Der SSD-Markt ist seit längerem ein hart umkämpftes Geschäftsfeld und das bekommen sowohl die Newcomer wie z.B. Mach Xtreme Technology als auch die etablierten Platzhirsche wie etwa Samsung oder Intel zu spüren. Die Hersteller machen es dem Otto-Normalverbraucher auch nicht gerade leicht wenn es darum geht, sich für ein Modell zu entscheiden. Die einzelnen Zutaten für ihre Halbleiterlaufwerke werden oft fertig eingekauft, verbaut und in einem eigenen Gehäuse auf den Markt gebracht. Wer sich da nicht von der Masse abhebt bleibt früher oder später auf der Strecke.
Wie man es richtig machen kann zeigt aktuell der renommierte Hersteller OCZ mit seiner (fast) komplett hausgemachten Neuerscheinung, der OCZ Vector. Das Leistungsversprechen ist hoch, denn laut Hersteller soll sie an das Leistungsvermögen der Samsung 840 Pro heranreichen und stellenweise sogar übertreffen. Was wir davon glauben können und wie die OCZ Vector in unserem Festplatten Testsystem abschneidet möchten wir mit diesem Testbericht klären.
OCZ geht in die Offensive: Das spürt man, wenn man sich die Daten und Fakten der OCZ Vector genau ansieht. Ein komplett in Eigenregie entwickelter Controller samt Firmware dürfte wohl das beste Argument sein, um sich von vielen anderen Herstellern abzusetzen. Einzig Samsung und Intel können von sich das gleiche behaupten. Schließlich besteht nicht die Gefahr, dass Mitbewerber wenige Zeit später ein Produkt mit identischem Controller und leicht modifizierter Firmware herausbringen, wie das häufig bei SSDs mit SandForce Controllern der Fall war. Lediglich die Fertigung des NAND-Speichers stellt für OCZ noch eine Abhängigkeit dar, da dieser von IMFT (ein Joint Venture von Micron Technology und Intel) stammt. Ansonsten hat der Hersteller alle nötigen Kompetenzen im eigenen Haus, was den Idealzustand darstellt. Dies wurde durch einige (teilweise und vollständige) Übernahmen in den Jahren 2010 bis 2012 ermöglicht, wodurch sich OCZ das Fachwissen und vereinzelt Patente von den Firmen IP, Solid Data Inc., Indilinx, PLX Technology und SANRAD Inc. einverleibte.
Für unseren Test haben wir eine OCZ Vector 256 GB zur Verfügung gestellt bekommen. Dafür recht herzlichen Dank an OCZ für das entgegengebrachte Vertrauen.
Autor: Martin Nürnberger
Lieferumfang
Wer unsere bisherigen Testberichte über OCZ SSDs (Vertex 3 256GB oder Vertex 4 128GB) aufmerksam verfolgt hat dem sei gesagt, dass der Lieferumfang gewohnt übersichtlich geblieben ist. Die SSD liegt in einer antistatischen Folie in einem schwarzen Schaumstoffrahmen. Darum befindet sich auf der Vorder- und Rückseite eine schwarze Pappe, die sich auf der Vorderseite aufklappen lässt. Die Materialien sind sehr leicht, wirken aufgrund der matten Oberflächen dennoch hochwertig. Wie üblich findet man auf der Rückseite der schwarzen Schaumstoffummantelung den Einbaurahmen für 3,5 Zoll Schächte, falls die SSD in einem PC-Gehäuse zum Einsatz kommen soll. In der Vorderseite liegen die notwendigen Schrauben in einer kleinen Tüte bereit, die für den Einbau benötigt werden. Ein kurzes Informationsblatt und einen Aufkleber „I love my SSD“ runden den Lieferumfang ab.
Als weitere Dreingabe legt der Hersteller der OCZ Vector einen Aktivierungscode bei, mit dem man die Berechtigung zum Download von Acronis True Image HD über die Webseite von OCZ erhält. Dieses Programm dient dazu das bisherige Betriebssystem von der alten Systemplatte (egal ob HDD oder SSD) auf die OCZ Vector zu kopieren.
