Zwar hat AMD noch keinen offiziellen Termin bekanntgegeben, doch ist es schon längst klar, dass die Trinity APU für den Desktop Bereich vor der Tür steht. Doch aber was machen wenn man aktuell auf eine verfügbare APU setzen möchte, die auch etwas mehr Leistung bieten kann? Wir haben uns aus diesem Grund noch einmal die Llano Plattform bzw. ein entsprechendes Mainboard dazu angesehen. Biostar kommt mit dem preisgünstigen A75MH Ableger daher und will damit auf Kundenfang gehen. Viel Spaß beim Lesen des nachfolgenden Testberichts.
Wir bedanken uns bei Biostar für die Bereitstellung des Musters und die gute Zusammenarbeit.
Lieferumfang
Wie es für eine Sparausführung eines Produktes auch üblich ist, sind die Beigaben zum Mainboard recht rar. Neben dem Mainboard liegen lediglich zwei gelbe SATA-Kabel, ein Klett-Kabelbinder, ein SATA-4-Pol Stromadapter sowie Treiber-CD und das Handbuch. Die Backpanel Blende versteht sich an dieser Stelle von selbst.
Technische Daten *klicken zum Anzeigen*
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Mainboard im Detail
Biostar hat inzwischen die schwarz-rote Farbgebung als das eigene Wiedererkennungsmerkmal deklariert, welche sonst nur ASUS für das eigene R.O.G. Label verwendet. Das bissige Rot in der Kombination mit weiß war schon lange nicht mehr am Markt der Mainboards aufzuspüren. Auffällig auch das schlichte Kühlkonzept der Platine. Lediglich ein einfacher Kühler auf dem Chipsatz wird benötigt. Die Spannungsversorgung, also die MOSFETs, kommen ohne jeden Kühlkörper aus.
Des Weiteren wurden auf der Platine ein vollwertiger PCIe x16 ein elektrischer PCIe x16, ein PCI und eine PCI-x1 Slot verbaut. Für die audiophile Unterstützung wurde ein ALC892 Chip von Realtek auf die Platine gelötet. Auf der linken unteren Ecke wurden ein Start- und Resetbutton sowie vier SATAII und zwei SATAIII Anschlüsse angebracht. Selbst an ein POST-Code Diagnosefeld wurde gedacht.
Interessanter werden da schon die Impressionen wenn es Richtung CPU Sockel geht. Die einfach gehaltene Kühlerstruktur bietet dafür optisch einen schicken Kontrast zum Rest des Layouts. Leider ist die Ausstattung am Backpanel nicht ganz so umfangreich, wie sie bei Konkurrenzprodukten der Fall ist. Lediglich zwei USB 2.0 und zwei USB 3.0 Anschlüsse. Hinzu gekommen ist ein PS2- sowie ein RJ45-Port. Monitore oder TV-Geräte können via HDMI, DVI- oder VGA-Port angeschlossen werden. Der Ton kann neben dem HDMI Signal, auch mittels einfacher Klinkenanschlüsse an die Audiogeräte ausgegeben werden.
Auf der Rückseite des Mainboards ein gewohnter Anblick. Der mit dem Mainboard verschraubte Sockel wird von einer weiteren Backplate gehalten und verstärkt. Etwaige Spannungsversorgung wurde nicht auf der Rückseite verlötet.
Lynx Chipsatz im Detail
Der FM1 (Lynx) Chipsatz wird auch immer mit dem Codenamen der CPU (Llano) gleichgestellt oder in Verbindung gebracht. Das dies nicht ganz korrekt ist, erscheint schon fast logisch. Es wurde eine Southbridge - in unserem Falle mit dem Codenamen "ALC890“ - implementiert, der FCH übernimmt hier die Aufgabe einer Southbridge inkl. SATA 3.0 Support, welche nativ bis zu 6 GB/s Daten "transportieren" kann.
Die APU stellt 1x16 PCIe Lanes bereit, so dass eine zusätzliche Grafikkarte mit 16 Lanes betrieben werden kann. Selbstverständlich kann auch die gewohnte Sockel AM2+ oder AM3 Halterung für die CPU-Kühler verwendet werden. Der Prozessor hat an seiner Unterseite 905 Pins, was den aktuellen Stand bei AMD Prozessoren entspricht. Außerdem kann der A75 dem A55 gegenüber mit mehreren Laufwerken an nur einem Kanal betrieben werden, dieses nennt sich FIS-Based Switching.
Im Desktopbereich stehen gleich zwei verschiedene Chipsätze zur Verfügung: einmal der A75 und der A55 Chipsatz (Unterschied, siehe Tabelle) ausser USB 3.0 (nur beim A75) bieten beide SATA 6GB/s an, außerdem verfügt die Grafikeinheit über VGA, DVI, HDMI und einem Displayport 1.1a. Bei Verwendung einer zusätzlichen PCI-Express Radeon Grafikkarte kann der Radeon Dual Graphics Modus genutzt werden um die Performance nochmals zu erhöhen. Ein entsprechend vom Hersteller deklariertes Modell aber vorausgesetzt.
