Jeder Hersteller will seinen eigenen Klassennimbus kreieren. Bei be quiet! steht seit jeher die Dark Power Pro Serie als Zugpferd auf dem Schlagfeld. Bereits in der 10. Auflage (P10) ist diese Serie aktuell erhältlich. Angefangen bei einer „Mainstream-Nennleistung“ von 550W und einer 80Plus Gold Zertifizierung, bis hin zum absoluten Leistungsprimus mit 1200W und 80Plus Platinum, hat die Dark Power Pro 10 Serie so gut wie alles zu bieten. Die Modelle ab 850W kommen zugleich auch mit der Möglichkeit bei Kunden an, dass man sich zwischen Single- oder Multi-Rail entscheiden kann – je nach Anwendungsfall. Alle Features können wir noch gar nicht nennen, also weiter im nachfolgenden Testbericht.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von be quiet!
Lieferumfang
Wie es sich für die Oberklasse gehört, kommt das Dark Power Pro 10 auch mit einem entsprechend umfangreichen Lieferumfang beim Kunden an. Allein die Aufmachung der Verpackung sowie deren qualitativen Inhalt lassen dem Kunden direkt wissen, dass er keinesfalls einen Namen bezahlt hat, sondern auch eine Menge geboten bekommt.
Neben dem Netzteil finden sich in der Verpackung die Anschlusskabel, welche nebenbei erwähnt in einer schicken Extraschatulle aufbewahrt werden, vier Anschlusskabel für zusätzliche Lüfter, Klettbinder, fünf hochwertige Rändelschrauben und eine PCI-Blende mit der man von Multi- auf Single-Rail umschalten kann. Was das genau bewirkt, dazu später dann mehr.
Technische Details & Features
Schon allein auf dem Papier ist das "DPP" eine absolute Ansage seitens des Herstellers. Nochmal zum Verständnis was dies dem geneigten Anwender überhaupt für Möglichkeiten bietet. Die besagte Feature richtet sich primär wohl an Enthusiasten, welche zum Beispiel ihre Grafikkarten massiv übertakten wollen und dementsprechend mehr Strom zur Verfügung haben müssen. Soll also heißen, dass man aus den vier +12V-Schienen eine Art „Bündelung“ erzeugen und so bis zu maximal 70A auf einer PCI-Express-Schiene zur Verfügung stellen kann. Die Diskussion über Sinn und Nutzen steht an dieser Stelle komplett außen vor.
be quiet Dark Power Pro 10 - 850 | |
Modellbezeichnung | Dark Power Pro 10 |
Dauerleistung | 850W |
Spitzenleistung | 950W |
Netzspannung (Vac) | 100 - 240 |
Netzfrequenz. (Hz) | 50 - 60 |
Nennstrom | (A) 10 - 5 |
Besondere Technologie | Active Clamp + SR + DC/DC |
Leistungsaufnahme in stand-by (W) | <0.25 W |
Durchschnittliche Lebensdauer (Std / 25°C) | 300.000 |
Herstellergarantie und Service | |
Fünf Jahre Herstellergarantie | |
Kostenloser 48 Stunden Vor-Ort-Austauschservice im ersten Jahr (DE und FR) |
Im Gehäuse ist, bedingt des Alters, ein 135mm großer SilentWings Lüfter der ersten Generation mit 4-Pol-Motor verbaut. Beim Straight Power 10 kommen u.a. schon die SilentWings III mit 6-Pol-Motor zum Einsatz. Abhilfe wird an dieser Stelle das für dieses Jahr angekündigte Update auf das Dark Power Pro 11 schaffen. Konkretes gibt es dazu aber noch nicht. Für eine effiziente Arbeitsweise sorgt die 80Plus-Platinum Zerfizierung welche uns einen Wirkungsgrad von bis 94% bescheinigt und wir bisher nur beim V1200 Platinum von Cooler Master gesehen haben. Nachfolgend noch einmal alle Schutzmechanismen, die der Hersteller mit angibt:
- Unterspannungsschutz (UVP)
- Überspannungsschutz (OVP)
- Kurzschlusssicherung (SCP)
- Überlastschutz (OPP)
- Überstromschutz (OCP)
- Überhitzungsschutz (OTP)
Detailansicht
Das Gehäuse-Design weicht vom Gewohnten seitens be quiet etwas, dafür aber an den entscheidenden Stellen ab. Mit rund 19 cm Länge gesellt sich das Dark Power Pro im Übrigen zu den größeren seiner Gattung. An den Enden hat der Hersteller ein Art Entkopplungsring um das Chassis gezogen, so dass weniger Vibrationen ans PC-Gehäuse übertragen werden sollen. Das rückseitige Wabengitter soll für ausreichend Luftzirkulation während des Betriebes sorgen.
