Gehäuse

Bitfenix Prodigy

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Geschrieben von Marcel Büttner
Veröffentlicht: 22. August 2012

newsbildGehäuse soweit das Auge blicken kann - der Markt scheint in diesem Bereich nahezu gesättigt. Was fehlt sind scheinbar die richtigen Innovationen bzw. Neukreationen. Durch den vermehrt zum Einsatz kommenden mini-ITX Formfaktor bieten sich für die Hersteller wieder neue Erschließungszielräume, die abgedeckt werden wollen. Der noch recht junge Hersteller Bitfenix machte vor kurzem den ersten Schritt, einen High-End PC in einem Mini-ITX Gehäuse unterbringen zu können. Dieses Werk, namentlich Bitfenix Prodigy, haben wir uns natürlich im Rahmen eines Testberichts genauer angesehen.

 

 

 einleitung

 

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Caseking für die Bereitstellung des Musters.

 

 


Lieferumfang / Technische Details

In einem braunen Karton kommt das Bitfenix Prodigy beim Kunden an. Selbiger schützt das Gehäuse ausreichend. Im Web wurde jedenfalls schon von etlichen Defekten berichten. Ob diese "Mängel" nun auf Grund der Verpackung entstanden oder auf unsachgemäße Behandlung beim Einpacken zurückzuführen sind, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden.  

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Technische Eckdaten - Bitfenix Prodigy:

Technische Details:

  • Maße: 250 x 404 x 359 mm (B x H x T)
  • Material: Stahl, FyberFlex, SofTouch
  • Gewicht: 7 kg
  • Farbe: Schwarz, Silber
  • Formfaktor: Mini-ITX

  • Lüfter insgesamt möglich:
    1x 230/200/180/140 mm oder 2x 120 mm (Vorderseite)
    1x 140/120 mm (Rückseite)
    2x 120 mm (Deckel)
  • Davon vorinstalliert:
    1x 120 mm (Vorderseite)
    1x 120 mm (Rückseite)
  • Filter: Netzteil, Front
  • Laufwerksschächte:
    1x 5,25 Zoll (extern)
    5x 3,5 Zoll (intern, werkzeuglos)
    9x 2,5 Zoll (intern, 5x statt 5x 3,5 Zoll)
  • Netzteil: 1x Standard ATX (optional; max. 160 mm Länge )
  • Erweiterungsslots: 2
  • I/O Panel:
    2x USB 3.0 (interner Anschluss)
    1x je Audio In/Out
  • Maximale Grafikkartenlänge (mit HDD-Käfig): 165 mm
  • Maximale Grafikkartenlänge (ohne HDD-Käfig): 310 mm
  • Abstand Mainboardtray/Netzteilkäfig zum Deckel (ohne Deckel-Lüfter): ca. 200 mm

 


Impressionen Außen

Die markante Formgebung sorgte schon bei der Ankündigung des Gehäuses für reichlich positives Feedback. So versucht das Prodigy den Spagat zwischen µATX und Mini-ITX Gehäuse, ohne dabei wirklich ein µATX Gehäuse zu sein. Die für ein Mini-ITX doch recht großen Maße haben einen entscheidenden Vorteil, welcher sich im Inneren zeigen wird. Doch dazu aber später. Schauen wir uns aber zunächst erst mal das Exterieur an.

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Die bereits angesprochenen Bügel auf der Ober- und Unterseite dienen nicht nur zur Zierde, sondern gleichzeitig als massive Entkoppler für das gesamte Gehäuse. Die Bügel selbst lassen sich leider nicht abnehmen, ohne dabei optische Einbuße in Kauf zu nehmen. Als Material verwendet Bitfenix gewöhnliches Stahlblech, welches jedoch sehr robust wirkt. An Front findet sich ein großes Meshgitter-Geflecht wieder, auf dem ein großes Bitfenix Logo prangt. Falls gewünscht, kann die Ausbuchtung für das 5,25`Laufwerk ausgestanzt und selbiges verbaut werden. Am linken Seitenteil hat der Hersteller recht großzügige Lüftungslöcher vorbereitet. Als Anschlusspanel finden sich auf der rechten Gehäuse-Seite der Start- und Reset-Button wieder. Direkt darunter befinden sich die beiden Audio-Klinken- und zwei USB 3.0-Ports.