Das Bios
Selbstverständlich muss sich das Biostar A75MH auch einen Blick in das Bios gefallen lassen. Natürlich war man im Vorfeld gespannt, was dieses an Einstellungsmöglichkeiten bereitstellt. Die Platine kann zwar mit einem uEFI Bios aufwarten, jedoch ist dies nicht grafisch „aufgepeppt“, so wie es u.a. bei den anderen hauseigenen Platinen oder bei denen der Konkurrenz der Fall ist. Der erste Blick verrät viel: leider setzt sich auch beim FM1 Ableger die bisher schon vom TZ77XE4 bekannte, etwas unstrukturierte Menüführung fort. Ein separates Overclocking-Menü und als solches deklariertes fehlt ganz bzw. ist in einem weiteren versteckt. Lediglich der Registerkartenreiter „Performance“ deutet deren Bedeutung und Funktion an.
Im „Main“ werden grundlegende Informationen wie z.B. das Datum, die Uhrzeit und Modellbezeichnungen aufgelistet. In der Registerkarte „Advanced“ können die Einstellungen vorgenommen werden, die die Systemstartoptionen betreffen. Dazu zählen u.a. die SATA-Komponenten, CPU-Funktionen und der Hardwaremonitor. Dieser gibt Aufschluss über alle im System befindlichen Komponenten und wie es um deren Temperatur bestellt ist. Des Weiteren können dort intern die am Mainboard angeschlossenen Lüfter reguliert werden. Unter "Boot" kann man die Bootgerätepriorität der verfügbaren Geräte bestimmen. Die AHCI Konfiguration sowie USB-Konfiguration sind dort auch zu finden. Eine Passwortvergabe ist - wie bei fast jedem aktuellen Mainboard - auch hier ohne weiteres möglich.
Im angesprochenen Reiter „Performance“ finden sich die Overclocking-Einstellungen des Mainboards, welche nochmals unter „Custom P-State Configuration“ unterteil ist und aktiviert werden muss. Es lassen sich lediglich der Multiplikator des Prozessors, die anliegende Betriebsspannung und der Multiplikator-Teiler ändern. Ansonsten findet sich lediglich magere „Einstellungskost“ in den restlichen Settings. DRAM Spannung sowie Timings und die Chipsatz-Spannung können angepasst werden. Aber
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Praxistest
Zum Einsatz kam unsere Testplattform, welches in Form eines offenen Aufbaus realisiert und durch die entsprechenden FM1-Komponenten ergänzt wurde. Vor jedem Test wird das Betriebssystem frisch installiert, so dass es bei den Benchmarks sowie Temperaturwerten zu keinen Ergebnisverfälschungen kommen kann. Die Leistung eines CPU-Kühlers kann durch mehrere Umstände positiv oder negativ beeinflusst werden. Dazu zählt unter anderem auch ein Luftstrom, der durch zusätzliche Lüfter in einem Gehäuse erzeugt wird. Da aber jedes Gehäuse anders ist, bietet diese keine nennbare Vergleichsreferenz. Hinzukommen auch noch die Anordnung der einzelnen Kühlkomponenten und der angesprochene Luftstrom-Netzteil- und Gehäuselüfter. Letztere genannte Aspekte spielen in diesem Test jedoch keine Rolle, sondern sind eher auf die Kühlersparte übertragbar.
Wichtig an dieser Stelle: Alle AM3(+) Kühler können auch auf FM1 Platinen verbaut werden, da der FM1 die gleichen Lochmaße besitzt. Nachfolgende Komponenten wurden für den Testaufbau verwendet. Das Mainboard wurde auf die aktuellste Bios-Version 07/08/2011 vom 08.07.2011 geflasht und damit getestet. Mit dem verwendeten AMD Llano A8-3850, wurde der maximal bootfähige Bus-Takt des Mainboards ermittelt.
AMD A75 Llano Testsystem | ||
Prozessor: | AMD A8-3850K (Llano - Retail) | |
Mainboard: | Biostar TA75MH | |
Kühlung: | Prolimatech Megahalems + 2x Noctua NF-P12PWM | |
HDD: | Western Digital WD5003ABYX Enterprise | |
SSD: | Kingston HyperX SSD - 240GB | |
RAM: | 2x4GB Kingston HyperX Genesis 1600MHz | |
Netzteil: | Seasonix X-560 | |
Grafikkarte: | Sapphire HD4870 | |
Betriebssystem: | Windows 7 x64 | |
Grafiktreiber: | CCC 12.4 |
Die CPU wurde mit einem Multiplikator von 29x, also 29 x 100MHz = 2900MHz, bei einer Spannung von 1,400V betrieben. Sofern die angelegte Spannung nicht zum stabilen Betrieb reichte, wurde an entsprechender Stelle nach gebessert. Die VCore hingegen blieb stets die Gleiche; dazu aber später bei den Benchmarks mehr. Der Arbeitsspeicher lief mit einem Takt von 1600MHz bei 8-8-8-24 1T und 1,66V. Als Grafikkarte wurde eine "angestaubte" X300 aus der ATi-Schmiede verbaut.
