Wir nehmen das NETGEAR RBK763 unter die Lupe (...) Das WLAN-Set mit Mesh-Funktion besteht aus drei Komponenten: Einem Router und zwei Satelliten, zu einer UVP von 699€. Jenes WiFi 6 System wird mit einer Datenrate von 5.400 MBit/s beworben, was sich ergibt, wenn man drei Frequenzbänder addiert: 600 + 2.400 + 2.400 Mbit. Die Spezifikationen schauen wir uns später im Detail an. Viel Spaß beim Lesen.
Mesh-System statt Kabel
Ein Mesh-System ist, wie die Maschen im Stoff eingebaut. Jeder einzelne Punkt im WLAN unterstützt die anderen und soll so im Idealfall eine stabilere und schnelle Verbindung an jedem Punkt im Raum erzielen. So jedenfalls die Theorie die sich auch so etwas abstrakt erklären lässt, was ein Mesh-System wirklich ist. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut und das nicht nur im professionellen Bereich mit Enterprise-Hardware, sondern auch für Endverbraucher. Viele Hersteller nutzen hier herkömmliche Repeater, die das Signal verstärken, während NETGEAR auf identische Hardware im Router und den Mesh-Repeatern setzt. Mehr Informationen lassen sich auch in unserem ausführlichen Artikel rund um die Mesh-Thematik nochmal nachlesen.
Der Lieferumfang - sichtlich frei von Kuststoffumhüllungen
Im besten Fall spart ein Mesh-System aufwendiges Verlegen von CAT7-Kabeln zwischen Räumen oder instabile Powerline-Netzwerken auf Basis von Stromkabeln. Letzteres kann jedenfalls dann ein krtischer Punkt werden, wenn es sich bei den Leitungen um ältere Semester handelt und man bspw. in Mietwohnungen keine baulichen Veränderungen vornehmen kann. In Summe bieten Mesh-Systeme in vielerlei Hinsicht Vorteile, weshalb ihre Beliebtheit in den letzten fünf Jahren stark gestiegen ist.
Optik und Anschlüsse
Optisch ist der Orbi-Router nicht von den Satelliten zu unterscheiden. Die Standfläche ist oval und erinnert ein wenig an ein Vase. Die Oberfläche besteht aus Kunststoff und ist weiß. Das Material sorgt für leichte 725 Gramm Gewicht. Die Abmessungen betragen 210 mm x 165 mm x 63,5 mm. Eine Wandhalterung ist nicht enthalten, kann aber separat für 19,99€ dazu gekauft werden. Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse. Der Router hat einen Gigabit-WAN-Anschluss und drei Gigabit-LAN-Anschlüsse. Daneben ist der 12V-Stromanschluss vorhanden. Es gibt außerdem einen WPS-Knopf, der mit Sync beschriftet ist und einen Reset-Knopf. Die Satelliten sind identisch ausgestattet, bis auf einen Gigabit-LAN-Anschluss weniger. Damit sieht der kleinste Orbi-Vertreter den größeren Geschwister aus den Serien 850 und 960 sehr ähnlich. Die Optik ist durchaus elegant und damit wohnzimmertauglich.
Die Satelliten und der Router haben über den Fuß einen LED-Ring, der in unterschiedlichen Farben seinen Status wiedergibt.
- Weiß: die Initialisierung läuft
- Blau: Signal gut und Kopplungsvorgang läuft
- Gelb: Signal in Ordnung, bessere Verbindung durch nähere Platzierung am Router
- Magenta: Satellit kann sich nicht mit Router verbinden und sollte näher an den Router
- Die LEDs deaktivieren sich nach kurzer Zeit. Man wird also nicht in der Dunkelheit geblendet oder gestört.
Hardware und WLAN-Spezifikationen
Der Router verfügt über einen 1 GHz Dualcore Prozessor mit 1 GB RAM und 4GB eMMC NAND Flashspeicher. NETGEAR bewirbt eine maximale Fläche von 525 m², die mit dem WLAN abgedeckt werden können. So sollen mehr als sieben Räume bei Verwendung des Sets aus einem Router und zwei Satelliten erreicht werden können.
Das System basiert auf WiFi 6 (und hat damit im Gegensatz zu WiFi 6E kein 6 GHz Band) und bietet ein Trabant bei 2,4 und 5,0 GHz. Im folgenden listen wir die einzelnen Spezifikation nach den Angaben von NETGEAR auf:
- AX5400 Tri-Band WiFi : Orbi AX5400 Router & AX5400 Satellites (600 + 2400 + 2400Mbps) Simultanes Tri-band WiFi
- Band 1: IEEE® 802.11b/g/n/ax 2.4GHz—1024QAM support
- Band 2: IEEE® 802.11a/n/ac/ax 5GHz—1024QAM support
- Band 3: IEEE® 802.11a/n/ac/ax 5GHz—1024QAM support
Zwischen den Mesh-Punkten kommt kein dediziertes Band zum Einsatz, was bei zwei Bändern eine sinnvolle Entscheidung des Herstellers ist. Ein Modem ist nicht integriert, was auf der einen Seite ein Vorteil ist, da der Router sich auf seine Kernkompetenzen fokussieren kann und der Nutzer das System auch weiterverwenden kann wenn er bspw. von einem Kabelsystem auf ein VDSL oder Glasfaser-Anschluss umsteigt. Andererseits benötigt das separate Modem Platz und kostet auch (im schlimmsten Fall) eine Mietgebühr beim Anbieter oder ist generell in der Anschaffung mit einzuberechnen.