Beim Lüftergitter tritt der inzwischen gewohnte Stil von be quiet wieder zum Vorschein. Zugriff auf den Lüfter erhält man ohne das gesamte Chassis zu öffnen und so einen kompletten Garantieverlust in Kauf zu nehmen. Einmal mehr hat jemand mitgedacht!
Am Anschluss-Panel lassen sich weitere technische Raffinessen und Feinheiten ausmachen. Lediglich der ATX-Hauptstrang ist nicht abnehmbar, der Rest der Kabel ist voll flexibel. Ein kleines, aber feines Detail hält der ATX-Strang bereit: Die Kabelummantelung bei Verlassen des Gehäuses ist so sauber und flexibel gelöst, wie wir es bisher noch bei keinem Netzteil sehen konnten. Daumen hoch! Interessant ist auch der Umstand, dass bis zu vier Lüfter via der mitgelieferten Adapter direkt ans Netzteil angeschlossen werden können. Für jeden Lüfter steht ein Maximalwert von bis zu 9,6W zur Verfügung. Die Steuerung wird dann lastabhängig vom Netzteil übernommen. Der Anwender hat also keinen direkt Einfluss auf die Drehgeschwindigkeit, was allerdings ein bisschen schade ist und mehr Potential bereitgehalten hätte.
Kabel im Detail
Wie es nicht anders zu erwarten war, liefert be quiet auch bei den mitgelieferten Anschlusskabeln eine ordentliche Performance ab. Angefangen allein bei der Menge der Anschlussstränge bis hin zu der Verarbeitungsqualität. Alle Stecker sind sehr sauber verarbeitet sowie mit entsprechenden Markierungen versehen, so dass theoretisch niemand etwas falsch an das PCB des Netzteil anschließen könnte. Die Kabelummantelung ist nicht zu 100 Prozent blickdicht was aber ein durchaus zu verschmerzender Punkt ist.
Abgesehen von der Konkurrenz, welche mitunter auf Flachbandkabel setzt, wie zum Beispiel das Cooler Master V1200 Platinum, gibt es kaum bis wenige Hersteller die im High-End Bereich noch ein extravagantes Sleeving einsetzen. Den absoluten Nimbus markierte damals das OCZ Fatal1ty 1000W (EOL), welches mit einem nahezu perfekten Sleeving auftrumpfen konnte.
Verbaute Komponenten im Detail
Wie einleitend schon beschrieben, ist das Dark Power Pro 10 das einzige Netzteil welches als Standard mit einer Multi-Rail-Plattform daherkommt, aber bei Bedarf auf Single-Rail, in diesem Fall einer Lei(s)tungsbündelung, umgeschaltet werden kann. Heißt im Klartext: das aus vier Leitungen mit 30A bzw. 45A eine „Bündelung“ von bis zu 70A erzielt werden kann. Dies ermöglicht unter anderem die inzwischen bei be quiet! schon fast flächendeckend zum Einsatz kommende DC-DC Topologie mit einer LLC-Resonanzschaltung. Im Inneren des Gehäuses findet jedoch erst einmal den Aufbau von Seasonic wieder, welche an dieser Stelle als Auftragsfertiger fungieren.
