Der Markt der Solid State Disks schien in den letzten Monaten zu explodieren und drohte ab einen gewissen Zeitpunkt, schon wieder an sich selbst zu ersticken. Zwar wird die Art dieser Datenträger immer erschwinglicher, was aber meist auch auf Kosten der Geschwindigkeit geschieht. Für wirklich pfeilschnelle Modelle muss aktuell immer noch tief in die Tasche gegriffen werden. Dies hat sich der Kingston, ein Speicherhersteller der ersten Stunde, zum Anlass genommen, ein attraktives Modell auf den Markt zu bringen. Die neue V+ 200 Serie kommt mit einem SandForce SF-2200 Controller daher und bietet nicht weniger Leistung, als eine teurere HyperX SSD. Wie sich der vermeintliche Budget-Ablege im Praxisschlug, klärt der nachfolgende Bericht.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Kingston für die Bereitstellung der SSD und das entgegengebrachte Vertrauen.
Lieferumfang
Wie von Kingston schon fast gewohnt, werden die retail-SSDs mit einem umfangreichen Zubehör-Pool ausgeliefert. In dem schicken Karton befinden sich neben der SSD, noch ein Gehäuse für eine externe Nutzung der SSD nebst USB-Kabel, ein SATA-Anschluss- sowie Stromkabel. Einen 5,25` Adapter auf 3,5`Adapter packt der Hersteller zwar nicht mit in den Karton, jedoch Einbauschienen, die denselben Zweck erfüllen. Auf der separaten CD befindet sich noch eine HDD zu SSD Klon-Software.
Technische Daten
Kingston stattete die V+ 200 mit einem SandForce SF-2200 Controller aus, der mit dem asynchronen NAND-Speicher arbeitet und so schnelle Schreib- und Lesezugriffe ermöglichen soll. Die maximal möglichen IOPS-Werte von bis zu 85.000 IOPS beim Lesen und bis zu 43.000 IOPS beim Schreiben, kommen den Werten einer wesentlich teureren HyperX aus dem eigenen hause verdächtig nahe. Die Ausrichtung ist von vorn herein klar. Maximal für den Preis mögliche Leistung soll mit der Kingston V200+ 240GB erzielt werden.
Wie inzwischen fast jeder Hersteller, hat auch Kingston ein kleines Promotion-Video zu der V+ Serie publiziert, welches nochmals einige Eckdaten nennt und beschreibt.
Eckdaten der Kingston SSDnow 200V+
- Garantie/Support: Drei Jahre Garantie mit 24/7 kostenlosem Support
- Energieverbrauch:
- 0,565 W (TYP) Ruhebetrieb / 1,795 W (typ.)
- Lesen / 2,065 W (TYP) Schreiben
- Abmessungen: 69.85 x 100 x 9.5mm
- Gewicht: 115 g
- Betriebstemperatur: 0°C ~ 70°C
- Lagertemperatur: -40°C ~ 85°C
- Schwingungsfestigkeit im Betrieb: 2,17 G
- Schwingungsfestigkeit außer Betrieb: 20 G
- MTBF: 1.000.000 Stunden
Detailansicht
Im klassischen und firmentreuen grau-roten Design, hat Kingston das Gehäuse der SSDnow V+ 200 gehalten. Wie auch schon bei der HyperX (zum HW-Journal Testbericht), ist auch das Gehäuse der vorliegenden SSD deutlich schwerer, als man es sonst von Festspeichern dieser Art gewohnt ist. Eine sehr hochwertige Verarbeitung und Aussparungen für Montagehalten im 5,25`Schacht prägen an dieser Stelle das Gesamtbild.
An der Rückseite findet sich, wie soll es auch, nichts Ungewöhnliches. Wie inzwischen schon fast üblich, stattet Kingston die eigenen SSDs mit separaten Stromanschlüssen aus, so dass der Datenträger auch in dem mitgelieferten Gehäuse verbaut und als externer Speicher genutzt werden kann.
