Bereits Anfang 2021 hatte be quiet! die Pure Power 11 FM Modellreihe vorgestellt. Die stark an ein gutes Preis-Leistungverhältnis angelehnte Netzteilserie ist seit dem auch als voll modulare Ausführung erhältlich. Kürzlich wurde die Reihe um zwei Leistungsklassen ergänzt, sodass nun quasi „jedes“ konfigurierbare PC-System mit einem entsprechenden Netzteil seiner Leistungsklasse ausgestattet werden kann. Grund genug für uns mal einen Blick auf be quiets „Gold-Klasse“ zu werfen.
Die Pure Power 11 FM Serie unterscheidet sich zu den anderen Netzteilmodellen aus dem Hause be quiet! nicht nur bei der technischen Ausstattung, auch hat man hier das vermeintlich ältere und ggf. auch bekanntere Design des Gehäuses noch verwendet. Bei den Leistungsabstufungen kann man zwischen 550W, 650W, 750W, 850W und letztlich 1000W wählen. Damit deckt diese Klassifizierung, hinsichtlich der Effizienz und des Preispunktes, die wohl am stärksten umkämpfte Produktspanne ab, will sich aber nicht als Budget-Produkt sehen. Sie sind alle 80 PLUS Gold zertifiziert und erreichen damit eine Effizienz von bis zu 93,9 %. Der verbaute 120mm Lüfter, der keine konkrete Betitelung erfahren hat, soll im Betrieb besonders geräuscharm zu Werke gehen. Die größte Neuerung, welche ja bereits letztes Jahr mit der Vorstellung Einzug erhalten hat, ist aber weiterhin das voll modulare Kabel-Management, was letztlich für den ATX-Strang gilt, der aber sowieso benötigt wird. Nachfolgend noch einmal alle Preise (UVPs) dieser Modellreihe:
- Pure Power 11 FM 550W - 89,90 EUR
- Pure Power 11 FM 650W - 99,90 EUR
- Pure Power 11 FM 750W - 114,90 EUR
- Pure Power 11 FM 850W - 124,90 EUR
- Pure Power 11 FM 1000W - 154,90 EUR
Dank der voll modularen Kabel müssen beim Einbau nur die Leitungen verlegt werden, die auch tatsächlich benötigt werden, was ja inzwischen schon als ungeschriebner Standard gilt. Ungenutzte Kabel können weggelassen werden. So bleibt der Innenraum aufgeräumt und Airflow sowie Temperaturen werden deutlich verbessert. Dieser Anforderung sah sich be quiet! in dieser Preisklasse auch gegenübergestellt und hat Pure Power 11 FM Netzteile mit jenem System nochmal optimiert. Die Anschlussstränge sind einfach verlegbare schwarze Flachbandkabel. Das 20+4-polige ATX-Stromkabel ist als schwarze Sleeve-Ausführung umgesetzt. Ausgelegt sind die Stromwandler als Dual-Rail-Netzteile und stellen dabei bis zu vier PCIe-Stromstecker zur Verfügung.
Ein hoher Effizienzgrad führt bekanntlich zu geringerem Stromverbrauch, niedrigeren Energiekosten sowie einem kühleren und gleichzeitig leiseren Betrieb, sofern all diese Parameter auch wirklich greifen. Denn gerade in niedrigen Lastbereichen haben Tests gezeigt, dass gerade hier die Effizienz nicht immer eingehalten wird. Genau da will be quiet! mit der überarbeiten Serie punkten. Auch finden sich wieder sämtliche Schutzschaltungen und effiziente Topologien mit an Bord, die zugleich für einen sicheren Betrieb notwendig sind. Die LLC + SR + DC/DC-Technologie ist seit längerem aus Netzteilen bekannt und möchte für höchste Stabilität und eine optimale Spannungsregelung garantieren. Hinsichtlich der Schutzschaltungen findet man hier u.a. UVP, OVP, SCP, OPP, OCP und OTP in der überarbeiteten Netzteil-Serie. Zudem bietet der Hersteller auf alle Pure Power 11 FM Netzteile eine 5-jährige Garantie. Damit geht diese „Mainstream-Reihe“ auf Kundenfang. Die Preispunkte scheinen ja auch entsprechend attraktiv gesetzt.