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Wirft man die Blicke in Richtung Rückseite wird deutlich, warum das Prodigy eine kleine Innovation ist. Das erste Mini-ITX Gehäuse in dem, abgesehen von Mainboard, ohne Einschränkung ATX-Komponenten verbaut werden können. Das Netzteil kommt dabei klassisch auf den Boden, das Mainboard darüber und an der Rückwand findet ein 120mm Lüfter Platz. Es kann sogar eine Grafikkarte verbaut werden, welche zwei Slotplätze für sich beansprucht. Die Seitenteile sowie die PCIe-Slotblenden sind alle mit Rändelschrauben befestigt, was die Handhabung wesentlich vereinfacht. Auf der Unterseite, also genau an der Stelle an der sich das Netzteil befindet, hat der Hersteller einen Staubfilter untergebracht, der bei einer Säuberung sehr leicht entfernt werden kann.

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Im Deckel zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Ein großer, leicht herausnehmbarer Staubfilter, wurde im Top verbaut. Mittels weniger Handgriffe kann dieser entfernt und dort beispielsweise zwei Lüfter verbaut werden. Auch besteht hier die Möglichkeit, eine Komplett-Wasserkühlung zu montieren. Das Gitter selbst besteht aus einem "Gemisch" von PVC und Aluminium (Gittergeflecht). Die Verarbeitung an dieser Stelle ist jedenfalls auf einem sehr hohen Niveau. Die Ausbuchtungen weisen keinerlei scharfen Kanten auf oder wirken minderwertig ausgearbeitet. Des Weiteren bietet das Gehäuse noch einen entscheidenden Vorteil für den Käufer - Spielraum für Individualismus!

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Die äußere Haptik des Prodigy kann durchaus überzeugen und gefällt ebenso durch die etwas ausgefallene Formgebung. Man merkt dem Gehäuse zwar an, dass es sich um kein hochwertiges Produkt aus der LianLi Produktlinie handelt, jedoch macht es diesen Umstand durch viele Details wett. Kommen wir nun zum eigentlich Highlight des gesamten Aufbaus, dem Innenraum und den angesprochenen "Gestaltungsmöglichkeiten".

 


Impressionen Innen
Die Seitenteilen lassen sich, durch die Verwendung von Rändelschrauben, sehr leicht lösen und vom Gehäuse entfernen. Schnell wird deutlich, wie viel Platz dieses Mini-ITX Gehäuse dem Anwender eigentlich zur Verfügung stellt. Binnen weniger Handgriffe, lässt sich der gesamte Innenraum "entkernen" und man hat mehr als ausreichend Platz zur Verfügung, um auch Grafikkarten mit einer Länge von bis zu 31cm verbauen zu können. Belässt man den oberen HDD-Käfig im Gehäuse, so darf die verbaute Grafikkarte nicht länger als 16,5cm sein, um auch wirklich im Gehäuse unter kommen zu können.

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 Belässt man den "großen" HDD Käfig im Gehäuse, so können allein dort drei 5,25- oder 2,5 Zoll-Laufwerke untergebracht werden. Im unteren Festplatten-Rahmen finden lediglich zwei Laufwerke ihren Platz. Die Montage erfolgt werkzeuglos und erwies sich nach ein paar Minuten "Einarbeitungszeit" als kinderleicht. Dazu werden seitlich an der Festplatte kleine Schienen gesteckt und anschließend einfach in den Rahmen gesteckt. Die Entkopplung erfolgt in diesem Fall über die Verbindungsstecker zwischen Schiene und HDD. Das Herausnehmen erfolgt im "Hot-Swap-Stil". Bügel zur Seite, HDD herausziehen, fertig!

