Mit dem TZ68+ und den bereits beim Gehäuse Testsystem verwendeten TZ68K+ aus dem Hause Biostar, konnte der Hersteller bereits für etliches positives Aufsehen sorgen. Vor einigen Wochen konnten wir die Z77-Adaption in einem Preview vorstellen, nun folgt der ausführliche Testbericht zum selbigen Mainboard. Was konnten wir also nun leistungsmäßig erwarten und welche Neuerungen bringt der Z77-Chipsatz mit. All das wird im nachfolgenden Artikel geklärt.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Biostar für bereitgestellte Muster und das entgegengebrachte Vertrauen.
Lieferumfang
Wie gewohnt wird die Biostar-Platine im Pappkarton und relativ wenig Zubehör an den Kunden ausgeliefert. Dazu zählen eine Treiber-DVD, vier SATA-Kabel, die Bedienungsanleitung, eine Crossfire-Brücke, die Backpanelblende und das Mainboard selbst.
Technische Daten *klicken zum Anzeigen*
Chipset |
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CPU SUPPORT |
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EXPANSION SLOT |
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STORAGE |
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MULTI GRAPHICS |
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INTEGRATED VIDEO |
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CODEC |
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REAR I/O |
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DIMENSION |
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OS SUPPORT |
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ACCESSORIES |
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FEATURES |
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Impressionen
Im Vergleich zum Z68-Vorgänger hat der Hersteller das Layout bzw. das PCB in einigen Punkten deutlich überarbeitet. Zum einen setzt Biostar hier auf eine andere PCB-Beschichtung, die die Optik deutlich aufwertet. Auch kommen bei den Kühlkörpern andere Farbkombinationen, als bei den Z68-Ablegern zum Einsatz. Als sehr sinnvoll sind einige, auf der Platine verbauten Features anzusehen. Für interne Anschlusskomponenten stellt der Hersteller acht SATA Ports bereit. Zwei davon fungieren als SATAIII-Schnittstelle und kommen mit voller 6Gbit/s Bandbreite
daher.
Biostar stattet das Mainboard mit nützlichen Overclocking-Buttons aus, die grade in Punkto Funktionalität immens nützlich sind. Einer entsprechenden Aufgabenauslastung mal vorausgesetzt. Hinzu gesellt sich das bewährte debug-LCD. Nicht unweit weg davon, vermutlich etwas ungünstig gelegen, befindet sich der USB 3.0 Frontadapter. Direkt neben einem PCIe Slot ist die Wahl der Position wohl nicht so günstig ausgefallen. Bei Bedarf können mit dem TZ77XE4 drei Grafikkarten im SLI oder Crossfire Verbund befeuert werden. WeitereAnschlussmöglichkeiten können mittels der beiden PCI und einem PCIe x1 Slot realisiert werden.
Als weiteres Feature preist Biostar den hochwertigen, THX zertifizierten 8-Kanal Realtek Soundchip ALC898 an. Selbiger wird im Betrieb mit roter Beleuchtung in Szene gesetzt. Schön zu sehen, dass die Boardpartner neben VGA, DVI nun auch gleichzeitig auf HDMI-Ports setzten. Dieses Bild wird sich vermutlich auch bei den anderen Herstellern wiederzufinden sein.
Am Sockel wird die Spannungsversorgung von den recht wertigen Kühlkörpern verdeckt. Im Vergleich zur P67- und Z68-Ausführung, wird kein zweiter 8-Pol Stromanschluss für den Prozessor mehr verbaut. Die Positionierung dieses Anschlusses wurde durchaus günstig gewählt und bietet genügend Platz zum Anschluss des Kabels.
Der Z77-Chipsatz im Detail
Nach dem Release der Ausbaustufen des „Courgar Points“ im vergangenen Jahr (P67, Z68) schiebt Intel nun endlich die schon damals angekündigten Features nach und integriert diese mit im "Panther Point" Chipsatz. Wir beschränken unseren Blick der neuen 7er-Chipsatzfamilie auf die Desktopmodelle.
"Panther Point" (Z77) als Tec-Sheet
Erstmals findet sich in einem Mainboard Chipsatz eine native Unterstützung für USB 3.0 und PCI-Express 3.0 wieder. Bisher wurde dies über Zusatzchips von Fremdherstellern umgesetzt. Auf diese können die Board-Partner wohl künftig verzichten, denn der Z77-Chipsatz unterstützt ab Werk bereits vier USB 3.0 Ports. Schaut man sich Intels Datenblätter genauer an, stellt man fest, dass es für jeden Bereich wieder einen „speziellen“ Chipsatz geben wird und die angepriesenen Features nicht überall vollständig vorhanden sein werden. Frei nach dem Motto „you get what you pay for…“. Doch unser Blick soll in diesem Fall bei der ZZ-Ausführung bleiben.