Technische Details
OCZ Vector | 128 GB | 256 GB | 512 GB |
Sequential Read (MB/s) | 550 | 550 | 550 |
Sequential Write (MB/s) | 400 | 530 | 530 |
4KB Random Read (IOPS) | 90.000 | 100.000 | 100.000 |
4KB Random Write (IOPS) | 95.000 | 95.000 | 95.000 |
Performance Angaben laut Hersteller
Technische Daten *klicken zum Anzeigen*
Modellbezeichnung | VTR1-25SAT3-256G |
Kapazität | 256 GB |
Controller | Indilinx Barefoot 3 (Firmware 10200000) |
NAND-Speicher | IMFT 25nm MLC sync. ONFI 2.x (M2502128T048SX22) |
Verfügbare Kapazitäten | 128, 256 und 512 GB |
Form Faktor | 2,5 Zoll (63,5 mm) |
Anschluss | SATA 6 Gb/s (SATA 3) |
Maximale Schreibrate lt. Herst. | bis 530 MB/s |
Maximale Leserate lt. Herst. | bis 550 MB/s |
IOPS Lesen lt. Herst. | bis 100.000 |
IOPS Schreiben lt. Herst. | bis 95.000 |
Performance-Optimierung | TRIM-Support, Garbage Collection |
Datenzuverlässigkeit | BCH ECC korregiert bis zu 28 zufällige Bits / 1 KB |
Schockresistent bis | 1.500G/0,5ms |
Lebensdauer | 1.300.000 Stunden |
Stromverbrauch | Idle: 0,9 W; Active: 2,25 W |
Abmessungen | 99,7 x 69,75 x 7 mm (Länge x Breite x Höhe) |
Gewicht | 115 g |
Betriebstemperatur | -45°C bis 85°C |
Unterstützte Betriebssysteme | Windows, Mac, Linux |
Zertifikate | RoHS, CE, FCC, KCC, C-Tick, VCCI, BSMI |
Garantie durch Hersteller | 5 Jahre (bis 20 GB Schreiben pro Tag) |
Der Blick auf und unter die Haube
Bei der äußeren Gestaltung der Vector verwendet OCZ wie bei anderen Modellen den schlichten Stil, denn oft bekommt man das Aluminiumgehäuse nach dem Einbau sowieso nicht mehr zu Gesicht. Die Ecken sind angenehm abgerundet, die Kanten der Vorder- und Rückseite dagegen eckig. Auf der Oberseite finden wir ein vollflächiges Label, was ansprechend gestaltet wurde. Ein weiteres Label auf der Rückseite verrät die technischen Daten der SSD. Die Aluminiumoberflächen, die nicht beklebt sind, fühlen sich dank ihrer matten Beschaffenheit sehr angenehm an.
Kommen wir nun zum interessanten Teil: Dem Inneren der SSD. Als erstes fällt ein Wärmeleitpad auf, welches den Controller ganzflächig abdeckt. Dieses Pad hat sicherlich zweierlei Vorteile. Zum einen leitet es die Wärme des Controllers an das Gehäuse ab, zum anderen sorgt es für einen gewissen Schutz, wenn das Gehäuse stark zusammengedrückt werden sollte.
Wir finden sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite des PCB (printed circuit board; Leiterplatte) je acht NAND-Speicherbausteine, welche rechnerisch je 16 GB fassen. Im Zentrum des PCB sitzt der Controller, eine vollständige Eigenentwicklung samt Firmware. Er besteht aus einem ARM-Cortex-Kern, der sich mit der Verarbeitung der über den SATA-Anschluss laufenden Befehle kümmert. Unterstützt wird er durch einen eigens für den Einsatz in SSDs angepassten 32-Bit Aragon Co-Prozessor mit 400 MHz, der für die Kommunikation mit dem NAND-Speicher verantwortlich ist.
Üblicherweise würde man erwarten, dass bei einer 256 GB großen SSD weniger als 230 GB Nutzkapazität zur Verfügung stehen. Grund dafür sind die aus bequemlichkeitsgründen verwendeten Größenangabe des Herstellers gemäß Dezimalsystem (1 KB = 1000 Byte oder 256 GB = 256.000 MB) statt dem an dieser Stelle richtig angewendetem Binärsystem (1 KB = 1024 Byte oder 256 GB = 238.413 MB) und das bei SSDs übliche overprovisioning, das eine definierte Menge an Zellen für den Tausch defekter Zellen bevorratet wird. Erstaunlich hierbei ist, dass dem Nutzer tatsächlich die volle Kapazität von etwa 238,4 GB zur Verfügung steht. Das lässt darauf schließen, dass die OCZ Vector vollständig auf das sogenannte overprovisioning verzichtet.
Das Datenträger Testsystem von HW-Journal.de
Auf der Basis eines aktuellen Testsystems mit möglichst hohem Praxisbezug stellen wir die Messergebnisse der OCZ Vector 256 GB vor. Wir verwenden dabei bewusst das Ende Oktober 2012 erschienene Microsoft Windows 8 als Betriebssystem, da es zukünftig auf den meisten PC-Systemen zum Einsatz kommen wird. Die ausführliche Konfiguration kann im Artikel zum Datenträger Testsystem für SSDs nachgelesen werden.
