Mit den Soundcore Frames möchten wir uns heute mal etwas Ungewöhnliches anschauen. Denn dabei es handelt sich um eine Brille bzw. dessen Gestell welches neben auswechselbaren Frontstücken auch eine integrierte Audiolösung zum Musikhören bzw. Telefonieren mitbringt. Wie sich die Frames aus dem Hause Soundcore geschlagen haben, klären die folgenden Seiten.
Auf die Frames von Soundcore war ich als Redakteur schon sehr gespannt. Denn eine Brille zum Telefonieren und Musik hören, welche sich auch noch an die Gegebenheiten mittels austauschbarem Brillenrahmen schnell anpassen lässt, hat man nicht alle Tage. Die Idee dahinter ist zwar simpel und gleichzeitig genial. So soll das Accessoire Brille gleichzeitig als Kopfhörer bzw. als Freisprechfunktion fungieren, ohne dafür einen extra Kopfhörer nutzen zu müssen. Dafür wurde in den Brillenbügeln je zwei Lautsprecher integriert, die jeweils vor und hinter dem Ohr positioniert sind bzw. in Richtung Ohrmuschel abstrahlen. Dazu gesellen sich noch Mikrofone, welche das Telefonieren zusätzlich ermöglichen sollen. Ich bin gespannt, wie das in der Praxis aussieht, aber erstmal schaue ich mir die Frames genauer an.
Wie man auf den Fotos erkennen kann, gibt es die Soundcore Frames als "Einsteigerkit" und für weitere Anlässe oder Nutzungen zusätzlich erwerbbare Brillengestelle. Im Kit enthalten sind neben einem Brillengestell die passenden Bügel, ein Ladegerät und eine kleine Tasche welche ein zusätzliches Gestell schützen soll.
Ich hatte jetzt als Kit die Soundcore Frames Tour, wo das Brillengestell aus Edelstahl gefertigt ist und als Sonnenbrille agiert, denn die eingesetzten, polarisierten Gläser filtern laut Hersteller zu 99% UVA/UVB Strahlen und sind kratz- wie auch bruchfest. Damit kann man starten - für weitere Einsatzgebiete lassen sich einfach Frontgestelle dann einzeln nachkaufen. So lässt sich eine Sammlung an verschiedenen Brillen aufbauen, die für jeden Einsatz gerüstet ist und trotzdem nicht ihre Funktionalität verliert. Aktuell bietet Soundcore keine Korrekturgläser an für verschiedene Sehstärken. Aber Modelle wie "Promenade" mit ihren klaren Gläsern kann man zum Optiker seines Vertrauens bringen, die Gläser entfernen und sich Brillengläser mit Sehstärke anfertigen lassen.
Die Verarbeitung der Fassungen und des Bügels würde ich für gut bewerten. Die Gläser sitzen sicher in ihrer Fassung, bei den einzelnen Gestellen ist überall auf eine hohe Materialgüte geachtet worden und auch die Bügel selbst wirken stabil, obwohl sie nur aus Kunststoff sind. Die hochglänzende Oberfläche der Bügel und das dominante Logo an den Seiten empfinde ich als störend, denn die doch recht klobigen Bügel rücken so noch mehr in den Vordergrund. Ein dezentes mattschwarz oder so ähnlich, wäre hier angebrachter gewesen.
Wie schon einleitend erwähnt, lassen sich die Bügel abnehmen und an ein anderes Brillengestell aus der Soundcore Frames Reihe montieren. Stabile Metallverbindungen sorgen hier für einen zuverlässigen Halt und unterstreichen die Langlebigkeit. Dafür ist aber einiges an Kraft von Nöten und man muss aufpassen, diese nicht durch zu starken Druck zu verbiegen oder zu beschädigen.
