beim Test.
Getestet wird mit:
Intel Core i5-2500K @ 3,33Ghz mit 1,250V bei 5V & 12V
Mit der hauseigenen Software vom Mainboard hatten wir die Lüfter einmal mit ~ 800U/min (5V) und einmal mit ~17 00U/min (12V) betrieben. Alle ermittelten Werte basieren auf den Durchschnittswert der maximal erreichten Temperatur der Kerne unter Volllast.
Intel Core i5-2500K @ 5,00Ghz mit 1,440V bei 5V & 12V
Da die heutigen AMD und Intel Systeme mit stromsparenden Funktionen ausgestattet sind, Takten diese bei nicht benötigter Leistung herunter. Aus diesem Grund wurde bei unserem Test alles an diesen Stromspar-Optionen abgeschaltet. Des Weiteren sind die Temperaturen im Idle-Zustand zunehmend uninteressant geworden und wurden daher von uns nicht gemessen.
Nicht immer müssen Erstlingswerke auch erfolgreich sein. Enermax versteht es, mit wenig Mitteln ein leistungsfähiges und attraktives Produkt dem Markt bereitzustellen. Der ETS-T40 CPU-Kühler ist eine günstige und Funktionsreiche Alternative, zu den bestehenden Produkten. Der Funktionsumfang bezieht sich an dieser Stelle auf den hochwertigen Lüfter, welcher mit verschiedenen Beleuchtungsmodi, einer PWM-Steuerung sowie einem sehr angenehmen Betriebsgeräusch daherkommt. High-End Anwender greifen lieber zur größeren Ausführung, dem ETS-T60. Für alle anderen ist der Kühler vollends zu empfehlen. Für einen Straßenpreis von circa 31,00 (Preisvergleich 08.11.2011) ist der Kühler zu haben.
Pro
+ gutes Preis/Leistungsverhältnis
+ geringe Lautstärke bei 800 U/min
+ Funktionsumfang des Lüfters
+ hochwertige Verarbeitung
+ Technikinnovationen
Contra
- nicht zum Übertakten geeignet
Auf Grund des guten Gesamtpaketes sowie Preis-Leistungsverhältnises, zeichnen wir den Enermax ETS-T40-VD mit dem entsprechenden Award aus.