Aber sind nun wirklich alle Veränderungen im Chipsatz zu finden? Bei genauerem Blick fällt auf, dass zum großen Teil auch die CPU für den „Fortschritt“ verantwortlich ist. Wie weiter oben schon angesprochen, werden nun auch die PCI-Express- und USB 3.0 Schnittstellen via Chipsatz an den Prozessor angebunden. Die Anzahl der verfügbaren Lanes hat sich hingegen nicht verändert. Mögliche Kombination sind bekannt und setzten sich aus einer möglich x16-Anbidung oder zwei x8-Anbindungen zusammen. Ebenfalls sind Crossfire und SLI möglich.
Der Z77-Chipsatz selbst wird über ein DMI 2.0-Interface mit dem Prozessor angebunden. Intels kommende und noch spärlich gesäte Thunderbolt Schnittstelle, wird nicht direkt an die CPU angebunden, sondern übermittelt über die PCI-Express 2.0-Lanes die Daten. Des Weiteren kann man die Möglichkeit nutzen, an das Mainboard bis zu drei Monitore anzuschließen.
Die Unterschiede zwischen „Cougar Point“ (P67/Z68) und „Panther Point“ (Z77) fallen nicht wirklich eklatant aus. Bis auf die angesprochene native Unterstützung von USB- und PCI-Express 3.0, finden sich die wenigen Neuerungen in der CPU selbst wieder. Als erstes wäre natürlich der Shrink der Strukturgröße von 32 Nanomillimeter auf 22 Nanomillimeter zu nennen. Des Weiteren verbaut Intel die nächste Ausbaustufe der integrierten GPU (HD-4000) in den Prozessoren. Aus diesem Grund ist auch die recht breite Kompatibilität von P67-Mainboards und Ivy Bridge-CPUs (z.B. i7-3770K) sowie Z77-Mainboards und Sandy Bridge-CPUs (z.B. i7-2600K) leicht zu erklären.
Ein paar Zeilen zuvor haben wir Intels Chipsatz-Verkaufspolitik bereits angeschnitten. An Hand der Übersicht wird deutlich, in welchen Bereichen künftig welche Chips zu Einsatz kommen werden. Beim Kauf sollte also genau darauf geachtet werden, ob das entsprechende Mainboard auch mit nativer USB 3.0 Unterstützung daher kommt, oder man es mit einer abgespeckten Version zu tun hat.
Das Bios im Detail
Selbstverständlich muss sich das Biostar TZ77XE4 auch einen Blick in das Bios gefallen lassen. Natürlich war man im Vorfeld gespannt, was dieses an Einstellungsmöglichkeiten bereitstellt. Bereits beim TZ68K+ sind umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten zu finden. Der erste Blick verrät viel, denn inhaltliche Punkte oder gar der Aufbau der Menüpunkte wurde unverändert vom P67/Z68 mit übernommen. Ein paar, plattformbezogene Menüpunkte finden sich jedoch on „O.N.E.“ Overclocking-Menü wieder. Aber erst einmal der Reihe nach.
Im Register „Main“ werden grundlegende Informationen wie z.B. das Datum, die Uhrzeit und Modellbezeichnungen aufgelistet. In der Registerkarte „Advanced“ können die Einstellungen vorgenommen werden, die die Systemstartoptionen betreffen. Dazu zählen u.a. die SATA-Komponenten, CPU-Funktionen und der Hardwaremonitor. Dieser gibt Aufschluss über alle im System befindlichen Komponenten und wie es um deren Temperatur bestellt ist. Die im System angeschlossenen Lüfter können unter anderen an dieser Stelle kontrolliert werden. Im Reiter „Boot“ wird logischer Weise die Bootreihenfolge festgelegt.
Das für Overclocker elementar wichtige Einstellungsmenü wird von Biostar „O.N.E.“ genannt. Von den CPU Settings bis hin zur Taktfrequenz des PCI-Express-Slots, kann an dieser Stelle alles sehr feinstufig nachjustiert werden. Die Timings der einzelnen RAM-Slots lassen sich separat anpassen, per XMP-Profil steuern oder zentral für alle RAM-Bänke einstellen. Die Spannungseinstellungen sind sehr feinstufig und bieten genug Spielraum. Für das nachhaltige Vorhandensein der Bioseinstellungen bietet das Mainboard die Möglichkeit, diese in einer der acht Profile abzuspeichern oder später wieder laden.