Montage des Kühlers
Als CPU-Kühler wurde ein Prolimatech Megehalems mit zwei Noctua NF-P12 PWM Lüfter verwendet. Die Montage selbst lief absolut problemlos auf dem Mainboard ab. Das benötigte AM3 bzw. FM1 Retentionmodul (für beide Sockel Kompatibel), muss separat nachgeordert werden und liegt dem Kühler nicht bei. Wie weiter oben in der Übersicht des Testsystem zu sehen, ist das komplett zusammengebaute System als sehr wuchtig und „vollgestopft“ zu betrachten. Prinzipiell gab es aber keinerlei Probleme bei der Montage sowie des späteren Betriebes.
Benchmarks
Futuremark 3DMark 11 - entry
Der aktuelle Benchmark Futuremark 3DMark Vantage benötigt DX10 und läuft nur unter Windows Vista und Windows 7. Dank der umfangreichen Tests werden Mehrkernprozessoren und Multi-GPU-Systeme unterstützt. Ob das Server Pack 2 bei Vista installiert ist oder nicht, macht in der Praxis keinen Unterschied. Der synthetische Benchmark beinhaltet zwei GPU-Tests sowie zwei CPU-Tests sowie "Physikberechnungen". Weitere Details zu diesem Programm gibt es bei Futuremark.
PCMark Vantage
Der Nachfolger des beliebten PCMark 2005, testet das System in insgesamt acht Disziplinen. Der Benchmark unterstützt ausschließlich Betriebssysteme ab Windows Vista. Insgesamt ein sehr nützliches Tool, um die Leistungsfähigkeit aller verbauten Komponenten auf die vorhandene Leistung zu kontrollieren.
Overclocking
Selbstverständlich wird eine APU nicht als das Overclocking-Objekt schlechthin in die Geschichte eingehen. Davon mal abgesehen, ist die Platine auch gar nicht dafür ausgelegt. Die bereits angesprochenen Mängel, dass der CPU Takt lediglich über den Multiplikator erhöht werden kann, grenzt das ganze Vorhaben sowieso schon im Vorfeld ein. Mehr als die erzielten 3800MHz wollten wir dem Board und der CPU nicht zumuten, da dieser Wert sehr teuer und mit einer VCore von 1,570V erkauft wurde.
AMD A8-3870 - QuadCore APU übertaktet
SuperPI 32m - 3800MHz bei 1,500V VCore
Leistungsaufnahme
Die ermittelten Werte beziehen sich auf das gesamte Testsystem. Wir haben dabei den Stock-Zustand, also so wie der Kunde die neuen Komponenten verbaut, getestet und die Verbrauchsdaten ermittelt. Die protokollierten Werte verstehen sich als Durschnittswert, der im 3DMark Vantage 1.0.1 ermittelt wurde. Die Werte wurden mit einem PSGI EG 1000 Strommessgerät direkt an der Steckdose abgelesen. Je nach Mainboard können diese Ergebnisse stark variieren, da jeder Hersteller andere Komponenten verbauen kann.
Fazit
Bis zum Release von AMDs nächster APU-Generation scheint es wohl noch ein paar Wochen zu dauern, traut man den Aussagen des Herstellers sowie deren Pressestellen. Für all diejenigen die aktuell einen günstigen PC mit einer flotten APU benötigen, stellt die Kombination aus AMD A8-3870 und dem Biostar A75MH eine sehr günstige Alternative dar. Der vierkernige Prozessor geht für 100 Euro und das Mainboard für knapp 60 Euro über die Ladentheke. Vergleichbare Konstellationen aus dem Hause Intel liegen zwar nur leicht über diesem Preisgefüge, bieten aber schlechtere Grafik-Leistung, schlagen den AMD Pedanten dann wieder in der Leistungsaufnahme. Schlussendlich war und bleibt AMDs Llano ein gewisser Zwiespalt, der nie wirklich den Anklang gefunden hat, den AMD sich damit erhofft hat. Bleibt also abzuwarten was Trinity mit sich bringen wird.
Pro
+ sehr günstige Alternative
+ digitale Videoausgänge
+ gutes Boardlayout
Contra
- beschnittenes und unstrukturiertes Bios
- sehr magerer Lieferumfang
Das Biostar A75MH selbst bietet wenig Spektakuläres, dafür die Kost, die für den heimischen HTPC benötigt wird. Am wichtigsten sind da wohl die digitalen Videoausgänge (HDMI, DVI) um auch HD-Material wiedergeben zu können. Fazit: eine günstige und solide Platine, ohne Hang zum Ausgefallenen. Zum Forumdiskussionsthread