Ein Öffnen des Gehäuses war leider nicht möglich, da schlicht und ergreifend das passende Werkzeug fehlte. Es war uns auch nicht möglich, solch einen Miniatur-Torx-Aufsatz im Fachhandel aufzutreiben. Von daher bleibt nur die verschlossene Unterseite, die wir zeigen können.
Kommen wir nun zu dem Entscheidenden, dem Praxistest sowie den Benchmarks.
Praxistest
Im Praxistest sollte die SSD dann zeigen was in ihr steckt und ob die vom Hersteller beworbenen Lese- und Schreibraten erreichen lassen. Gespannt war auch hinsichtlich er Zugriffszeiten, welche laut Hersteller die aktuell geringsten der Branche seien sollen und sehr schnelle Programmstarts zur Folge haben sollen. Die Praxisbezogenen Benchmarks geben Aufschluss über das Leistungsverhalten unter alltäglichen Bedingungen, während die synthetischen Benchmarks das theoretische Maximum aus den Solid State Disks herausholen. Für den Test wurde die OCZ Octane 128GB am 6Gb/s Port des Gigabyte Z68X-UD5-B3 gesteckt, um die maximale Leistungsverbindung garantieren zu können. Als Betriebssystem wurde Windows 7 x64 eingesetzt und vor den Tests frisch installiert.
Zum Einsatz kam das für alle Tests gültige und genormte Testsystem, welches in Form eines offenen Aufbaus realisiert wurde. Wie bereits schon angesprochen, wird vor jedem Test das Betriebssystem frisch installiert, so dass es bei den Benchmarks zu keinen Ergebnisverfälschungen kommen kann.
Intel Z68/Sockel 1155 Testsystem | ||
Prozessor: | Intel i5-2500K Retail | |
Mainboard: | Gigabyte GA-Z68X-UD5-B3 | |
Kühlung: | Thermalright Silver Arrow SB-E | |
HDD: | Western Digital WD5003ABYX Enterprise | |
SSD: | Kingston HyperX SSD 240GB | |
RAM: | 2x2GB Kingston HyperX Genesis @ 1600MHz | |
Netzteil: | Seasonix X-560 | |
Grafikkarte: | ATi X300 / (2x) HD4870 | |
Betriebssystem: | Windows 7 x64 | |
Grafiktreiber: | CCC 11.11 | |
Benchmarks - Synthetisch
Die ermittelten Werte sollen als Richtwerte dienen und können nicht zu 100% die Leistungsfähigkeit eines Datenträgers wiederspiegeln. In ATTO kommt der NAND-Speicher der Kingston SSD so richtig in Fahrt und kann die komprimierten Daten aufs Maximale lesen und schreiben. Bei zufälligen Lese- und Schreibvorgängen schwächtelt der verbaute SandForce Controller und fällt eher ins Mittelmaß zurück. Als Anhaltswerte wurden die Ergebnisse anderer zur Verfügung stehender SSDs mit in die Übersicht aufgenommen.
ATTO
ATTO ist ein Datei-Benchmark, welcher eine 256MB große Datei anlegt und aus dieser verschieden große Blöcke ausließt. Die Blockgrößen betragen 0,5KB - 8192KB. Damit wir mit ATTO die maximale Leistung erzielen, setzen wir die Queue Depth auf 10. Dies bewirkt, dass ATTO 10 Befehle gleichzeitig an die SSD stellt, anstatt jeden Befehl nacheinander zu senden. Somit muss die SDD nie auf Befehle der CPU warten und kann durchgehend arbeiten. Mit diesem Benchmark lassen sich die maximalen Lese- und Schreibzugriffe ermitteln. ATTO wertet die Schreib- und Leseleistung anhand verschiedenster Blockgrößen aus. Diese sind in der Praxis allerdings fast nie zu erreichen und werden daher oft als Werbemittel eingesetzt.
AS SSD Benchmark
Auch AS SSD Benchmark arbeitet ähnlich wie Crystal Disk. Es werden zusätzlich zu den Transferraten auch die Zugriffszeit gemessen. Des Weiteren kann AS SSD Benchmark die gemessenen Transferraten auch als Operationen pro Sekunde (IOPS) ausgeben.