Detailansichten
Beim Gehäuse gibt es nun wahrlich keine Innovationen zu vermelden. Denn jenes kam in fast unveränderter Form schon bei der Urversion von 2018 zum Einsatz, ist somit schon etwas wie ein Erkennungsmerkmal dieser Serie. Die Größenmaße betragen bei allen Leistungskapazitäten 160 x 150 x 86 mm – also vergleichsweise kompakte Dimensionen und damit für eine größere Anzahl von Gehäusen interessant. Das verwendete Stahlblech wurde mit einer hochwertigen Lackschicht versehen und hat natürlich auch das typische, gestanzte Logo auf der Seite. Die Verarbeitungsqualität ist als wertig zu beschreiben, gleiches gilt auch beim Lack selbst. Dieser erscheint resistent und robust in seiner Ausführung.
Unter der Haube erwarten einen die bereits genannten Technologien sowie Kondensatoren in absolut tadelloser Verarbeitung. Kein Vergleich mehr zu früheren Netzteilgeneration (im Allgemeinen) die im Inneren mit Kleber übersäht waren. Hier zeigt sich die Jahre lange Erfahrung seitens be quiet! welche man inzwischen perfektioniert hat. Kommen wir aber nochmal kurz zu den Leistungsdaten zu sprechen. Das Multirail-Netzteil hat hier zwei potente 12V-Schienen (40A und 36A) spendiert bekommen, die nicht nur in den Leistungsdaten gekennzeichnet wurden, sondern auch direkt bei den Anschlussports. Eine direkte Auswirkung hat man als Nutzer allerdings nicht, da alles fest zugeordnet ist. Für potente Grafikkarten empfiehlt es sich aber dennoch, eine Splittung von beiden Anschlusskabeln vorzunehmen und nicht über eine Schiene laufen zu lassen. Für die 3,3V und 5V Nebenspannungen stehen hier bis zu 22A zur Verfügung. Bei den kleineren Wattstufen sind dies 20A.
Links 120mm Lüfter aus dem Pure Power 11 FM - rechts der Silent Wings 3 in 140mm
Der verbaute Lüfter ist per 2-Pin-Stecker angeklemmt. Dabei handelt es sich um ein nicht näher benanntes Modell was nicht dem bestehenden Portfolio der Lüfter-Riege entspricht. Kommt als 120mm Ausführung und ähnelt beim Rotorblätter-Design dem des Silent Wings 3 Lüfters. Sicherlich kann man hier keine direkten Vergleiche ziehen, aber die Lüfterkurve bzw. die Lautstärkewerte, welche der Hersteller uns mit der zugrundeliegenden Lastkurve gibt, zeigt deutlich auf, wie leise der Lüfter im Betrieb zu Werke gehen soll. Der Maximalwert beträgt laut Hersteller 25,9 dbA (beim 100% Last). Bei 50% Auslastung (und weniger) sollen es gerade einmal 9,7 dbA sein, also nahezu unhörbar.
Kabel-Management und Anschlüsse
Wie schon einleitend beschrieben kommt die überarbeitete Serie inzwischen als vollmodulare Ausführung daher. Gegenüber dem Pure Power 11 CM hat sich äußerlich nur marginal etwas geändert - neu ist u.a. das abnehmbare ATX-Kabel, was aber letztlich ja sowieso benötigt wird. Wie allgemein bekannt sein sollte, wird für Hersteller die Hürde aber größer bzw. der Aufwand immer höher die Effizienz-Normen einzuhalten, wenn man die Stränge abstöpseln kann – Stichwort Widerstand. Die Anschlussvielfalt ist auf jeden Fall gegeben und man bekommt ausreichend Stromstecker für sein System geboten. Dabei handelt es sich um bewährte Flachbandkabel. Der ATX-Strang ist allerdings (hochwertig) gesleevt. Die Anschlussports am Gehäuse sowie die Gegenstücke am Kabel sind alle beschriftet, sodass man kein Suchspiel betreiben muss.