Die 760 Serie ist sowohl nur als Router erhältlich, als auch mit mehreren Mesh-Repeatern. Unser Set im Test besteht aus insgesamt drei Komponenten und hat deswegen die genaue Bezeichnung RBK763S.
Einrichtung
Das Einrichten geht prinzipiell einfach mit der App von der Hand, nur gibt es ein großes ABER. Denn damit man die App nutzen kann, benötigt man zunächst ein NETGEAR-Konto. Am liebsten hätte die App dann noch den Standort des WLAN (laut NETGEAR: damit man sich auch bei wechselnden SSIDs automatisch verbinden kann) und weiter geht es irgendwann nur noch, wenn man das Sicherheitspaket annimmt (Man kann die Auswahl nicht überspringen). Aber der Reihe nach.
NETGEAR empfiehlt zur Einrichtung die hauseigene Orbi-App. Bei dieser scannt man den QR-Code auf dem Router und von da an laufen alle Einstellungen automatisch. Im Prozess wird ein MyNETGEAR-Account nötig. Dadurch erhält man 90 Tage kostenlosen, technischen Support und kann seine Geräte in der Cloud verwalten. Allgemein gute Features, allerdings ist es verpflichtend sich mit E-Mail zu registrieren und den Account zu verifizieren. Das sorgt für ein kleines Henne-Ei-Problem, da man dazu Internet benötigt, während man noch nicht soweit in der Konfiguration ist, dass das WLAN den Internetzugang zieht. Außerdem möchte NETGEAR den Standort des Netzwerkes speichern, damit Mobile Geräte sich auch verbinden können, wenn der Netzwerkname sich ändert. Dieser Schritt lässt sich überspringen. Zwangsläufig muss man das Abo NETGEAR Armor auswählen, ohne Bestätigung geht die Installation nicht weiter. Darin enthalten ist ein kostenloses 12-Monatsabo von Bitdefender, dass direkt auf dem Router läuft und verschiedene Sicherheitsdienste bietet. Außerdem kann man für PC und Mac auch die Bitdefender-Suite herunterladen. Wer das nicht benötigt, sollte daran denken, rechtzeitig zu kündigen.
Dann folgt das Hinzufügen der Repeater. Diese haben wir - getreu der Anleitung in der App - optimistisch direkt am Einsatzort aufgestellt und von dort aus den Sync-Vorgang gestartet. Mit Erfolg. Das Mesh-System stand im ersten Versuch und meldete den Erfolg in der App. Die einfache Einrichtung hat allerdings den Preis, dass man circa fünf Minuten wartet, bis alles abgeschlossen ist. Währenddessen muss man geduldig im App-Screen warten. Sehr gut ist, dass direkt nach Firmware-Updates gesucht wird und man diese sofort installieren kann.
Davon abgesehen bietet die Orbi-App als solche nur sehr rudimentäre Informationen, wie die übertragene Datenmenge oder den Status des Mesh-Netzwerks. Wer mehr Informationen braucht, dem legen wir die Browserversion ans Herz, die auch von anderen Herstellern bekannte Funktionen, wie Portweiterleitungen, Zeitpläne und Filterlisten bietet. Über die Adresszeile des Browsers kann man über orbilogin.com im selben Netzwerk die Adminstratoroberfläche erreichen. Während der Konfiguration in der App gibt man direkt sein Wunschpasswort ein. Schade: Nicht jede Einstellung oder Unterseite ist komplett auf Deutsch, so entsteht ein uneinheitliches Bild.
Weitere Anzeigenoptionen in der App
Stromverbrauch
Der Stromverbrauch unterscheidet sich je nach Auslastung und wie viele Clients verbunden sind. Wir haben exemplarisch drei Zustände gemessen, die eine Einschätzung erlauben. In der Praxis bedeutet das, dass ein System aus drei Komponenten und vielen aktiven WLAN-Geräten im Netzwerk 30 bis 40 Watt verbraucht. Das sind im Jahr 260-350 kWh, also durchaus ein Aspekt, den man bei den aktuellen Strompreisen berücksichtigen sollte.