Interessant ist die mitgelieferte "Tasche". Diese hat keinen wirklichen Nutzen, denn sie ist zu klein und wenn man nur ein Gestell einlegt, hat der eingesetzte Magnet nicht mehr genügend Kraft um den Deckel geschlossen zu halten. Die komplette Brille passt da nicht mal ansatzweise rein. Aber genug zum theoretischen Part, schauen wir uns die Frames mal in der Praxis an.
Praxistest
Die Inbetriebnahme der Soundcore Frames ist kinderleicht. Gewähltes Brillengestell mit den Ohrbügeln verbinden, die Kopfhörer z. B. mit dem Smartphone via Bluetooth verbinden und schon kann es losgehen. Praktischerweise verfügen die Frames über eine Trageerkennung, sodass sie sich automatisch einschalten, sobald man die Brille anzieht bzw. abschaltet wenn man sie ablegt.
Bei der Akkulaufzeit gibt Soundcore fünfeinhalb Stunden an, bei 60% Lautstärke. Diese Angabe würde ich so unterschreiben, ich bin einen ganzen Arbeitstag von knapp achteinhalb Stunden von den Kopfhörern beschallt worden, bei um die 30% Lautstärke. Leider ist das Ladegerät speziell für die Frames konzipiert, was bei einem Defekt unweigerlich zur Nutzungspause führt, bis der hoffentlich kulante Kundensupport von Soundcore Ersatz liefert. Einen handelsüblichen USB-C-Anschluss am Ende der Bügel oder abgedeckt mittig, wäre hier wohl die sinnigere Lösung gewesen.
Beim Thema Lautstärke liegt für mich auch schon der Knackpunkt dieser Audiolösung. Im Home-Office und geringen Umgebungsgeräuschen kann die Lautstärke so weit runtergefahren werden, das man selbst die Musik oder den Telefonpartner noch gut versteht ohne damit sein Umfeld zu nerven. Bewegt man sich aber außerhalb der eigenen vier Wände und Umgebungsgeräusche kommen hinzu, wird es schwierig. Denn dann muss die Lautstärke deutlich angepasst werden, um überhaupt etwas zu verstehen, aber das nehmen dann auch Menschen im näheren Umfeld wahr. Also in der Bahn wird der direkte Sitznachbar oder die Person gegenüber das nicht lange mitmachen, wenn keine Empathie für die gehörte Musik besteht. Auch das private Telefongespräche möchte man ja auch nicht unbedingt mit jedem teilen. Ist man alleine beim Wandern unterwegs oder geht spazieren am Strand, stört es natürlich niemanden. Hier bietet sich dann auch wieder der Vorteil, dass man eine Hintergrundbeschallung hat, aber z. B. gleichzeitig das Meeresrauschen am Wasser oder die Vögel im Wald wahrnimmt. Somit isoliert man sich nicht akustisch, wie es bei vielen Kopfhörern der Fall ist, sondern kombiniert Umgebung mit Musikuntermalung oder einen interessanten Podcast.


















Klanglich sollte man jetzt nicht allzu viel erwarten. Aufgrund der Bauweise ist ein Tiefton nicht vorhanden, es steht ja auch kein Volumen zur Verfügung und durch die offene Beschallung verpufft der restliche Bass fast gänzlich. Das ist aber gar nicht so störend, denn die integrierten Lautsprecher lösen Audiosignale sehr detailliert auf und Gesprochenes wie Gesungenes sind klar verständlich. Für eine Hintergrundbeschallung für meine Ohren sehr gut umgesetzt.
Für klangliche Anpassungen kann die gut umgesetzte App von Soundcore genutzt werden, welche neben vordefinierten Klangprofilen, auch einen selbst definierbaren Equalizer mitbringt. Klanglich interessant habe ich die "Open Surround" Funktion empfunden, welche das Klangbild etwas breiter staffelt, sodass ein leichter Effekt der "klanglichen Einhüllung" entsteht. Hat mir persönlich gut gefallen. Natürlich können auch die Bedienelemente konfiguriert werden, welche an der Seite der Bügel durch Berührung, ähnlich wie bei aktuellen Kopfhörermodellen, agieren. Durch Wischen und Tippen stehen verschiedene Funktionen zur Auswahl, die zur Steuerung der Musik oder Lautstärken genutzt werden können. Viel mehr kann ich auch gar nicht zu den Frames sagen und komme somit zum Fazit.