Die reine Kabellänge ist ebenfalls mehr als ausreichend dimensioniert. Die SATA-Stränge sind in Summe 950 mm lang, also auch locker ausreichend für Midi-Tower. Auch die generelle Vielfalt ist subjektiv empfunden ausreichend ausgelegt. Sicherlich stellt sich die Frage warum man noch einen Molex-Stecker unterbringt (…) die Antwort dürfte sich vermutlich direkt hinter der einordnen, warum noch CD-Laufwerke benötigt werden.
Lautstärke im Betrieb
Wie die grundlegenden Vorgaben seitens des Herstellers bereits suggerieren, soll das Netzteil quasi „unhörbar“ agieren. Ganz und gar kann man dem pauschal nicht zustimmen. Im Idle-Betrieb wurde es als nicht hörbar wahrgenommen. Erst wer mit dem Ohr direkt rangeht, hört ein leichtes Lüftersurren. Bekommt das System dann letztlich Last, ändert sich dies aber und es wird nicht mehr der komplett leise der „Silent-Betrieb“ durchgezogen. Sicherlich könnte man jetzt mit Last-Szenarien oder Software-Tools eine volle Auslastung des Netzteils forcieren, aber die überwiegende Zeit liegt eben nicht 100 % Workload an. Die Lüfterdrehzahl steigt zwar, wodurch marginal hörbar mehr „Lärm“ erzeugt wird, aber erst wenn man wirklich dicht rangeht. Ich würde mich so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass andere System-Komponenten das Netzteil-Betriebsgeräusch überragen – ganz subjektiv geschildert. Der als Rifle-Lager ausgeführte bzw. 4-polige Lüfter hat laut technischer Angaben einen maximalen Drehbereich von 2000 Umdrehungen pro Minute... Wer aber ein kompromissloses Silent-Netzteil sucht, der muss im Hause be quiet! dann aber doch zu den Straight Power und Dark Power Modellen greifen. Denn wer sich die Frage gestellt hat, wo sich die Netzteile genau abgrenzen, der bekommt hier eine erste Antwort.
Selbstredend zählen aber noch weitere Aspekte dazu, die wir hier aber nicht noch weiter erörtern wollen. Jetzt kommt sicher die Frage auf, warum keine weiteren Messwerte kommen? Selbstredend könnte man jetzt mit software-basierten AIDA-Spannungswerten um sich werfen… Aber wir sind uns dessen bewusst, dass eine valide Messung lediglich mit entsprechendem Equipment möglich ist. Dieses liegt in der Anschaffung im sehr hohen fünf bis sechsstelligen Bereich und steht nicht wirklich in Relation. Aus diesem Grund soll dieser Artikel ein Indikator dafür sein, wie das vorgestellte Netzteil grundlegend in seinen Parametern agiert und einzuordnen ist.
Fazit
Die Pure Power 11 FM Netzteilserie wurde jetzt nun um zwei weitere Leistungsstufen erweitert und soll so auch breiter aufgestellt sein, wenn es darum geht, leistungsfähigere Systeme mit Strom zu versorgen. Die Parameter dazu sind alle gut bis sehr gut, sowie auf nicht zu viel und nicht zu wenig eingegrenzt. Man bekommt das Gefühl, hier ein Netzteil zu erhalten, welches nicht mit unnützen Dingen wirbt, aber auch keinen „Mangel“ mitbringt. Auf der technischen Seite ist das PSU nämlich sehr unscheinbar unterwegs, bietet aber alle notwendigen Schutzschaltungen und Technologien, um auf einem effizienten Level zu agieren. Hinsichtlich der Lautstärke agiert das Gerät ebenfalls gediegen, wenn nicht sogar flüsterleise. Mit der UVP von 125 Euro wildert die 850 W Ausführung in einem hart umkämpften Bereich, der auch aus dem eigenen Hause mit anderen Modellen vertreten ist. In Summe bekommt man aber ein von der Grundausrichtung her, sehr gut aufgestelltes Netzteil mit aktueller Technik. Kaufen kann man dieses unter anderem bei Amazon.