Was aber insgesamt wieder den Eindruck trübt ist die Tatsache, dass der Hersteller viele Settings viel zu sehr im Bios verschachtelt und im Vergleich zu anderen Herstellern, das Bios nicht so intuitiv aufbaut, wie die Konkurrenz es vormacht. Hier muss Biostar eindeutig nachbessern, denn alles andere ist verschenktes Potential. Beim TPower X79 fiel das teils langsame und mit einer recht hohen Reaktionszeit arbeitende Bios auf. Beim TZ77XE4 ist davon nichts zu spüren. Scheinbar hat der Hersteller seine Hausaufgaben machen können.
Praxistest
Auf dem Mainboard verbauten wir während des Tests Intels neuestes Top-Modell für den Sockel 1155. Der Intel Core i7-3770K kommt mit einem Grundtakt von 3,5Ghz daher und kann via Turbo Modus bis auf 3,9GHz takten. Produziert wird das kleine Stück Silicium im 22nm Fertigungsprozess. Unter dem Heatspreader befinden sich vier dedizierte Kerne, welche es auf insgesamt acht Threads bringen. Da bereits schon vor dem offiziellen Release Gerüchte im Web kursierten, Ivy Bridge CPUs seien kleine Hitzeteufel, wollten wir dem auch vorbeugen. So kam der aktuell leistungsstärkste CPU-Luftkühler aus dem Hause Noctua, der NH-D14 (zum HW-Journal Testbericht), zum Einsatz. Gespannt waren wir auch auf die Übertaktungsergebnisse des Mainboards bzw. der CPU sowie deren Leistungsaufnahme. Wie sich die Komponenten in diesen Kategorie geschlagen haben, klären die nachfolgenden Zeilen.
Intel Z68/Sockel 1155 Testsystem | ![]() | |
Prozessor: | Intel Core i7-3770K (IvyBridge - Retail Stepping) | |
Mainboard: | Biostar TZ77XE4 | |
Kühlung: | Noctua NH-D14 @ 12V | |
HDD: | Western Digital WD5003ABYX Enterprise | |
SSD: | Kingston HyperX SSD - 240GB | |
RAM: | 2x4GB Kingston HyperX Genesis 1600MHz | |
Netzteil: | Seasonix X-560 | |
Grafikkarte: | 2x ATI HD4870 | |
Betriebssystem: | Windows 7 x64 | |
Grafiktreiber: | CCC 12.4 |
Montage des Kühlers
Beim Layout selbst ergaben sich, wie auch schon beim Biostar X79 TPower das Problem, dass der erste PCIe-Slot zu dicht am Sockel platziert wurde, so dass eine Montage der Grafikkarte nur bedingt möglich ist. Zum anderen kann auch die Bauweise des Kühlkörpers dafür verantwortlich sein. In folgenden Z77-Reviews werden wir diesen Umstand weiter untersuchen und gegenprüfen.
Kühlung
Entfernt man beide Kühlsegmente werden der Z77-Chipsatz und die Spannungsversorgung des Mainboards sichtbar. Biostar verwendet an dieser Stelle eine 13-phasige Spannungsversorgung sowie japanischen Kondensatoren, welche bekanntlich eine wesentlich höhere Verarbeitungsqualität aufweisen sollen.
Overclocking
5129 Mhz bei 1,584V VCore - mehr Spannung sollte nur bei entsprechender Kühlung angelegt werden
Da stundenlanges „primeln“ mit dem selbigen Tool Prime95 zwar in der Regel die Stabilität des erreichten Takts prüfen, aber nicht wirklich die Haltbarkeit einer CPU erhöhen kann, haben wir bewusst darauf verzichtet und mittels SuperPi 1m und 32m verdeutlicht. Im Zusammenspiel von Multiplikator- und BCLK-Erhöhung konnten wir einen maximal bootbaren Kerntakt von 5129 MHz bei 1,524V VCore erreichen. Dabei blieben alle Kerne aktiviert. Von einer weiteren Erhöhung der CPU-Betriebsspannung haben wir abgesehen.