Die Verarbeitungsqualität ist über jeden Makel erhaben und zeigt sich von der besten Seite. Wie von be quiet! gewohnt, wurde das PCB wieder im „Firmenschwarz“ getaucht. Bei den Hauptkomponenten bzw. Primär- und Sekundärkondensatoren fiel die Wahl auf Nippon Chemicon oder vom Volksmund getaufte japanische 105°C Kondensatoren. Die Schutzschaltungen sind, wie schon beim Cooler Master V1200 Platinum, auf einer separaten Platine untergebracht. Die Lötstellen wurden sauber ausgeführt und die verarbeiten Bauteile hinterlassen im Allgemeinen einen sehr soliden und hochwertigen Eindruck.
Lüfter im Detail
Beim Lüfter setzt man logischer Weise wieder auf ein Produkt aus eigener Herstellung. Zum Einsatz kommt ein 135mm Silent Wings P10 mit der genauen Aufschrift „BQT T13525-XF20“ und einer maximalen Drehzahl von 2000 U/min. Laut Hersteller soll bei maximaler Drehzahl ein Schalldruck von 24dB(A) nicht überschritten werden. Mit Hilfe der eingebauten Elektronik soll der Lüfter, selbst bei 90 Prozent Auslastung, nicht lauter als 12dB(A) sein und erst unter maximal möglicher Volllasst „voll aufdrehen“.
Testsystem vorgestellt
Wie schon in unserem separaten Artikel vorgestellt, erfolgt der Test im Form eines offenen Aufbaus auf einem Benchtable. Um auch "große" Netzteile entsprechend auslasten zu können viel die Wahl zwar nicht mehr auf die aktuellsten Komponenten, jedoch auf solche, welche ein Netzteil ordentlich ins Schwitzen bringen können. Nachfolgend haben wir das gesamte System noch einmal aufgelistet, dass beim Test zum Einsatz kam. Die komplette Testmethodik und Kriterien haben wir in der separaten Netzteil-Testsystemvorstellung aufgelistet.
Intel X58 (S.1366) Netzteil Testsystem | ![]() ![]() ![]() | |
Prozessor: | Intel Core i7-975 Extreme Edition | |
Mainboard: | Sapphire Pure Black X58 | |
Kühlung: | Prolimatech Megahalems + beQuiet Silentwings | |
HDD: | Western Digital WD5003ABYX Enterprise | |
RAM: | 3x4GB Kingston HyperX Genesis @ 1866MHz | |
Grafikkarte: | 3x ATI HD 4870 / 3x ATI HD 4870X2 | |
Betriebssystem: | Windows 7 Ultimate SP1 (x64) | |
Grafiktreiber: | Catalyst 14.4 |
Die Messtechnik
Die Spannungen werden mittels Multimeter direkt am ATX-Strang bzw. dem Hauptstromkabel des Netzteils abgelesen. Die Toleranzschwankungen bei den Werten werden gemäß mathematischen Vorgehens auf- bzw. abgerundet. Beim Multimeter handelt es sich um ein Modell der Firma Luxx-Tools. Die aktuellen Verbrauchswerte, welche auch wirklich aus der Steckdose gezogen werden, ermitteln wir mit einem PSGI EG 1000 Strommessgerät.
Praxistest
Zum Auslasten des Netzteils nutzen wir folgende Programme:
Coredamage, 3DMark Vantage 1.0.1, sowie Furmark. Um eine maximale Auslastung zu erzielen, wird in OCCT der Power Supply Test und Furmark parallel laufen gelassen. Wie weiter oben angesprochen, lesen wir die Werte nicht im Betriebssystem aus, sondern mittels Multimeter direkt an den +3,3V, +5,0V, +12V Leitungen des ATX-Strangs.