Zustand | Stromverbrauch Router | Stromverbrauch Satellit |
Ohne Verbindung, aktives Mesh | 6,8 Watt | 5,5 Watt |
Ein Client, Idle | 14,3 Watt | 12,3 Watt |
Ein Client, Load | 16,7 Watt | 14,6 Watt |
In der Praxis
Wie schlägt sich das Mesh unter Realbedingungen? In unserem Testszenario nutzen wir eine Etagenwohnung mit 145 m², die bereits mit einem AVM-Meshsystem auf Basis einer Fritz!Box 6590 ausgestattet ist. Hier überzeugt das NETGEAR-System auf voller Linie. Sind bei dem System von AVM in Summe 3 Fritz!Repeater 3000 für die Abdeckung der kompletten Wohnung nötig, reicht neben dem Router ein weiterer Repeater für die komplette Wohnung. Dabei wurden die Repeater und Router an den gleichen Positionen aufgestellt. Für die Geschwindigkeit von WiFi 6 nutzen wir einen Apple Mac Mini mit M2-Chip (zum Testbericht), der auch WiFi 6E unterstützt.
Von den 2.400 Mbit/s, die möglich wären, zeigt das System noch gut 2,1 Gbit/s an. Allerdings nur bei eine Distanz von zwei Metern und Sichtverbindung. Wenn fünf Meter und eine Wand zwischen Router und dem PC liegen, reduziert sich die Übertragungsrate in unseren Testszenario auf 1,7 Gbit/s, was nicht unerwartet ist. Da das Orbi-System von vornherein nicht auf WiFi 6E setzt, ist auch nicht mehr Leistung zu erwarten. Wer natürlich noch mehr Speed möchte, sollte sich bei (dann auch teureren) Alternativen umsehen und damit sein Mesh-System aufbauen.
Wenn man unseren Fall betrachtet, spart das NETGEAR Orbi-System zwei Repeater, was dann auch den Gesamtpreis relativiert. Auch die beiden Gigabit-LAN-Anschlüsse haben einen hohen Praxisnutzen, so können wir neben einem Laptop auch eine Heimkinoanlage mit Kabelverbindung anschließen. Damit bietet das Orbi System deutlich mehr als die günstigen Lösungen, bei denen ein Setup mit Router und zwei Repeatern im Bereich von 400€ liegt.
Nicht so gut hat uns gefallen, dass es verschiedene Abos gibt, zu denen NETGEAR verleiten möchte. Das ist zum einen das Sicherheitspaket NETGEAR Armor mit Bitdefender, dass nach Ablauf einer Probezeit kostenpflichtig wird. Zum anderen gibt es die Smart Parental Controls, mit denen man das Nutzerverhalten von (jugendlichen) Haushaltsmitgliedern beschränken kann. Dieser Service wird nach Ablauf einer 30-tägigen Probephase kostenpflichtig. Danach sind 7,99€ jeden Monat fällig. Solang man das Abo nicht abgeschlossen hat, wird man mit dem Angebot in der App nach jedem Start konfrontiert.
Fazit
Eine einfache und schnelle Inbetriebnahme mit der App stehen auf der Habenseite, auch wenn davon die Lösung für Smartphones wenig Mehrnutzen bringt. Detaillierte Einstellungen sollte man klassisch über den Web-Browser ausführen, weil diese nicht in der App vorhanden sind, auch wenn hier nicht alle Einstellungen lokalisiert sind. Die Hardware selbst ist ohne Tadel, läuft stabil und bietet eine hohe Geschwindigkeit, nahe dem theoretischen Maximum.
Das ist auch ein starkes Argument für das Mesh-System, denn mit über 2 Gbit/s liegt man schon um den Faktor 2 vor dem herkömmlichen LAN-Kabel. Den Aufwand für das Verlegen von LAN-Kabeln spart man sich ebenfalls. Optisch sind der Router und sein Repeater sehr gelungen. Die Integration dürfte in jedem Wohnraum ein Leichtes sein. Die Anschlussmöglichkeiten mit zwei Gigabit-Anschlüssen am Repeater sind sehr gut, drei am Router sind in Ordnung.
Generell ist das NETGEAR Orbi RKB763 eine hochpreisige Lösung, die einfach in der Einrichtung ist. Das System ist schnell und kommt ohne nervige Verbindungsabbrüche aus. Ein Kritikpunkt sind die Abonnements, auf die man in der App auch regelmäßig hingewiesen wird. In Summe bekommt man als Anwender aber eine sehr performante Lösung geboten, die dank der drei Geräte auch flexible Aufstellmöglichkeiten bietet. Aktuell ist das Netgear Orbi RBK763S Set bei Amazon für rund 600 Euro zu haben. Das Set ist unter technischer Betrachtung eine grundlegende Empfehlung, die aber leider einen recht hohen Preispunkt spendiert bekommen hat.
Netgear Orbi RBK763S