Nachdem bereits die GeForce RTX 4090 Ziel organisierter Betrugsmaschen war, scheint sich das Problem nun auch auf das kommende Flaggschiffmodell, die GeForce RTX 5090, auszuweiten. In China und zunehmend auch international tauchen Grafikkarten auf, die äußerlich wie voll funktionsfähige High-End-Modelle wirken, intern jedoch vollständig ausgehöhlt sind: Weder GPU-Chip noch Videospeicher sind vorhanden.
Ursprung dieser Entwicklung ist die anhaltend hohe Nachfrage nach leistungsstarker Hardware für KI-Berechnungen. Insbesondere in China ist der Markt für GPU-basierte Rechenleistung stark gewachsen, nicht zuletzt durch Exportbeschränkungen für professionelle Beschleuniger. Infolgedessen greifen viele Anbieter auf Consumer-Modelle wie die RTX 4090 zurück, die sich durch ihre hohe FP16/FP8-Leistung auch für Inferencing-Aufgaben eignen.
Bildquelle: northwestrepair
Einige Firmen spezialisieren sich darauf, Standardmodelle für Rechenzentren umzubauen. Dabei werden GPU und Speicher vom Original-PCB entfernt und auf spezielle Platinen mit Blower-Kühlern und Dual-Slot-Designs transplantiert, ideal für enge Server-Racks mit mehreren GPUs. Die Kehrseite: Übrig gebliebene Platinen, Kühler und Gehäuseteile dieser Umbauten landen häufig auf dem Gebrauchtmarkt. In einigen Fällen verkaufen dubiose Händler die leeren Gehäuse als vermeintlich funktionierende Karten weiter. Käufer erhalten so faktisch ein leeres Gehäuse mit I/O-Blende, ohne jede Funktion. Wie nun von Reparaturdienstleistern wie Northwestrepair berichtet wurde, erreichen zunehmend auch angebliche RTX-5090-Karten die Werkstätten, mit denselben Symptomen wie zuvor bei der RTX 4090. Ein äußerlich intaktes Kühlgehäuse, intakte Siegel, aber intern keinerlei GPU-Komponenten.
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Besonders problematisch: Das PCB-Design der RTX 5090 erlaubt es offenbar, den Speicher nur auf einer Seite unterzubringen. Wird lediglich das Backplate entfernt, bleibt das Fehlen von Speicherchips für Laien unentdeckt. Komplett umschließende Kühlergehäuse machen eine Sichtprüfung zusätzlich schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Betrüger die Schrauben der Kühler absichtlich beschädigen, um eine schnelle Öffnung zu verhindern.
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Ob die Hersteller der umgebauten Server-GPUs direkt an den Fälschungen beteiligt sind, lässt sich schwer nachweisen. Fest steht jedoch: Die massenhafte Zerlegung originaler Karten schafft einen Graumarkt für Bauteile, der betrügerisch genutzt wird. Diese Fälschungen tauchen nicht nur auf Plattformen wie Taobao oder AliExpress auf, sondern werden mitunter sogar über Rückgabeprozesse großer Händler wie Amazon in Umlauf gebracht. Da sich Garantiesiegel und Verpackungen mittlerweile relativ leicht fälschen lassen, reicht ein unversehrter Karton längst nicht mehr als Authentizitätsmerkmal aus.
Schutz vor Betrug: Vorsichtsmaßnahmen beim GPU-Kauf
Verbrauchern bleibt derzeit nur die Möglichkeit, besonders wachsam zu agieren. Experten empfehlen folgende Maßnahmen:
- Nur bei autorisierten Händlern kaufen, idealerweise mit Rückgaberecht.
- Auspacken dokumentieren (z. B. per Video), um im Streitfall Beweise zu haben.
- Zahlungsmethoden mit Käuferschutz nutzen, etwa Kreditkarten oder Plattformen mit Rückbuchungsoption.
Videoquelle:northwestrepair (Youtube)
Da die RTX 5090 offiziell noch nicht breit verfügbar ist, sind aktuell alle im Umlauf befindlichen Karten mit besonderer Vorsicht zu betrachten. Im Zweifelsfall sollten Käufer technische Merkmale wie Gewicht, Platinenlayout oder Seriennummern mit offiziellen Informationen abgleichen – oder die Finger ganz von zweifelhaften Angeboten lassen. Die Verlagerung von GPU-Komponenten in spezialisierte Serverlösungen hat eine neue Art von Hardware-Betrug begünstigt. Was mit der RTX 4090 begann, setzt sich nun mit der RTX 5090 fort. Solange diese Praxis lukrativ bleibt und Kontrollen fehlen, ist nicht mit einem Ende solcher Fälschungen zu rechnen. Käufer sollten entsprechend umsichtig agieren – besonders bei vermeintlichen Schnäppchen auf dem Gebrauchtmarkt.
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