**Es wird der Adobe Flash-Player benötigt, um die Werte ansehen zu können**
Leistungsaufnahme
Die Toleranzen liegen in folgenden Bereichen bei PC-Netzteilen nach ATX Norm:
- +3,3 Volt: +/- 4% (3,17V bis 3,43V)
- +5,0 Volt: +/- 5% (4,75V bis 5,25V)
- +12 Volt: +/- 5% (11,4V bis 12,6V)
Leistungsaufnahme Stand by / set off
{fusionchart id="13" Netzteile >700W - standby / ausgeschaltet}
Leistungsaufnahme Leerlauf (idle)
{fusionchart id="12" Netzteile >700W - idle}
Leistungsaufnahme Last (load)
{fusionchart id="11" Netzteile >700W - last}
Leistungsaufnahme Peak-load
{fusionchart id="14" Netzteile >700W - Leistungsaufnahme Peak}
Spannungsstabilität
{fusionchart id="75" be quiet! Dark Power Pro 10 - 850W - 12V}
{fusionchart id="76" be quiet! Dark Power Pro 10 - 850W - 5V}
{fusionchart id="77" be quiet! Dark Power Pro 10 - 850W - 3V}
Lautstärke im Betrieb
Das die Dark Power Pro Reihe als durchgängig silent deklariert werden kann war auch schon vor unserem Test allgemein bekannt, viel mehr konnten wir uns selbst davon überzeugen und dies nur nochmals bestätigen. Wer ein sehr performantes und zugleich absolut leises Netzteil sucht, wird mit diesem Produkt in jeder Hinsicht glücklich werden. Trotz allem sei nochmal kurz erwähnt, dass es sich um eine rein subjektive Einschätzung handelt die je nach Person durchaus abweichen kann. Kommen wir abschließend nun zum Fazit.
Fazit
Auch wenn das Dark Power Pro 10 bereits seit fast zwei Jahren erhältlich ist, zeigt das Produkt immer noch eine erstklassige Performance. Die verbaute Technik ist immer noch state of the art und weiß zu überzeugen. Die einen würden technische Raffinesse sagen, die anderen Spielerei. Wer aber wirklich auf den Wechsel zwischen Multi- und Single-Rail während des Betriebes zu nutzen weiß, wird dieses Feature wohl nicht mehr missen wollen. Hinsichtlich der Lautstärke gibt es nichts zu sagen, denn man hört das Netzteil einfach nicht. Daumen hoch! Abgerundet wird das erstklassige Gesamtpaket durch seinen extravagant umfangreichen Lieferumfang sowie von fünf Jahren Herstellergarantie mit einem 48h Pickup Service im ersten Jahr nach dem Kauf.
Einziger Wehrmutstropfen an dieser Stelle ist natürlich der erhöhte Preis, welcher auch auf die 80Plus Platinum Zertifizierung zurückzuführen ist. Verglichen mit anderen Modellen mit gleicher bzw. ähnlicher Ausstattung, tangiert das von uns getestete Produkte im oberen Preissegment. Wer sich am Aufpreis nicht stört, der bekommt erstklassige be quiet! Markenqualität geboten! Für aktuell rund 190,- EUR ist es in einschlägigen Preisvergleichen gelistet. Bei Amazon kann auch gekauft werden.
be quiet Dark Power Pro 10 - 850W | ||
Testberichte Netzteile | Hersteller-Homepage | Bei Amazon kaufen |
Pro | Contra | ![]() |
+ sehr hochwertige Verarbeitung | - im Vergleich hoher Preis |
In der Summe überzeugt das Netzteil zu 100 Prozent. In der Summe sehen wir uns darin bekräftigt, das be quiet Dark Power Pro 10 - 850W mit unserem Hardware-Journal Gold-Award zu prämieren.
Weitere interessante Testberichte:
Test: Cooler Master V1200 Platinum
Test: be quiet! Straight Power 10 - 700W
Test: 500W XXL--Netzteil-Roundup