SSDs mit höherer Kapazität sind meist schneller als kleine Kapazitäten. 128GB vs. 240/256 GB Modelle sind daher schwierig zu vergleichen. Die aufgeführten Ergebnisse sollen als Richtwerte dienen.
Der im AS SSD integrierte Kompressions-Benchmarks bietet die Möglichkeit, die Lese- und Schreibleistung eines Datenträgers bei wenig komprimierten Daten ermitteln. Gut zu sehen ist, dass die OCZ Octane 128GB nicht abhängig von der Komprimierbarkeit der Daten ist. Dies hat zur Folge, dass diese schneller kopiert, eingelesen oder geschrieben werden können. Vergleichbare SandForce Pendanten zeigen hier teils deutliche Schwächen.
Crystaldisk
Crystaldisk ist ein Benchmark welcher praxisnah ist, da hier eine 1GB große Datei in unterschiedlicher Blockgröße auf dem Laufwerk kopiert wird. Wie sich sehen lässt, liegen die praktischen Transferraten deutlich unter den in ATTO gemessenen maximalen Transferraten. Allerdings sind die gemessenen praktischen Werte, wie die theoretischen, für eine aktuelle SSD immer noch Spitzenklasse.
PCMark 7
Der direkte Nachfolger vom PCMark-Vantage ist, wie der Name es schon preis gibt, auf die Anwendungen von Windows 7 optimiert. Die Kategorieaufteilung wurde überarbeitet, so dass alle im PC verwendeten Komponenten Realtest unterzogen werden können und entsprechende Ergebnisse ermittelt werden.
Link zur vollständigen Statistik
Benchmarks - Anwendungen
Windows Bootzeit
Mittels Stoppuhr wurde die Zeit gemessen, die das System jeweils zum Starten benötigt. Wie nachfolgend auch weiterhin aufgelistet, wurde einmal nur die HDD und einmal im Verbund mit der OCZ Synapse die Zeit gemessen. Interessant war, dass die Octane länger brauchte das frisch installierte System zu starten, also eine Kombination aus HDD+OCZ Synapse. Die Vermutung liegt hierbei beim Mainboard, welches keine "reines" UEFI verwendet.
Office 2010 Professional Plus Installation
Eine Installation von Office 2010 Professional gibt Aufschluss über die Zugriffszeiten auf den Datenträgern. Dazu befanden sich die Installationsdateien lokal auf der HDD und wurden von dort aus installiert.
Adobe Photoshop CS5 Startzeit
Adobes Bildbearbeitungsprogramm gilt als sehr ressorcenhungrig und bedarf beim Start einiges an Zeit, bis alle Funktionen geladen sind und zur Verfügung stehen.
Fazit
Wie schon bei der HyperX SSD 240GB, hat Kingston auch bei der SSDnow 200 V+ ein klasse Produkt geschaffen. Angefangen beim sehr umfangreichen Lieferumfang bis hin zur erstklassigen Verarbeitung bzw. dem hochwertigen Gehäuse, an alles hat der Hersteller gedacht. Auch leistungsmäßig liegt die SSD auf sehr gutem Niveau. Zwar kommt sie nicht an die Leistung „gestandener“ High-End Modelle heran, macht die Leistungslücke das aber durch ein attraktives Preisangebot wieder wett.
Das von uns getestete 240GB Modell schlägt mit aktuell 276 EUR zu Buche und stellt im Vergleich zum restlichen Angebot, eine günstige Alternative dar. Wer eine pfeilschnelle SSD mit großen Datenvolumen sucht und dafür nicht ein halbes Vermögen auf die Ladentheke legen möchte, der sollte sich die Kingston SSDnow V+ 200 einmal genauer anschauen.
Pro
+ schneller Datenträger
+ umfangreiche Ausstattung / Lieferumfang
+ gutes Preis-Leistungsverhältnis
+ hochwertige Verarbeitung
Contra
- Spitzenwerte nur mit komprimierte Dateien erreichbar
Auf Grund der überzeugenden Gesamtpakets, prämieren wir die SSD mit dem Hardware-Journal Gold Award. Im Forum kann Kritik, Lob oder allgemeines Feedback geäußert werden.