Intel Z77 Datenträger Testsystem | ||
Prozessor: | Intel Core i7-3770K (Retail) | |
Mainboard: | Gigabyte Z77MX-D3H | |
Kühlung: | EKL-Stock Kühler | |
RAM: | 2x 4GB Kingston HyperX (KHX1600C9D3/4G) @ 1600 MHz | |
Netzteil: | beQuiet Pure Power L8-CM 430W | |
Grafikkarte: | Sapphire Vapor-X HD4890 1 GB | |
Betriebssystem: | Microsoft Windows 8 Pro x64 | |
Grafiktreiber: | - | |
Benchmark: ATTO
Aus dem Hause ATTO Technology, Inc. (Amerika) stammt der gleichnamige Benchmark für Festplatten und Datenträger ATTO, mit dem wir die Leistung des Testobjekts messen wollen. Die Daten, die für diesen Test geschrieben und gelesen werden, sind gut komprimierbar. Dies hat zur Folge, dass die Leistung bei SSDs stark abhängig vom verbauten Controller ist.
SandForce-Controller beispielsweise beherrschen eine ausgezeichnete Komprimierung, was die Ergebnisse beim Benchmark sehr gut aussehen lässt. Kommen allerdings nur schlecht komprimierbare Daten ins Spiel, wie das bei der Verwendung im Alltag häufig der Fall ist, brechen die Ergebnisse ein und fallen auf ein "normales Niveau". Die Hersteller sind geneigt sich auf die Messwerte des ATTO Benchmark zu beziehen was dazu führt, dass es nicht ausreicht sich auf diese Angaben zu verlassen. Wie so oft spricht man an dieser Stelle von Maximalwerte oder "bis zu".
Die Vorgehensweise des Benchmark ist kurz erklärt: In unserem Fall wird eine 256 MB große Datei mit einer Arbeitstiefe (gleichzeitige Anfragen an den Datenträger) von 4 geschrieben und anschließend gelesen. Die verwendeten Blockgrößen liegen dabei zwischen 0,5 und 8192 KB. Bei kleinen Blockgrößen werden erfahrungsgemäß geringere Transferraten als bei großen Blockgrößen erreicht.
Wir haben diesen Test mehrfach durchgeführt, da wir vom Zick-Zack der Kurve überrascht waren. Die Entstehung konnten wir uns nicht erklären. Tendenziell erkennt man aber eines: die Kurve der OCZ Vector 256 GB steigt steil empor und holt weit aus.
Beim Schreiben nimmt sie schnell Fahrt auf, liegt klar über andere aktuelle Modelle mit SandForce-Controller (z.B. MX DS Turbo 120 GB) und erreicht schnell das Maximum für den SATA-Anschluss. Sehr vorbildlich.
Benchmark: AS SSD
Kommen wir nun zu einem interessanteren Test, der für die Durchführung zufällige Daten verwendet. Dadurch lässt sich die Leistung, die den Nutzer im Alltag erwartet, messen. Doch vorher ein kurzes Wort zum AS SSD Benchmark. Er ist ausschließlich für die Leistungsbestimmung von SSDs gedacht. Neben der Bestimmung von Lese- und Schreibgeschwindigkeit zufälliger Daten (nicht besonders gut komprimierbar) steht noch ein Kopier-Benchmark zur Verfügung, der drei Szenarien berücksichtigt: ISO, Programm und Spiel. In jedem Fall werden die Dateien (ISO: 2 große Dateien; Programm: viele kleine und wenige große Dateien; Spiel: viele große und wenige kleine Dateien) gleichzeitig auf der SSD geschrieben und gelesen. Als letztes Werkzeug lassen wir einen Kompression-Benchmark durchführen. Er verdeutlicht anschaulich wie hoch die Lese- und Schreibraten sind, wenn die Daten schlecht komprimierbar (X-Achse: 0%) bis sehr gut komprimierbar (X-Achse: 100%) sind.
Ein wirklich beeindruckendes Ergebnis, was uns die OCZ Vector 256 GB beim AS SSD Benchmark hier abliefert. Was uns auch sehr gut gefällt ist der Kompressionstest: hier sieht man den klaren Vorteil gegenüber SandForce-Controllern, denn diese brechen bei schlecht komprimierbaren Daten (auf der X-Achse bei 0% beginnend) stark ein, was bei der Vector absolut nicht der Fall ist.
Benchmark: Crystal Disk Mark
Ergänzend zum AS-SSD Benchmark setzen wir den Benchmark Crystal Disk Mark ein. Mit Crystal Disk Mark kann jede Art von Datenspeicher getestet werde. Nach Belieben kann man zwischen gut komprimierbaren Daten und zufälligen Daten wählen.