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 An der Gehäuserückseite befindet sich bereits vormontiert, ein hauseigener 120mm Lüfter. Bei Bedarf kann auch ein 140mm Modell dort untergebracht werden. Auf eine Entkopplung hat der Hersteller aber leider an dieser Stelle verzichtet. Der Lüfter wird direkt mit dem jeweiligen Rahmen verschraubt. Wie bereits schon angesprochen, können Grafikkarten mit einer Länge von bis zu 31cm verbaut werden. Selbige dürfen sogar zwei Slot-Plätze belegen, welche der Hersteller mit vorbereitet hat. Weiter unten befindet sich, im klassischen Stil, der Netzteilschacht samt Halterung. 

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 Zur Montage des Netzteils wird eine Halteschiene auf selbiges geschraubt und als Ganzes denn ins Gehäuse verbaut. Als Maße gibt Bitfenix hier eine maximale Netzteil-Länge von 16cm an, wozu der Großteil aller Geräte zählen sollte. Das Netzteil selbst liegt im Gehäuse auf kleinen Gummifüßchen, welche selbiges zusätzlich auch noch vom eigentlichen Gehäuse entkoppeln. Im Boden des Prodigy sind recht große Lufteinlässe vorbereitet, so dass der Netzteillüfter genügend Frischluft ansaugen kann. 

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 Das linke Seitenteil verfügt, wie bereits mehrmals angesprochen, über mehr als ausreichend Luftschlitze. Das rechte Seitenteil, also an dem die Front-Panel-Elemente untergebracht sind, hält einige nette Überraschungen bereit. Die Kabel sind z.B. alle schwarz ummantelt und lassen sich recht leicht im Gehäuse verlegen. Grund dafür ist, dass diese schlicht und ergreifend nicht so steif wie andere Kabel sind. Des Weiteren finden sich an dem Seitenteil auf der Innenseite zwei Einschübe für 2,5 Zoll Laufwerke, in unserem Beispiel einer SSD. Ein 1,8 Zoll Laufwerk kann ebenfalls noch verbaut werden. Alle Datenträger können fest verschraubt werden, so dass ein Herausfallen unmöglich wird. Schauen wir uns nun das System mit verbauten Komponenten einmal genauer an.

 

Hardware-Einbau und Praxis

Beim Einbau der Hardware kamen gewöhnliche Komponenten zum Einsatz, welche wir nachfolgend einmal in der Übersicht aufgelistet haben.

 

Intel Sockel 1155 - Testsystem 1
Prozessor:
Intel Core i5-3750K (Ivy Bridge - Retail)
Mainboard: ASRock H67M-ITX/HT
Kühlung: Alpenföhn Matterhorn Pure
HDD: Western Digital WD5003ABYX Enterprise
RAM:
2x2GB Corsair Vengeance 1600MHz
Netzteil: Corsair HX450
Grafikkarte:
Intel Onboard
Betriebssystem: Windows 7 x6

 

Jetzt stellt sich natürlich jeder die Frage warum an dieser Stelle keine High-End Konfiguration auftaucht, welche auch die Montage einer 31cm langen Grafikkarte darstellt. Das dies möglich ist, wurde inzwischen in unzähligen Berichten dargestellt, aber auch die stromsparende Konstellation, bei der die IGP der CPU verwendet wird, soll einmal dargelegt werden. Der verbaute Alpenföhn Matterhorn Pure (zum HW-journal Testbericht) ließ sich ohne jegliche Probleme im Gehäuse unterbringen. Das Netzteil, sofern dieses über ein modulares Kabelmanagement verfügt, lässt sich ebenfalls wunderbar im Bitfenix Prodigy verstauen. Bei einem fest installierten Kabelstrang dürfte sich diese Unterfangen dann schon schwieriger gestalten.

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Auf Grund der vielen Möglichkeiten Lüfter in diversen Größen im Gehäuse unterzubringen, dürfte es dem System nie an Frischluft mangeln. In der Front kann Zum Beispiel sogar ein Bitfenix Spectre 230mm Platz finden. Jetzt wurde das Prodigy mehrfach gelobt, zeigt dieses Gehäuse denn auch wirklich Schwächen?