Max. CPU Takt via Multi 51x + BCLK 100MHz - 5099MHz SuperPI 1m - 1,452V VCore
Max. CPU Takt via Multi 51x + BCLK 100MHz - 5099MHz SuperPI 1m - 1,452V VCore
Max. CPU Takt via Multi 50x + BCLK 102,6MHz - 5129MHz SuperPI 1m - 1,584V VCore
Max. CPU Takt via Multi 50x + BCLK 102,6MHz - 5129MHz SuperPI 32m - 1,584V VCore
Leistungsaufnahme


Benchmarks
3DMark Vantage
Der aktuelle Benchmark Futuremark 3DMark Vantage benötigt DX10 und läuft nur unter Windows Vista und Windows 7. Dank der umfangreichen Tests werden Mehrkernprozessoren und Multi-GPU-Systeme unterstützt. Ob das Service Pack 2 bei Vista installiert ist oder nicht, macht in der Praxis keinen Unterschied. Der synthetische Benchmark beinhaltet zwei GPU-Tests sowie zwei CPU-Tests sowie "Physikberechnungen". Weitere Details zu diesem Programm gibt es bei Futuremark.
PCMark Vantage
Der Nachfolger des beliebten PCMark 2005, testet das System in insgesamt acht Disziplinen. Der Benchmark unterstützt ausschließlich Betriebssysteme ab Windows Vista. Insgesamt ein sehr nützliches Tool, um die Leistungsfähigkeit aller verbauten Komponenten auf die vorhandene Leistung zu kontrollieren.
AIDA64 Extreme Edition
Das System Diagnose-Tool, welches einst den Markt revolutionierte, wurde vor kurzem wieder neu aufgelegt und wird fortan unter dem Namen AIDA64 vertrieben. Unter anderem gehören neue integrierte Benchmarks, Stabilitätstests und interne Datenbanken für den Vergleich von Prozessoren, Grafikkarten und SSDs dazu. Wer Everest kannte, wird auch mit AIDA64 zurechtkommen.
SuperPi Mod 1.5XS
Alternatives Programm SuperPi Mod 1.5XS 32M.
Cinebench R11.5
Der Nachfolger vom beliebten Cinebench 10. Dieser benötigt mindestens 1024 MB Arbeitsspeicher und einen unterstützten Prozessortyp mit mindestens 1 GHz Taktfrequenz. Der integrierte OpenGL-Benchmark benötigt eine Grafikkarte, die auch OpenGL 2.0 unterstützt und mit mindestens 128MB Speicher ausgestattet ist.
Kommen wir abschließen nun zum Fazit des Berichtes.
Fazit
Bereits in unserer Preview konnten wir dem designierten Z77-High-End Board aus dem Hause Biostar nichts Negatives abgewinnen. Ein grundsolides Layout mit sehr guten Features sowie nützlichen Funktionen, rücken das Mainboard in ein sehr gutes Licht. Auch beim Design hat sich der Hersteller verbessert. Durch die Wahl einer anderen schwarz-orangenen Farbkombination, will man bewusst eine Abgrenzung vom Midrange zum High-End Bereich schaffen. In der Praxis zeigte sich dann, dass die Platine sich sehr handzahm beim Overclocking verhält und auch sehr gut übertakten lässt. Das schnelle, aber immer noch etwas gewöhnungsbedürftig gegliedertes uEFI Bios, könnte ein wenig Umstrukturierung vertragen.
Biostar war noch nie bekannt, die eigenen Mainboards mit einem wirklich umfangreichen Lieferumfang auszustatten. Dafür kann das TZ77XE4 mit einem umso attraktiveren Preis-Leistungsangebot punkten. Für rund 145 EUR ist das Mainboard aktuell in diversen Preisvergleichen gelistet.

Pro
+ sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
+ umfangreich ausgestattetes Bios
+ gute Overclockingfähigkeiten
+ viele Features u. Anschlussmöglichkeiten
+ erstklassiges Design und Farbgebung
Contra
- Bios teils zu verschachtelt, nicht wirklich intuitiv
Das Fazit fällt am Ende doch relativ einfach und eindeutig aus. Mit der erbrachten Leistung und dem in unseren Augen sehr guten Preis-Leistungsverhältnis (ca. 145€ EUR), kann das Biostar TZ77XE mehr als nur punkten. Bei der Konkurrenz muss man für die gleichen Features wesentlich tiefer in die Tasche greifen, oder bekommt für das gleiche Geld nur die Budget-Ausführung der jeweiligen Serie.