Auch hier holt die OCZ Vector 256 GB den 1. Platz. Das Ergebnis des AS SSD Benchmark wird hier bestätigt: Starke Überlegenheit beim Schreiben und knapper Sieg beim Lesen sequentieller Daten.
Benchmark: PCMark 7 Advanced Edition
Wer kennt ihn nicht – den PCMark 7 von Futuremark. Mit ihm lassen sich praxisnahe Benchmarks durchführen und dessen Ergebnisse weltweit auf der Webseite von Futuremark mit anderen Systemen vergleichen. Für unsere Messungen verwenden wir nur einen Teil der zur Verfügung stehenden Optionen, und zwar den Bereich system storage suite.
Auch bei diesem Test hat die OCZ Vector 256 GB die Nase vorn und setzt sich an die Spitze.
Benchmark: Praxisanwendungen
Microsoft Office Home and Student 2010 – Installation
Die Installation von Microsoft Office ist vielmehr ein Praxistest als ein Benchmark. Er ist aus dem Grund so wichtig, da es sich hierbei um ein echtes Anwendungsbeispiel handelt, in dem ein erhöhter Arbeitsaufwand vorliegt. Die Installationsdateien befinden sich bereits auf dem Datenträger. Während der Installation wird vom Datenträger gelesen und gleichzeitig geschrieben. Es werden große und kleine Dateien abgelegt und Eintragungen im Betriebssystem vorgenommen.
Adobe Photoshop CS6 Extended Edition – Startzeit
Ein weiterer praktischer Test ist die Startzeit eines zuvor installierten Adobe Photoshop CS6 Extended Edition. Hierbei kommt es auf die Lesegeschwindigkeit von großen und kleinen Dateien an. Dass Photoshop davon einige benötigt, um den Dienst anzutreten, ist bekannt.
Auf Grund der Ergebnisse bei den syntetischen Tests lag die Vermutung nahe, dass die OCZ Vector 256 GB auch bei den Praxistests ein sehr gutes Ergebnis erzielen würde. Diese Annahme hat sich mehr als bestätigt, denn wie man erkennt läuft die Installation von Office 2010 fast doppelt so schnell durch wie bei den Mitbewerber-Produkten. Auch die Startzeit von Photoshop CS6 fühlt sich noch einen Zacken schneller an, was die Messungen mit der Stoppuhr untermauern. Zugegeben, die Genauigkeit beim Messen ist nicht sehr hoch. Hier soll jedoch nur ein Eindruck vermittelt werden, der annähernd mit der Stoppuhr belegt werden kann. Nach all den Vorschusslohrbeeren wollen wir nun zum Ende kommen und das abschließende Fazit bilden.
Fazit
Es fällt nicht schwer eine treffende Aussage zur OCZ Vector 256 GB zu fällen, es ist nur noch eine Frage der Formulierung. Schaut man sich die Benchmark Ergebnisse an, darf man in jeder Hinsicht staunen. OCZ scheint mit der OCZ Vector und der Geburt des Indilinx Barefoot 3 alles richtig gemacht zu haben. Der Plan durch eine (fast) komplette Eigenentwicklung den SSD-Performance-Thron zu erklimmen ist aufgegangen. Zumindest gilt das für die von uns getesteten Exemplare und für die von uns verwendete Testmethodik. Das Erscheinen der OCZ Vector dürfte andere Hersteller mit ebenfalls performanten SSDs wie Samsung und Intel wachgerüttelt und zu einer weiteren Runde im Wettlauf um die Spitze am SSD Markt aufgerufen haben. Erhältlich ist die SSD unter anderem bei Amazon.
Pro
- Sehr hohe Performance
- Sehr lange Garantiezeit von 5 Jahren
Contra
- Hohes Gewicht (relevant für z.B. Ultrabooks)
Wir sind absolut von der OCZ Vector 256 GB überzeugt und können unsere volle Kaufempfehlung aussprechen. Zum Preis von etwa 215,- Euro (Stand: 21.01.2013) erhält man eine leistungsstarke SSD mit einer sehr langer Herstellergarantie von 5 Jahren. Da die SSD noch sehr jung ist und nicht feststeht, wie sie sich auf lange Sicht verhält, behalten wir dieses Exemplar auf jeden Fall im Auge. Für den Austausch von Erfahrungsberichten und Diskusionen rund um die OCZ Vector und den neuen Indilinx Barefoot 3 Controller steht unser Forum für jeden zur Verfügung. Die SSD erhält für die erbrachte Leistung unser Prädikat sehr empfehlenswert und zugleich auch unseren Platin-Award, welchen bislang noch keine SSD erhalten hat.
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