 

Praxisbeurteilung:

Selbstverständlich vereint das Bitfenix Prodigy all das was vorher kaum zu realisieren schien. Aber nicht alles ist Gold was glänzt. So sind die großen Gummibügel zwar über jede Erschütterung erhaben, lassen das gesamte Gehäuse aber dazu neigen, sich in einen Wackelpudding zu verwandeln. Eine Demontage derer ist durchaus denkbar um die Maße des Korpus zu schmälern. Leider ist dies mit optischen Einbußen verbunden und es hinter bleiben unschöne Auskerbungen. Die Verarbeitung soll laut diversen Internet-Quellen nicht immer die beste gewesen sein. Wir konnten diesbezüglich keinerlei Schwachstellen ermitteln. Es muss jedoch jedem klar sein, dass es bei einem Gehäuse mit diesen Features und einem Kaufpreis von gerade einmal 69 EUR keine Perfektion geben kann. Auch entsprechen die Ausmaße des Gehäuse nicht wirklich dem, was sich der User unter einem Mini-ITX Gehäuse vorstellt. Das Bitfenix Prodigy neigt eher zu einem µATX-Gehäuse. Wer über diesen Aspekt hinwegsehen kann wird umso zufriedener sein!

Durch den entfernbaren Festplattenkäfig kann das Gehäuse zu einem Unterschlupf für High-End Grafikkarten mutieren - dies können nicht viele ITX-Gehäuse von sich behaupten. Knapp zugehen kann es durchaus bei dem einen oder anderen Netzteil, welches über kein Kabelmanagement verfügt. Die vorhandene "Masse" an Kabeln muss dann überlegt und clever untergebracht werden. Für alle anderen Modelle dieser Gattung sollte es zu keinen Problemen kommen, da diese schlicht und ergreifend wegelassen werden können. Alles in allem überwiegt aber der positive Eindruck, der durch ein paar Kleinigkeiten nicht wirklich geschmälert werden kann. Kommen wir abschließend nun zum Fazit.

 

 


Fazit

Das Bitfenix Prodigy wurde als der Heilsbringer im ITX-Segment angekündigt. Vieles wurde eingehalten und sicher nicht zu viel versprochen. Zwar handelt es ich hierbei um kein perfektes Gehäuse, jedoch aber auch um etwas Besonderes, was so in der Form noch nicht auf der Bildfläche erschienen ist. Durch die besondere Formgebung und die sehr ausgeklügelten Features prescht das Gehäuse in eine Lücke, die bislang vorher noch gar nicht existierte und seit kurzem eifrig kopiert wird. Das große Platzangebot im Innenraum prädestiniert das Gehäuse geradezu zu einem High-End System im Mini Format. Wer dies umsetzen möchte, hat mit diesem Gehäuse die ideale Grundlage.

Kleine Details machen am Ende schließlich den Unterschied zwischen "versucht" und "geschafft" aus. Allein die Möglichkeit im Prodigy vier Lüfter (von 120mm - 230mm) verbauen zu können, bietet dem Anwender eine Fülle an Vielfalt. Die Verarbeitung bewegt sich dem Preis entsprechend, auf einem soliden Niveau, ohne dabei wirklich herauszuragen. Insgesamt ist das Bitfenix eine günstige Möglichkeit in den ITX Sektor einzusteigen, ohne dabei wirklich auf Leistung verzichten zu müssen. Entsprechende Komponenten, z.B. in Form von Mainboards, gibt es inzwischen ja schon in Hülle und Fülle. So können wir das Gehäuse mit unserem Gold-Award prämieren.

 

 

 einleitung

 

Pro

+ groüzügige Entkopplung in Form von großen Gummigriffen
+ großes Platzangebot (z.B. für Grafikkarten)

+ vielfältige Lüftungsmöglichkeiten
+ individuell gestaltbarer Innenraum


Contra
- durch große Gummifüße leicht instabil
- etwas groß für ein "reines" ITX-Gehäuse

 

 

   

 Das Bitfenix Prodigy kann durch o.g. Punkte positiv den Test abschließen und wird entsprechend auch mit dem Hardware-Journal Gold Award prämiert. Anregungen, Kritik oder einfaches Feedback, kann gern im Forum geäußert werden.

 

 

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