GPMI: neuer Standard für Daten, Video und Stromversorgung

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Geschrieben von Sven Brückner
Veröffentlicht: 14. April 2025
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Mit dem General Purpose Media Interface (GPMI) präsentiert sich ein neuer Schnittstellenstandard aus China, der das Potenzial hat, die bisherige Trennung von Daten-, Video- und Stromkabeln weitgehend überflüssig zu machen. Die Entwicklung, an der über 50 Unternehmen beteiligt sind, darunter namhafte Elektronikhersteller, zielt auf eine umfassende Vereinheitlichung von Verbindungstechnologien im Heimbereich, in der Automobilindustrie und darüber hinaus ab.

 

 

Das Herzstück von GPMI ist seine Fähigkeit, hohe Datenübertragungsraten und Energieversorgung über ein einziges Kabel zu realisieren – ein Konzept, das bestehende Schnittstellen wie USB, HDMI oder DisplayPort funktional zusammenführt und in mehreren Bereichen übertrifft. Die Type-C-Variante des Standards verwendet einen Anschluss, der mechanisch mit USB-C kompatibel ist, und bietet eine Übertragungsrate von bis zu 96 Gbit/s sowie eine Stromversorgung von bis zu 240 Watt. Zum Vergleich: USB4 erreicht 80 Gbit/s, HDMI 2.1 liegt bei 48 Gbit/s. Noch leistungsstärker ist die Type-B-Ausführung, die mit einem eigenen Stecksystem arbeitet und 192 Gbit/s Datenrate sowie bis zu 480 Watt Ladeleistung bereitstellt.

GPMI 01

Bildquelle: HKEPC

GPMI arbeitet mit acht Kanälen zu je 24 Gbit/s, die dynamisch zwischen Up- und Downstream aufgeteilt werden können. Diese Flexibilität erlaubt nicht nur maximale Bandbreite für einseitige Übertragungen, sondern unterstützt auch interaktive Szenarien mit Rückkanal, etwa bei Touchdisplays, Sensorik oder Kamerasignalen. Die grundsätzliche Idee hinter GPMI ist klar: ein Kabel für alles. Statt je nach Anwendungsfall auf unterschiedliche Schnittstellen und Kabeltypen zurückgreifen zu müssen, soll ein GPMI-Kabel gleichzeitig:

 

  • hochauflösende Videosignale übertragen,
  • Datenkommunikation ermöglichen,
  • Netzwerkverbindungen abdecken,
  • und angeschlossene Geräte mit Strom versorgen.

 

Durch diese Konsolidierung von Funktionen könnten sich nicht nur Installationen im Heimkino- oder Arbeitsbereich vereinfachen, sondern auch neue Designs im Industrie- oder Fahrzeuginnenraum ermöglichen, in denen Platz und Anschlussvielfalt begrenzt sind. Laut den beteiligten Unternehmen ist ein phasenweiser Rollout geplant. Zunächst soll GPMI in der Unterhaltungselektronik zum Einsatz kommen – insbesondere bei Displays, Set-Top-Boxen, Streaming-Geräten und All-in-One-Systemen. In späteren Schritten ist die Ausweitung auf Automotive-Anwendungen vorgesehen, wo hohe Datenraten und verlässliche Stromversorgung gleichermaßen gefragt sind. Auch industrielle Anwendungen mit hohem Integrationsbedarf sind langfristig im Fokus.

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Ob GPMI sich jedoch über die chinesischen Märkte hinaus etablieren kann, bleibt abzuwarten. Zum einen existieren mit USB4, Thunderbolt 4 oder DisplayPort 2.1 bereits weit verbreitete internationale Standards, die in vielen Geräteklassen fest verankert sind. Zum anderen könnten regulatorische und sicherheitstechnische Aspekte speziell im westlichen Markt eine Rolle spielen.

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Technisch betrachtet markiert GPMI einen bemerkenswerten Schritt in Richtung einer universellen Schnittstelle, die sowohl durch hohe Leistungsdaten als auch durch praktische Anwendbarkeit überzeugt. Besonders interessant ist die konsequente bidirektionale Auslegung der Datenkanäle, die flexiblere Nutzungsszenarien erlaubt als viele aktuelle Standards.

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Ob GPMI tatsächlich zur breiten Ablösung etablierter Schnittstellen führt oder eher als nationaler Technologiestandard mit Spezialisierungspotenzial fungiert, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Fest steht jedoch: Mit GPMI unterstreicht die chinesische Elektronikindustrie erneut ihren Anspruch, nicht nur bei der Hardwareproduktion, sondern auch bei der Definition zukünftiger Technologien eine führende Rolle einzunehmen und dabei eigene Wege zu gehen. GPMI könnte langfristig zu einer echten Alternative im Bereich der digitalen Signal- und Energieübertragung werden – vorausgesetzt, es gelingt den Entwicklern, sowohl die technische Kompatibilität als auch die internationale Akzeptanz in einem zunehmend standardisierten Markt zu sichern.

 

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