Praxis- und Bildcheck
Die Installation der Elgato Facecam ist erwartungsgemäß einfach und so muss neben einem stimmigen Plätzchen, nur ein freier USB-Anschluss für die Kommunikation bemüht werden. Dann noch eben die Camera Hub Software von der Website downloaden und installieren, schon kann die Webcam ihren Betrieb aufnehmen.
Dank des beweglichen Fußes hat die Kamera auf meinem LG 49WL95C schnell Platz genommen und der, nennen wir es "Klemmmechanismus", sorgt für einen sicheren Halt. Praktisch ist auch die neigbare Achse, womit die Kamera optimal auf den Platz ausgerichtet werden kann. Wer die Kamera eher auf einem Stativ oder Elgato Multi Mount nutzen möchte, dem steht ein 1/4 Zoll Gewinde zur Verfügung. Dafür muss nur der vormontiere Fuß abgeschraubt werden.
Software - Elgato Camera Hub
Interessant wird es, wenn man die Camera Hub Software von Elgato öffnet. Erst hiermit offenbart die Kamera ihre Möglichkeiten und bietet viele Einstellungsparameter. Das Ganze ist übersichtlich gelöst wie man es von Elgato kennt und bspw. auch in ein Stream Deck Mini integrierbar.
Da die Facecam über keinen Fokusstellmotor verfügt, ist der Schärfebereich fest vorgegeben und bewegt sich zwischen 30-120cm Abstand zum Sensor. In der Praxis sind aber auch 25 Zentimeter Abstand noch gut nutzbar und ansprechend scharf dargestellt. Auch die Blende ist mit 2.4 vorgegeben, nicht verstellbar aber zusammen mit dem Weitwinkelobjektiv und seinen 24mm bzw. 82° Sichtfeld, wird größtenteils der gesamte Bildbereich scharf abgebildet. Ein guter Kompromiss aus Lichtstärke und Blickwinkel.
Die Software CameraHub ist natürlich auch mit den hauseigenen Stream Decks kompatibel. In Zukunft sollen auch weitere Plug-Ins für die Stream Deck Software folgen, sodass z. B. Zoom-Spielereien während der Live-Übertragung per Knopfdruck ausführbar sind.
denkbare Konfiguration - zwei Elgato Key Light, ein Stream Deck Mini und die Facecam (Hintergrund der Greenscreen)
Viele Möglichkeiten sind denkbar und hier zeigt das Elgato Streaming-Universum klar ihre Stärke, in dem es die eigenen Produkte praktisch miteinander verbindet und in einer übersichtlichen Software arrangiert. Zusammen mit einem z.b. Elgato Greenscreen, Key Lights und dem Stream Deck Mini kann man eine auf Knopfdruck gehorchende Streaming-Hardware-Umgebung sich so spielend einfach einrichten.
Iso-Performance
Mit dem rückseitig belichteten CMOS-Sensor Starvis von Sony und der lichtstarken Optik, soll auch unter schlechten Lichtverhältnissen eine gute Bildqualität möglich sein. Wie man es von CMOS-Sensoren kennt, bringen sie ein höheres Grundrauschen mit, im Gegensatz zu CCD-Sensoren. Dafür bieten sie aber meist eine bessere ISO-Performance bei höheren Werten.
Das spiegelt sich auch im Verhalten der Elgato Facecam wieder. Selbst bei hohen Iso-Werten wird das Bild zwar körnig, aber Details und Schärfe sind immer noch akzeptabel. Sicherlich wird man die Kamera nicht bei Iso 6400 betreiben, aber es zeigt die Leistungsfähigkeit des Sensors. Aus der Sicht eines DSLR-Besitzers sicherlich kein unbedingt positives Ergebnis, aber im Bereich einer Webcam durchaus. 80 Prozent der Nutzer werden sowieso ein oder zwei zusätzliche Lichtquellen nutzen, aber am Tag ist das für ein gutes Bild nicht zwingend nötig.
Zoom-Funktion / Weitwinkel
Wie schon angesprochen ist die Brennweite auf 24mm limitiert, aber in der Software ist neben den üblichen Kameraeinstellungen wie Farbtemperatur, Iso-Einstellungen etc. auch ein Zoom-Modus vorhanden. Dieser vergrößert den Bildausschnitt auf das Vierfache, digital versteht sich - was somit ein nettes Feature ist, aber zu lasten der Bildqualität geht.
In meinen Augen hat Elgato ein wenig viel Weitwinkel gewählt, gerade im Streaming-Segment spielt sich ja meist alles in der Mitte ab und ein Objektiv mit 40-50mm hätte es auch getan bzw. der Bildausschnitt hätte mir besser gefallen. Oder eben vielleicht ein 2x optischer Zoom, aber das ist nur meine Meinung und ich bin kein Streamer... Die integrierte digitale Zoom-Funktion ist ja auch nutzbar, bis zur zweifachen Vergrößerung auch ohne wirkliche Qualitätseinbußen. Artefakte sieht man erst bei voller vierfachen Vergrößerung.
Vergleich Notebook-Webcam und Elgato Facecam
Aber nicht nur das Streamen ist ein wichtiger Aspekt einer Webcam, auch Meetings über Zoom, Skype etc. sind denkbar. In den letzten Monaten wurden so einige Web-Meetings über die in meinem Lenovo T490s eingebaute Webcam abgehalten (...) Diese löst gerade mal mit 720p auf, sicherlich in meinem Alter die bessere Wahl, wer will schon jede Falte und Augenrändern dem Gegenüber präsentieren, aber unscharf und wenig lichtstark bleibt sie auch bei "schärferen" Objekten vor der Linse.
Wie man auf den beiden Vergleichsbildern klar erkennen kann, die übrigens bei eher schlechten Lichtverhältnissen aufgenommen wurden, löst die Elgato Facecam besser auf, ist auch bei der Farbgebung näher am Original und der Pixelbrei der eingebauten Webcam ist Geschichte.
Elgato Facecam in OBS
Im richtigen Einsatzgebiet, wie hier in OBS, fühlt sich die Facecam aber sauwohl. Nicht jeder möchte eine teure DSLR oder spiegellose Kamera für das Streaming einsetzen, meist sind die Kameras in dem Bereich eh völliger Overkill, da Gesichter in Spielen meist nur klein am Rand eingeblendet werden. Zusammen mit dem Elgato Greenscreen (zum Testbericht), der OBS-Software und dem Chroma-Key-Filter, kann man sich per Knopfdruck transparent in jede erdenklich Oberfläche einfügen.
Funktioniert in der Praxis einwandfrei, ist kinderleicht umzusetzen und man muss nicht unbedingt sehr teures Equipment dafür einsetzen. Der Elgato Greenscreen und die Facecam sind für den Einstieg ein perfektes Gespann. Zusammen mit einem Stream Deck und den Key Lights, jeweils von Elgato, werden auch hohe Ansprüche gut bedient. Kommen wir abschließend zum Fazit.