Die Elektronikhandelsgruppe Media-Markt-Saturn wird künftig teilweise unter chinesischer Führung stehen. Der Onlinehandelsriese JD.com beteiligt sich mit einem milliardenschweren Einstieg an der Muttergesellschaft Ceconomy. Wie aus Unternehmenskreisen hervorgeht, übernimmt JD.com im ersten Schritt rund 32 Prozent der Anteile. Das Investitionsvolumen liegt bei etwa 2,2 Milliarden Euro. Langfristig ist ein Ausbau auf über 50 Prozent geplant.
Den Weg für den Einstieg ebneten mehrere Großaktionäre. Unter anderem veräußerten die Investoren Haniel, Beisheim, BC Equities sowie der Telekommunikationsanbieter Freenet ihre Anteile. Ausschlaggebend war jedoch die Entscheidung der Gründerfamilie Kellerhals, einen Teil ihres Pakets abzugeben. Die Familie, die Media Markt in den späten 1970er-Jahren gegründet hatte, galt als skeptisch gegenüber einem Verkauf an einen chinesischen Technologiekonzern. Nach langwierigen Gesprächen stimmte die Familie letztlich zu, behält aber mit einem Anteil von etwa 25 Prozent weiterhin eine relevante Position im Unternehmen.
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Die Vereinbarung zwischen JD.com und der Investmentgesellschaft Convergenta, die die Kellerhals-Anteile hält, sieht eine strategische Kooperation und ein abgestimmtes Stimmverhalten vor. Damit kontrolliert JD.com faktisch bereits einen maßgeblichen Teil von Ceconomy und dürfte seinen Einfluss weiter ausbauen. Im Streubesitz befinden sich derzeit noch etwa 36 Prozent der Aktien. Die Beteiligung an Ceconomy verschafft JD.com Zugang zu einem der größten Elektronikhändler Europas mit rund 1.000 Märkten und einem weit verzweigten Logistiknetzwerk. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von rund 22,4 Milliarden Euro, davon entfielen mehr als 5 Milliarden Euro auf den Onlinehandel. In Summe beschäftigt das Unternehmen rund 50.000 Mitarbeitende in mehreren europäischen Ländern.
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Für JD.com ist die Beteiligung ein weiterer Schritt zur Expansion auf dem europäischen Markt. In der Vergangenheit hatte der Konzern bereits Interesse an britischen Handelsketten gezeigt, jedoch ohne Erfolg. Mit dem nun besiegelten Einstieg bei Ceconomy sichert sich JD.com nicht nur Vertriebsstrukturen, sondern auch wertvolle Marktanteile im europäischen Einzelhandel für Elektronikprodukte. Wie sich der Einfluss des neuen Großaktionärs künftig konkret auf das operative Geschäft auswirkt, bleibt abzuwarten.
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Der chinesische Einfluss auf erfolgreiche europäische Unternehmen wird durch solche Investments unweigerlich größer und lässt zweifellos die unbequeme Frage zu, ob sich der Wind nicht generell etwas gedreht hat? Die Zukunft wird zeigen ob China, das ehemalige Paradies für günstige Auftragsarbeiten europäischer Konzerne, die Kompassnadel unter Kontrolle hat und jetzt selbst bestimmt, wohin die Reise geht.
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