Fazit
Für wen sind die Soundcore Frames jetzt etwas? Diese Frage ist auch nach meinem Test nicht zu 100% zu beantworten. Wer in ruhigen Umgebungen allein oft unterwegs ist, sei es im Home-Office oder geht gerne Spazieren geht und dabei das Lieblingsalbum oder Podcast hören möchte, ohne dabei die Umgebung aus den "Ohren" zu verlieren, der könnte mit den Soundcore Frames seinen Spaß haben. Die akustischen Inszenierung ist dabei etwas schwach auf der Brust, wenn man dies auf den Bassbereich reduziert. Ich könnte mir die Frames mit passenden Gläsern in der richtigen Sehstärke abends vor dem TV auch gut vorstellen, für Menschen die Probleme mit ihren Ohren haben.
Ist man draußen unterwegs wie zum Beispiel in der Bahn oder beim Einkaufen, dürfte es schwierig werden, dass die Mitmenschen den eigenen Musikgeschmack akzeptieren. Denn sobald es lauter wird, muss auch die Lautstärke dementsprechend angepasst werden und dann sind die abgegebenen Audiosignale, egal in welcher Form, in unmittelbarer Nähe wahrzunehmen. Rein subjektiv finde ich die Idee Klasse, aber die Umsetzung ist noch nicht ganz perfekt. Die Brillenbügel sind mir zu groß bzw. die glänzende Oberfläche und das große Logo lassen sie recht dominant wirken. Die Soundkulisse ist für die Umgebung schnell störend und klingt auch nicht so, dass Musik wirklich Spaß machen kann. Als Hintergrundbeschallung oder wer viel telefoniert im Home-Office, kann das eventuell praktisch sein, aber wer setzt eine Brille auf um damit zu telefonieren oder Musik zu konsumieren? Da gibt es smartere Lösungen einer Freisprecheinrichtung oder eben einfach ein Radio. Mit der entsprechenden Sehstärke dagegen kann das für den einen oder anderen sicherlich ein nützliches Gadget sein, aber dafür müsste man neben der Investition der Soundcore Frames auch noch passende Gläser beim Optiker machen lassen. Eine klare Kaufempfehlung lässt sich daraus nicht formulieren.
Das Soundcore Frames Set ist mit einer UVP von 179,- Euro auch nicht ganz billig, jeder weitere Brillenrahmen kostet dann nochmal 49,99 Euro. Wer mit den "Einschränkungen" leben kann, der sollte zugreifen. Viele Alternativen gibt es hier nicht, bis auf die Bose Frames, die aber auch gleich ein Stückchen teurer. Erwerben kann man die Soundframes sowie Zusätzgläser u.a. bei Amazon.
Soundcore Frames
- gute Verarbeitungsqualität
- viele Brillemodelle stehen zur Auswahl
- stabile Steckverbindung / Langlebigkeit
- ausdauernder Akku / schnell geladen
- ausreichende Klangqualität Podcasts/Hörbuch/Telefon
- gute Auflösung / räumliche Wirkung bei Musik
- gute Steuerung / gute App
- in ruhiger Umgebung gute Sprachverständlichkeit
- Möglichkeit beim Optiker Gläser anzufertigen
- Bügel recht klobig / nicht wirklich modisch
- mitgelieferte Tasche unsinnig
- Steckverbindung braucht viel Kraft
- spezielles Ladegerät unpraktisch
- ab 30-35% Lautstärke auch für Mitmenschen hörbar
- Musikwiedergabe nicht überzeugend
- bei lauter Umgebung leidet die Sprachverständlichkeit
- hochpreisig